Die massiven Absatzprobleme des neuen Biosprits E10 führten dazu, dass die weitere Einführung des neuen Öko-Benzins vorerst gestoppt wurde. „Das System platz sonst“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV), Klaus Picard.
Die Bundesregierung hatte mit der E10-Regelung Vorgaben der EU erfüllt, die Bevölkerung hat sie bisher allerdings eher schlecht aufgenommen. Bisher wurde E10 von knapp der Hälfte der bundesweit 15.000 Tankstellen eingeführt – vor allem im Osten und Süden des Landes. Allerdings streikten viele Autofahrer gegen das neue Benzin und tankten stattdessen andere Sorten, was zu unerwarteten Engpässen führte.
Verunsicherte Autofahrer vor Zapfsäulen
Die massiven Absatzprobleme des neuen Bio-Sprits E10 rütteln eine ganze Branche auf – und Autofahrer stehen verunsichert vor den Zapfsäulen. Am Donnerstag klagte die Mineralölwirtschaft, dass sie zum Verkauf eines Ladenhüters gezwungen werde. „Die Benzinproduzenten hätten sich das Problem mit dieser miesen Informationspolitik selber eingebrockt“, wetterte dagegen der Bauernverband. Die Branche sei selbst schuld daran, dass es so viele E10-Muffel gibt, sagt Bauernpräsident Gerd Sonnleitner. Viele Autofahrer wüssten nicht einmal, ob ihr Auto E10 verträgt, erklärten er und der Chef des Bundesverbands der deutschen Bioethanolwirtschaft, Norbert Schindler.“Der Verweis auf die nur im Internet verfügbare E10-Verträglichkeitsliste der Deutschen Automobil Treuhand DAT ist für die Verbraucherinformation völlig unzureichend.“ Die beiden forderten, dass die Liste an jeder Tankstelle ausliegen müsste. Für Landwirte ist die Kraftstoffbranche ein Geschäftsfeld. E10 enthält 10 Prozent biologisch erzeugtes Ethanol, etwa aus Weizen, Rüben oder Mais. Auch den alten E5-Sorten Super und Super Plus wird Bio-Ethanol beigemischt, jedoch nur verhältnismäßig geringe fünf Prozent.
Super soll nach und nach durch E10 ersetzt werden
Der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) und seinen Benzinproduzenten fühlen sich bei der Einführung des Bio-Sprits E10 bevormundet. „Unter Marktbedingungen würden wir natürlich einen solchen Kraftstoff wieder zurückziehen. Aber wir haben keinen freien Markt, sondern massiven staatlichen Eingriff“, sagte der MWV-Chef Klaus Picard der ARD. Der Bio-Sprit soll komplett nach und nach Super ersetzen. Es könnten eigentlich über 90 Prozent aller Benziner E10 tanken, aber nur ein Bruchteil der Autofahrer macht es. Viele meiden das neue Produkt und nutzen Alternativen, allem voran Super Plus mit 98 Oktan.Dadurch bleiben Raffinerien und Tankstellen auf dem E10 sitzen und das begehrte Super Plus wird vielerorts knapp.
Gesetz zwingt Verbraucher E10 zu tanken
Die Benzinbranche ist durch das Gesetz verpflichtet, das neue E10 unters Volk zu bringen. Es setzt bei der Verbrennung weniger klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) frei. Der Branche drohen Strafzahlungen, wenn das E10 ein Ladenhüter bleibt. „Wir können nur sagen: Wir müssen das umsetzen. Und im Endeffekt ist das Gesetz nicht für uns gemacht, sondern es zwingt den Verbraucher, zehn Prozent Ethanol zu tanken“, sagt Picard. Darum droht die Branche, das E10 wieder vom Markt zu nehmen und die herkömmlichen Sorten Super und Super Plus in gewohnten Mengen herzustellen. Die Strafzahlungen würden dann auf den Preis aufschlagen und damit auf den E10-unwilligen Autofahrer umgelegt.
All der Trubel lässt Diesel-Fahrer nicht unverschont. Immer mehr Autofahrer schaffen sich ein Dieselfahrzeug an. Die logische Folge: Die Nachfrage nach Diesel steigt und treibt den Preis für Diesel in die Höhe. In Zukunft könnte normales Benzin dadurch günstiger sein als der bisher billigere Diesel.
Quelle: N24.de
Bilder:
(cc by) Knipsermann / www.piqs.de
(cc by-nc-sa) asthmatic / Flickr.com