Lady Gaga – Popgeburt der dritten Art

Popmonster Lady Gaga ließ sich bei der Grammy-Verleihung im Januar in einem Ei auf die Bühne tragen. Nun möchte sie mit ihrem heiß erwarteten Album „Born This Way“ in eine völlig entfesselte Popwelt schlüpfen. Das Video zum Titelsong vereint in psychedelischer Tabulosigkeit Aliensex und hymnenhafte Selbstliebe.

So wird Stefani Joanne Angelina Germanotta die Top 100 wohl auch dieses Mal in burlesquer Verwandlungsfähigkeit erobern und dafür hat sie sich neue Produzenten an Bord geholt, deren Namen sie bisher nicht preisgeben möchte. Obwohl ihr Kylie Minogue bescheinigte, hemmungslos in der Geschichte des Pops abzukupfern, hatte sie sich zuletzt sowohl RedOne als auch den Produzenten von Madonna zur Albumproduktion herangezogen. Guter Pop steckt eben voller Zitate und Anspielungen, aber die Kunst der Maskerade und Selbstinszenierung kann doch nicht über Inhalt und Stil hinwegtäuschen.

Gagapop: Camp, Queer, Burlesque

So begann Lady Gaga schon früh mit Camp und Queer, szenigen Auftritten in New Yorks Lower East Side und wurde doch erst als Komponistin für Interscope-Künstler wie die Pussycat Dolls für ihre markante Stimme entdeckt. „Just Dance“ hieß ihre Debütsingle auf dem Album „The Fame“, „Bad Romance“ titelte sie auf „Fame Monster“ und für das zugehörige Video hagelte es bei den MTV Video Music Awards insgesamt sieben Preise. Im Siegestaumel kündigte sie bereits den neuesten Titel an. Für das Video von „Born This Way“ schaffte sie mit dem Fashionfilmer Nick Knight in einstimmiger Symbiose aus Musik und Fashion ein aufsehenerregendes Kaleidoskop für diese Befreiungshymne, die jede Gender-Debatte obsolet erscheinen lässt. So präsentierten sich im Video nackte Leiber in einer Performance der Massen vor düsterer Kulisse und in außerirdischen Geburtsszenarien, die zur Provokation reizen.

Der Knight und die Lady

Nick Knight fotografiert Fashion und Mode und hält doch die klassisch exklusive Inszenierung herkömmlicher Modenschauen für überholt. Stattdessen überführt er die Mode in kunstvollen Kurzfilmen in eine neue Ära und schafft etwas völlig Neues. So screente er zum Beispiel Alexander McQueens letzte große Show „Plato’s Atlantis“ als Live-Stream. Ob Knight und die Lady sich in diesem Rahmen kennenlernten, weil nach einem Tweet von Gaga der gesamte Stream der Show zusammenbrach, oder andere Wege sie zueinander führten, bleibt an dieser Stelle ungeklärt. Die Vereinigung von Künstler und Werk kann man jedoch bei beiden deutlich erkennen. Glamour als Projektion der Seele, sagte Lady Gaga einmal in einem Interview, das ist für New Yorker selbstverständlich.

Bild:
(cc-by-sa) Zandland / Picasaweb.Google.com
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