Berliner U-Bahnschläger entschuldigen sich bei Opfer

Berlin (ddp). Im Prozess um den brutalen Übergriff aufeinen Mann auf einem Berliner U-Bahnhof ist am Dienstag vor dem Berliner Landgericht das Opfer als Zeuge gehört worden. Der 34-Jährige sagte aus, dass sich die vier Angeklagten bei ihmentschuldigt hätten. Zwei von ihnen hätten zudem mitgeteilt, alles in ihrer Macht Stehende tun zu wollen, damit es ihm wieder besser gehe.

Die 17- bis 19-Jährigen sind angeklagt, den Familienvater am letzten Tag des vergangenen Jahres auf dem Bahnsteig grundlos angegriffen zu haben. Sie sollen ihn die Treppe hinuntergestoßen, auf ihn eingetreten und eine Wodkaflasche gegen seinen Kopf geschlagen haben. Der 34-Jährige erlitt eine Schädelknochenzertrümmerung und Hinblutungen. Er schwebte inLebensgefahr, musste mehrfach operiert werden und war bis April arbeitsunfähig. Seit Juni leidet der Familienvater unter epileptischen Anfällen, die eine Spätfolge der Misshandlungensind.

Er versuche für seine Familie «so stark, wie möglich» zu sein, sagte der 34-Jährige. «Es ist schwierig. Es reißt mich aus dem Leben», sagte der Disponent.Aufgrund der epileptischen Anfälle müsse er Tabletten nehmen, die ihn aggressiv machten. Außerdem dürfe er nie wieder Auto fahren. Seine beiden Kinder müssten sich jetzt mitseiner Krankheit auseinandersetzen. An die Tat kann sich der Mann kaum erinnern. Eigenen Angaben nach kam er von der Geburtstagsfeier eines Kollegen und wollte mit der U-Bahn nach Hause. Er habe aufeiner Bank gesessen, als er Schläge von «hinten und vorn» bekommen habe, sagte er. Daraufhin habe er den vier Leuten aus dem Weg gehen wollen, sei aufgestanden und Richtung Ausganggegangen. «Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass ich die Treppe hoch gehe.»

Zu Prozessbeginn hatten die Angeklagten die Tat im Wesentlichen gestanden. Ein 17- und ein 18-Jähriger gaben jedoch an, wegen ihres Alkoholkonsums Erinnerungslücken zu haben. Im Märzdieses Jahres hatten sie sich der Polizei freiwillig gestellt, weil sie eigenen Angaben zufolge «ein schlechtes Gewissen hatten». Der Vorfall war damals von einer Überwachungskamerafestgehalten worden. Der Prozess wird am 29. September fortgesetzt.

(ddp)

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