Panzerfahren als Freizeitspaß

Mahlwinkel (ddp-lsa). Ein lauter Knall, dann wummert derschwere Dieselmotor des BMP2 Schützenpanzers los. «Der Sound ist unbeschreiblich», sagt Manfred Sambleben und freut sich. In wenigen Minuten wird der 55-Jährige den Stahlkolossdurch den sandigen Bördeboden manövrieren. Noch muss er auf das Okay seines Fahrlehrers warten – denn Sambleben ist Fahrschüler in der Panzerfahrschule von Sven Brandt, der sich vordrei Jahren damit selbstständig machte. Er möchte allerdings keine echte Fahrerlaubnis erwerben, sondern vor allem Spaß haben.

Fahrlehrer Marko Fangohr hat seinem Schüler eben noch die Unterschiede zum Fahren eines Pkw erklärt. Zwar gibt es auch beim Panzer Kupplung, Bremse und Gaspedal, «aber niemals vollePulle einlenken», redet er seinem Fahrschüler ins Gewissen. «Sonst frisst sich die Kette voll mit Dreck und dann stehen wir da.»

Sambleben wird einen tschechischen Panzer aus Zeiten des Warschauer Paktes steuern. Noch steht der gelernte Maschinenbau-Ingenieur breitbeinig auf dem Stahlkoloss. Ihn begeistert vor allem dieTechnik des olivgrünen Ungetüms. «Das Ding hier oben brauche ich gar nicht», sagt Sambleben und tritt mit dem Fuß gegen die Bordkanone.

Schießen kann man damit sowieso nicht mehr. «Alle Fahrzeuge sind demilitarisiert», erklärt Brandt. Alle Waffensysteme sind unbrauchbar und Teile der Panzerung wurden entfernt.Dennoch seien einige Behördengänge notwendig gewesen, um die Erlaubnis zum Panzerfahren zu bekommen, sagt der 35-Jährige.

Dann ist es soweit. Fahrschüler Sambleben zwängt sich durch eine Luke ins Panzerinnere. Während der Fahrt schaut nur noch sein mit einer Panzerhaube bedeckter Kopf heraus. Hinter ihmnimmt Fahrlehrer Fangohr Platz. Mit einem heftigen Ruck setzt sich der Panzer in Bewegung und Sambleben donnert los.

Der etwas andere Fahrübungsplatz liegt auf dem Gelände einer ehemaligen russischen Kaserne bei Mahlwinkel. Drei Runden dürfen die Fahrschüler über die knapp zwei Kilometerlange Piste drehen. Am Streckenrand weht die Flagge der Sowjetunion. Dröhnend schiebt sich Samblebens Schützenpanzer durch den Sand und lässt nur eine mächtige Staubwolkezurück. 65 Kilometer pro Stunde schafft das Fahrzeug. Den Motor mussten sie drosseln, wie Fangohr erzählt. Im Feld schafften diese Modelle 100 Stundenkilometer. Der 32-Jährige machtseine Fahrschüler regelmäßig stutzig, wenn er vom Verbrauch des Fahrzeugs spricht. Nur vier Liter seien es, sagt er verschmitzt. «Allerdings pro Kilometer.»

In der zweiten Runde hält Sambleben auf einem Erdhügel an. Vor ihm verhindert ein langsameres Fahrzeug die Weiterfahrt. Als die Strecke wieder frei ist, passiert es. Beim Anfahren macht dasFahrzeug einen Satz nach vorn. Es folgt peinliche Stille. «Am Berg abgewürgt», sagt Sambleben mit einem verlegenen Lächeln. Die 13 Tonnen Stahl mit ihren 300 PS und 16 LiternHubraum fahren sich eben anders als ein Pkw.

Trotz der kleinen Panne sei es „ein unbeschreibliches Gefühl da drinnen», sagt der 55-Jährige, als er nach gut 30 Minuten mit Schweißperlen auf der Stirn vom Panzer klettert.«Diese unbändige Kraft. Ich musste mich richtig am Steuer festkrallen.» Der gelernte Maschinenbau-Ingenieur ist rundum zufrieden. Zum Abschluss überreicht ihm Fahrlehrer Fangohrnoch eine Urkunde zur bestandenen Fahrprüfung. «Das Abwürgen des Motors haben wir mal übersehen», sagt er.

(ddp)

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