Berlin (ddp-bln). Mit dem symbolischen Fall von 1000Styroporsteinen auf dem ehemaligen Todesstreifen und einem großen «Fest der Freiheit» am Brandenburger Tor hat Berlin den 20. Jahrestag des Mauerfalls gefeiert. Vor mehr als 30europäischen Staats- und Regierungschefs würdigte Bundespräsident Horst Köhler die von DDR-Bürgern angestoßene «friedliche Revolution» und sprach vom«Glück der europäischen Vereinigung». Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mahnte zugleich, Freiheit komme nicht von selbst, sondern müsse erkämpft und immer wiederverteidigt werden.
Merkel bezeichnete den 9. November 1989 als Tag einer «wahrhaft glücklichen Stunde der deutschen und europäischen Geschichte». «Es öffnete sich das Tor zurFreiheit», sagte die Kanzlerin. «Endlich war das Ende des Kalten Krieges gekommen». Merkel würdigte den Mut der DDR-Bürger als «friedvolle Kämpfer fürFreiheit und ein selbst bestimmtes Leben», der osteuropäischen Länder sowie die Rolle des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU) und von Ex-Außenminister Hans-DietrichGenscher zur deutschen Wiedervereinigung.
Am Abend riefen auf dem Berliner Freiheits-Fest die Vertreter der vier früheren Siegermächte dazu auf, jetzt für Freiheit weltweit einzutreten. «Lassen sie uns das Licht derFreiheit auch in den dunkelsten Nächten der Tyrannei aufrecht erhalten», sagte der aus Washington zugeschaltete US-Präsident Barack Obama. Ähnlich äußerten sichFrankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, Russlands Präsident Dmitri Medwedew und Großbritanniens Regierungschef Gordon Brown. Eröffnet wurde die Feier durch ein Konzert derStaatskapelle Berlin unter Leitung von Daniel Barenboim.
Am Nachmittag Merkel hatte den legendären Grenzübergang Bornholmer Straße in Berlin besucht, wo 1989 der erste Schlagbaum an der innerdeutschen Grenze geöffnet worden war.Begleitet wurde die Kanzlerin auf ihrem Brücken-Gang von ehemaligen DDR-Bürgerrechtlern, unter ihnen Joachim Gauck, Marianne Birthler, Vera Lengsfeld und Rainer Eppelmann, sowie vomehemaligen sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow und dem ehemaligen polnischen Arbeiterführer und Präsidenten Lech Walesa.
Köhler erinnerte auf dem Empfang der ausländischen Staatsgäste an die Helden des Mauerfalls. «Diejenigen, die sich nicht mehr einschüchtern ließen und in den Wochenund Monaten vor dem 9. November zu Tausenden und Abertausenden in Leipzig, Berlin, Dresden und anderswo für ihre Rechte auf die Straße gingen, haben ihre Freiheit und die Einheit unseresLandes errungen», unterstrich der Bundespräsident. Doch gelte auch alle jenen in Europa ein großer Dank, die den Deutschen auf dem Weg zur Einheit geholfen haben.
Symbolisch stieß Walesa am Abend den zweiten Fall der Mauer an, die aus bunt bemalten Styroporsteinen symbolisch am Reichstag wieder aufgebaut worden war. Ein ganz besonderer der eintausend 2,5Meter hohen Steine kam aus Südafrika und war von Nelson Mandela bemalt worden. Mandela habe «die Mauer der Rassentrennung in seinem Land zum Einsturz gebracht», unterstrich BerlinsRegierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Er appellierte, jetzt Mauern auf der ganzen Welt zum Einsturz zu bringen, «die Mauern aus Stein und die Mauern in denKöpfen».
Begonnen hatte der Tag mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Berliner Gethsemanekirche. «Noch immer bewegen uns dabei die Dankbarkeit und das freudige Staunen über diesesEreignis», unterstrich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch in seiner Predigt. Er rief dazu auf, «gemeinsam in Ost und West, in Geduld und Ausdauerweiter Brücken zueinander zu bauen.»
Neben den vielen lobenden Tönen zum Mauerfall gab es auch nachdenkliche Stimmen. So warnte Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) im Radiosender Bayern2 vor einer Verklärungvon Helmut Kohl als «Kanzler der Einheit». «Der Mauerfall vor 20 Jahren ist nicht das Ergebnis einer genialen Politik und genialer Politiker, sondern des Mutes vieler namenloserMenschen – und das müssen wir verteidigen.» Kohl selbst nahm an den Feierlichkeiten nicht teil.
Zu den Feiern waren im Tagesverlauf Hunderttausende Menschen gekommen. Am Abend beendete ein großes, mehrminütiges Feuerwerk am Brandenburger Tor den Mauerfall-Tag, an dem dieStyropormauer in mehreren Etappen in sich zusammenfiel. An einem Stein aus Korea wurde die fallende Mauer gestoppt. Damit sollte daran erinnert werden, dass es in der Welt noch andere Mauerneinzureißen gelte.
(ddp)
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