Illegaler Vertrieb von HIV-Medikamenten

Mehrere Staatsanwaltschaften und das Bundeskriminalamt sind einem unfassbaren Betrugsfall auf der Spur. Große Mengen an lebenswichtigen HIV-Medikamenten, die für Afrika vorgesehen waren, sollen laut NDR Info von Pharmahändlern in Deutschland illegal vertrieben worden sein.

Afrika südlich der Sahara ist die weltweit am schwersten von der HIV-Epidemie betroffene Region. Darum ist es so wichtig, dass die Menschen dort mit Medikamenten versorgt werden, welche die Symptome der Krankheit lindern. Recherchen von NDR Info liefern jetzt jedoch ein niederschmetterndes Ergebnis: Pharmahändler aus Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz sollen Afrika Unmengen an subventionierten HIV-Präparaten vorenthalten haben. Die Medikamente sollen neu verpackt, illegal nach Deutschland geschleust und dort mit extrem hohem Gewinn verkauft worden sein.

Täter streiten Vorwürfe ab

Schätzungen zufolge kann der Betrug allein für Krankenkassen einen Schaden in zweistelliger Millionenhöhe verursachen. Ganz zu schweigen von den unterlassenen Hilfeleistungen an die kranken Menschen in Afrika, die auf diese Unterstützung angewiesen sind. Die HIV-Präparate fanden als sogenannte Bulkware – also lose Tabletten in Kisten und Säcken – ihren Weg aus Südafrika über Belgien und die Schweiz nach Deutschland, wo sie mit horrendem Gewinn zu regulären Preisen vertrieben wurden. Da dies ein Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz ist, droht den Tätern nun eine Haftstrafe zwischen drei Monaten und zehn Jahren. „Die Medikamente waren von Hilfsorganisationen für die Behandlung von HIV-Patienten in Südafrika vorgesehen. Die Großhändler haben die Präparate nach Deutschland geholt, obwohl sie hier nicht zugelassen waren“, so Oliver Giebel, Sprecher der niedersächsischen AOK. Die Händler streiten diese Vorwürfe vehement ab.

Der Betrug fiel erstmals 2009 in einer Delmenhorster Apotheke auf. Bei umgehenden Untersuchungen des betreffenden HIV-Medikaments wurde festgestellt, dass die Verpackung und der Beipackzettel gefälscht waren. Die betreffende Charge wurde sicherheitshalber zurückgezogen, da es auch ungewiss war, ob das Haltbarkeitsdatum überschritten worden war. Nach derzeitigem Stand soll die Wirksamkeit des Medikaments nicht beeinträchtigt gewesen sein. Es wird jedoch nach wie vor untersucht, ob die Präparate durch den langen, illegalen Weg über mehrere Länder Schaden davon getragen haben, da die Kühlkette zeitweise unterbrochen war.

Quelle: Focus.de

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