Merkel würdigt Mut und Zivilcourage bei Deutscher Einheit

Saarbrücken (ddp-rps). Mit einem ökumenischenGottesdienst und einem Festakt ist am Samstag in Saarbrücken der Tag der Deutschen Einheit gefeiert worden. Dabei würdigten Bundeskanzlerin Angela Merkel, der amtierendeBundesratspräsident und Gastgeber Peter Müller (beide CDU) sowie Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche übereinstimmend den Mut und die Gewaltlosigkeit beim Fall der Mauervor 20 Jahren. Bereits am Freitag hatte das große Bürgerfest unter dem Motto «Europa erleben» begonnen.

Beim Festakt in der Congresshalle betonte Merkel, die Einheit sei «nicht vom Himmel gefallen, sondern das Ergebnis von Mut, Entschlossenheit und Zivilcourage». Die vergangenen 19 Jahreseien geprägt gewesen von einer «Aufbauleistung im Osten und Solidarität im Westen», unterstrich Merkel. Nun gehe es um eine gemeinsame Gestaltung der Zukunft. DieBewältigung der Finanz- und Wirtschaftskrise sei die «erste große gemeinsame Herausforderung von Ost und West».

Die «hemmungslose Gier» auf den internationalen Finanzmärkten habe gezeigt, was geschehe, wenn Freiheit nicht an Verantwortung gekoppelt sei. Zugleich rief Merkel dazu auf,«alte Gegensätze hinter uns zu lassen» und die Chancen in der Krise zu nutzen. Deutschland brauche zur Bewältigung der Krise eine «permanente produktive Unruhe» wie1989. Die Einheit habe gezeigt, wie viel Kraft in den Werten von Freiheit und Demokratie und in einem Volk liege, das diesen Werten Geltung verschaffe.

Müller bezeichnete die Deutsche Einheit als «besonderen Glücksfall in unserer Geschichte». Eine friedliche Revolution ohne Blutvergießen «grenzt an einWunder». Zugleich betonte der amtierende saarländische Ministerpräsident, das Ja zur Einheit und das Ja zu Europa gehörten «untrennbar zusammen».

Müller erinnerte zugleich daran, dass die Menschen in der DDR in einem Unrechtstaat gelebt hätten. Dies dürfe nicht «relativiert, verharmlost und teilweise beschönigt»werden. Das Wissen darüber müsse auch an die nächsten Generationen weitergegeben werden. Deshalb sollte dieses Thema an den Schulen «einen besonderen Schwerpunkt»bilden.

Beim ökumenischen Gottesdienst am Vormittag in der Ludwigskirche sagte der Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, der Fall der Mauer sei ein «sichtbaresZeichen für die verbindende grenzüberschreitende Macht von Gewaltlosigkeit». Der katholische Trierer Bischof Stephan Ackermann betonte, dass «Mut, Beharrlichkeit undFriedfertigkeit vieler» dazu beigetragen hätten, dass die Wiedervereinigung Wirklichkeit geworden sei.

Kritik an den Feierlichkeiten äußerte der Linke-Bundestagsabgeordnete Volker Schneider. Beim Festgottesdienst seien Akteure und Inhalte «eindeutig westdeutsch ausgerichtet»gewesen. Zudem bezeichnete er es als «politische Kleingeisterei», dass ein im Programm noch ausgewiesenes Zitat des ostdeutschen Schriftstellers Stefan Heym «kurzfristigherausgestrichen» worden sei.

Bis zum Nachmittag verliefen alle Veranstaltungen in Saarbrücken nach Polizeiangaben ohne nennenswerte Zwischenfälle. Auch das Deutsche Rote Kreuz meldete einen «ruhigenAuftakt». Eine Gegendemonstration am Freitagabend mit rund 130 Teilnehmern verlief ebenfalls friedlich. An beiden Tagen waren jeweils rund 1200 Polizeibeamte im Einsatz.

(ddp)

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