Dettingen unter Teck (ddp-bwb). Obwohl noch lange keinSchnee in Sicht ist, hat die Weihnachtssaison im baden-württembergischen Dettingen unter Teck schon ihren Höhepunkt erreicht. In der Schokoladenfabrik von Rübezahl Schokoladen sind indieser Woche die letzten von rund 50 Millionen Schokoladen-Weihnachtsmännern vom Fließband gelaufen. Damit ist das Unternehmen nach eigenen Angaben der weltweit drittgrößteHersteller der süßen Figuren, in Baden-Württemberg sogar Spitzenreiter. In einigen Wochen werden dann schon wieder Osterhasen produziert.
Sollte die Nachfrage nach den Schokofiguren sehr groß und bereits vor Weihnachten alles ausverkauft sein, wäre es laut Pressesprecher Dieter Schäfer sehr schwierig, nachzuproduzieren.Bereits im Mai beginnt jeweils die Herstellung der Weihnachtsmänner. Die lange Vorlaufzeit ist vor allem für den Export notwendig, denn die süßen Mitbringsel werden teilweisesogar nach Australien verschifft.
Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass nicht verkaufte Schoko-Weihnachtsmänner als Osterhasen wieder in den Handel gebracht werden. Dem widerspricht Schäfer vehement. Denndafür müssten sie zunächst zurückgefahren und dann umetikettiert werden. «Das würde zu teuer», erläutert er. Auch würden die Schokofiguren nichteingeschmolzen. Vielmehr reduzieren die Händler kurz nach Weihnachten die Preise für die übrig gebliebenen Waren.
90 Prozent der hergestellten Weihnachtsmänner sind aus Vollmilchschokolade, lediglich 10 Prozent aus Zartbitter. Ein Experiment musste die Firma nach nur einer Saison wieder einstellen. 2008 botRübezahl den Kunden Weihnachtsmänner aus Bio-Schokolade an. Die Figuren seien um einiges teurer gewesen, weil die Rohstoffe getrennt transportiert, gelagert und weiterverarbeitet werdenmüssten. «Der Kunde war nicht bereit, mehr zu bezahlen für Bio-Qualität», bedauert Schäfer.
Neuerungen sind eben in diesem sehr traditionellen Geschäft schwierig. Schon um 1820 sollen die ersten Schokoladen-Weihnachtsmänner in Konditoreien hergestellt worden sein. Das seit 1949bestehende Familienunternehmen Rübezahl Schokoladen war jedoch eines der ersten, das die Leckereien seit 1967 automatisiert herstellte. Damit habe man «den Weihnachtsmann für diebreite Masse bezahlbar gemacht», sagt Schäfer.
Rund 24 Stunden dauert es heutzutage, bis aus den Anfangsprodukten Zucker und Kakaobutter am Ende ein fertiger Schoko-Weihnachtsmann entsteht. In der Conche, einem großen Rührgerät,werden die Zutaten zwölf Stunden lang vermischt und von den Bitterstoffen befreit. Die flüssige Schokoladenmasse tropft dann in die Weihnachtsmannformen. Nach einer kurzen Abkühlungheben kleine Saugnäpfe die fertigen Figuren heraus. Rund zehn Personen stehen an den Fließbändern, überwachen die Maschinen oder kümmern sich um die Verpackung. DieMitarbeiter dürften soviel naschen wie sie wollen, nach einer gewissen Zeit sinke jedoch der Bedarf nach Schokolade, sagt Schäfer augenzwinkernd.
Dass Süßigkeiten vielen Menschen als Trostbringer dienen, erweist sich für die Branche in der gegenwärtigen konjunkturellen Lage als echter Glücksfall. Süßwarenseien «relativ krisenfest», sagt Schäfer. Bislang hätten sich die Wirtschafts- und Finanzprobleme hier nicht niedergeschlagen. Alle Weihnachtsmänner aus der Produktionseien bereits durch Verträge an den Handel verkauft. Schäfer ist zuversichtlich, dass die Mengen auch alle über den Ladentisch gehen. Probleme könnten lediglich unvorhersehbareEreignisse bereiten. So fegte der Orkan Kyrill im Januar 2007 einen Container mit Schokofiguren von einem Schiff, so dass die darin geladenen Osterhasen auf einem Strand verteilt herumlagen.
(ddp)
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