Mit Überwindung zur Zivilcourage

In der Debatte um Zivilcourage fordern alle immer Handeln statt Wegschauen. Tatsächlichist das aber auch besonders für Jugendliche nicht immer einfach: Es kostet viel Überwindung.

Mit Zivilcourage ist es so eine Sache. Jeder fordert sie, doch in der Öffentlichkeit wird meist nur darüber geredet, wenn sie fehlt. Es ist nicht einfach, sie zu haben, denn es will gelerntsein, das Hinschauen zu „beherrschen“. Dieser Prozess kostet einiges an Überwindung.

Überwindung immer deshalb, weil bei jedem Eingreifen der Gedanke mitspielt, sich zu blamieren oder lächerlich zu machen. Es ist schon schwierig, sich zum Handeln zu überreden, wenn manalleine ist: Was sage ich, wenn ich auf die Leute zugehe? Wie reagiere ich auf ihr Verhalten?

Über den eigenen Schatten springen

Zentral ist hier immer der Gedanke, wozu mische ich mich ein? Das geht mich doch nichts an, die wissen selbst was sie tun.

Dabei ist genau das ein Irrglaube. Es gibt Situationen, da weiß ich es als Unbeteiligter einfach besser. Die „Täter“ können mir nichts erzählen, ich weiß, sie machen etwasfalsch. Genau hier muss ich den inneren Schweinehund überwinden, über die innere Barriere springen und eingreifen.

„Denn nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein.“
Kurt Tucholski, deutscher Schriftsteller

Am Ende zählt auch der Eindruck vor dem eigenen Gewissen. Die Gewissheit, etwas getan zu haben, womit ich jemandem geholfen habe oder wenigstens ein bisschen dazu gebracht habe, über seineAktion nachzudenken, das sorgt für ein gutes Gefühl und lässt einen gut schlafen – garantiert.

Das Hinschauen fängt im Kleinen an

Fangen wir mal ganz klein an. Der Autor traf beim Joggen eine Gruppe Kinder – dasälteste wohl nicht über 13. Die Jungs waren fleißig am Rauch produzieren. Abgesehen davon, gute Ingenieure werden das später bestimmt – schließlich haben sie eine selbstgebaute Bong verwendet.

Nun stellt sich die Frage: Was tun? Vorbeilaufen und versuchen, wenigstens so was wie einen Vorwurfsblick aufzusetzen oder stehen bleiben und die Gruppe auf das ansprechen, was sie gerade tut? Indiesem Fall letzteres.

Naja, Hand aufs Herz: Wer hat nicht schon mal wenigstens an einer Kippe gezogen? Ob das schmeckt oder nicht, das ist erstmal unwichtig. Viel interessanter: Wie hätten wir uns in dem Altergefühlt, wenn plötzlich jemand auftaucht und uns ein schlechtes Gewissen macht? Sicher, das Gefühl ist ein ganz miserables.

Aktiv die Fehler bewusst machen

Da sind wir an einem wichtigen Punkt: Ordentlich Angst machen und den Leuten vor Augen führen, dass ihr Handeln nicht richtig ist, dies wirkt oft wahre Wunder.

Außerdem lässt sich das Schämen – anfangs schon mal erwähnt – auch umdrehen: Bringe die Leute dazu, sich zu Schämen, oft schon durch das einfache Ansprechen. Dies alsWundermittel zu preisen, ist durchaus übertrieben. Trotzdem hilft es. Und das ist, was zählt.

Das Prinzip gilt an sich auch für jede Art der Zivilcourage. Die schiere Konfrontation ist von großer Bedeutung – im Großen wie im Kleinen. Sich dabei selbst in Gefahr zu bringen, dasverlangt dabei keiner.

Das Entscheidende an all dem ist, nachts ruhig schlafen zu können. Wer nichts unternimmt, wird dies nicht können. Bei anderen Behauptungen belügt man sich nur selbst.

Quelle: de.wikiquote.org

Bilder:
(c) ilco / sxc.hu
(c) Ernt Rose / pixelio.de

Kommentieren