Reinhardshagen (ddp-hes). Der Elch «Knutschi»ist tot. Für die Förster des Reinhardswalds in Nordhessen kam die traurige Nachricht nicht allzu überraschend. «Wir hatten schon einen ersten Verdacht, dass es ihm nicht gutgeht», sagt Forstamtsleiter Norbert Teuwsen am Freitag in Reinhardshagen. Seit zwei Tagen habe der GPS-Sender am Hals des Tiers keine Bewegung mehr angezeigt. Dem Signal zufolge hielt sich derElch nur noch an ein und derselben Stelle auf. Voller Sorge machten sich die Förster am Donnerstag auf die Suche.
Doch zunächst ohne Erfolg. Die Koordinaten hätten eine falsche Stelle angezeigt, deshalb hätten sie den Bullen zunächst nicht gefunden, berichtet der Forstamtschef. SeinemKollegen habe es keine Ruhe gelassen. Deshalb habe er am Freitag alleine noch einmal den Wald durchkämmt – und etwa 100 Meter von der angepeilten Stelle entfernt das tote Tier entdeckt. DerFörster sei sofort zum Telefonieren weggeeilt. In dieser Viertelstunde seien Pilzsucher vorbeigekommen und hätten durch Zufall den toten Elch ebenfalls gesichtet, sagt Teuwsen. Mitarbeiterdes Forstamts bargen den Kadaver. Die Todesursache war zunächst unklar.
Der rund zwei Meter große und 400 Kilogramm schwere Elchbulle war am 14. September bei Sontra (Werra-Meißner-Kreis) erstmals auf hessischem Gebiet gesehen worden. Ein Elch in Hessen – derRummel war groß. Vermutlich war das zwei bis drei Jahre alte Tier aus Osteuropa gekommen und zuvor durch Sachsen und Thüringen gewandert. Nachdem der Elchbulle mit dem Spitznamen«Knutschi» sich gefährlich nah an die Autobahn A 7 zwischen Kassel und Hann Münden begeben hatte, wurde er am Montagabend in das Wildschutzgebiet gebracht. Tierärzte hattenihn dazu mit einem Narkosegewehr betäubt. Er wurde mit einem GPS-Sender ausgestattet. Die Experten wollten mit seiner Hilfe rechzeitig eingreifen können, sollte er wieder den Verkehrgefährden.
Um einen Ansturm von Elch-Fans zu verhindern, hielten Behörden und Wissenschaftler den jeweiligen Aufenthaltsort des Elchbullen geheim. Das hessische Umweltministerium richtete eigens für«Knutschi» eine Telefon-Hotline ein, bei der Spaziergänger das Tier melden konnten. «Wir sind traurig. Der wandernde Elch hat die Menschen in Hessen begeistert», sagtMinisteriumssprecher Christoph Zörb am Freitag. Er kündigt eine «umfassende» Untersuchung an, die Aufklärung über die Todesursache bringen soll. Erste Ergebnissewerden nicht vor Ende nächster Woche erwartet.
Der Förster vermutet, dass der Elch «die Summe» der Umstände nicht verkraftet habe. Teuwsen spricht von einem «Wirkungscocktail». Das Tier sei eingefangen,betäubt, abtransportiert und wieder ausgesetzt worden. Das sei offenbar zu viel für ihn gewesen.
Ob der Tod vermeidbar gewesen wäre? «Der Elch hätte verschiedene Schicksale haben können», sagt Teuwsen. Noch vor 15 Jahren wäre der Elchbulle wohl erschossen worden,zur Gefahrenabwehr. Heute wollten die Menschen alles tun, damit es dem Tier gut gehe. Sie brächten ihn sogar extra aus der Gefahrenzone: «Die gute Absicht hat leider zu einem negativenErgebnis geführt.»
(ddp)