Zehn Verletzte bei Schulamoklauf mit zwei Molotow-Cocktails

Ansbach (ddp-bay). Bei einem Amoklauf am AnsbacherCarolinum Gymnasium hat ein 18-Jähriger am Donnerstagmorgen neun Mitschüler verletzt. Der Täter warf zwei Molotow-Cocktails in ein Klassenzimmer mit Achtklässlern im dritten Stockund in einen Flur. Der Täter wurde vor seiner Festnahme von alarmierten Polizisten angeschossen und dabei schwer verletzt. Der 18-Jährige, der in die Jahrgangsstufe der Schule ging, konntebislang noch nicht vernommen werden.

Staatsanwältin Gudrun Lehnberger sagte: «Der Schwerpunkt wird sein, aufzuhellen, was in dem Täter vorgegangen ist.» Sie beantragte bereits Haftbefehl wegen versuchten Mordes.Der Täter befindet sich derzeit in einem Krankenhaus. Auch zwei Mädchen wurden bei dem Amoklauf schwer verletzt und in Kliniken gebracht. Sieben weitere Schüler erlitten leichtereVerletzungen.

Nach Angaben von Schulleiter Franz Stark verlief die Evakuierung des Schulgebäudes reibungslos. Die knapp 700 Schüler hätten angesichts des erst dritten Tages im neuen Schuljahroffenbar gedacht, dass es sich bei dem Alarm um eine Übung handelte. Die von den Molotow-Cocktails verursachten Brände hatten nach Angaben der Stadtverwaltung den automatischen Feueralarmausgelöst. Lehrer trugen einige der verletzten Kinder nach draußen, wo sie von Rettungskräften versorgt wurden.

Polizeisprecherin Elke Schönwald sagte, es handle sich offenbar um die Tat eines Einzelnen. «Wir gehen davon aus, dass er keine Komplizen hatte.» Dennoch wurde das vonEinsatzkräften abgesperrte Schulgebäude noch einmal komplett durchsucht. Die Schüler und zahlreiche besorgte Eltern, die zum Tatort geeilt waren, wurden von Notfallseelsorgern betreut.Sie wurden zum Teil in Räumen der örtlichen Agentur für Arbeit untergebracht. Für Freitag wurde der Unterricht bereits abgesagt.

Das Thüringer Kultusministerium bot inzwischen die Hilfe von speziell geschulten und in Krisensituationen erfahrenen Schulpsychologen an. «Nach den schrecklichen Ereignissen am ErfurterGutenberg-Gymnasium im Jahr 2002 wissen wir um die problematische Situation nach einer solchen Tat», sagte Kultusminister Bernward Müller (CDU) in Erfurt. Damals hatte ein 19-jährigerEx-Schüler bei einem Amoklauf an dem Erfurter Gymnasium 16 Menschen und sich selbst erschossen.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Bayern wertete den Brandbombenanschlag in Ansbach als Mahnung an Eltern, Schulen, Vereine und Freizeiteinrichtungen. Es sei aber ein«trauriger Anlass», daran zu erinnern, dass alle, die mit jungen Menschen zu tun haben, alles dafür tun müssten, dass Jugendliche in einer schwierigen Phase ihrer Entwicklung inihrer Persönlichkeit wahr- und angenommen werden, sagte GEW-Landeschefin Angelika Neubäcker.

Alle Schulen müssten ihren Umgang mit den Jugendlichen kritisch überprüfen. Alle müssten sich die Frage stellen: «Sorgen wir gut für unsere Kinder undJugendlichen?» Wahrscheinlich sei es kein Zufall, dass sich die Tat gleich zu Beginn des neuen Schuljahres ereignet habe, sagte Neubäcker.

(ddp)

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