Abenteuerurlaub in Krisengebieten!

Zielorte wie Afghanistan, der Irak und Somalia stehen nicht gerade auf der Beliebtheitsskala des durchschnittlichen Urlaubers. Ein Reiseveranstalter in der Schweiz hat sich allerdings zum Ziel gesetzt, Touristen in die gefährlichsten Regionen der Erde zu bringen. Im März startet die erste Reisegruppe.

Von Kabul über das Panjshir-Tal nach Mazar-I-Sharif

Eine Reiseroute, die ein normaler Urlauber niemals planen würde – Afghanistan, ein Land, in dem Bombenattentate, Gewaltdelikte und Entführungen keine Seltenheit sind. Genau dorthin will der Schweizer Reiseveranstalter Babel Travel Reisen seine Kunden bringen. Auch der Irak, Somalia und der Sudan sind in seinem Reiseangebot aufgeführt. Hinter der waghalsigen Idee steckt der Globetrotter Kevin Pollard, der die Welt in jungen Jahren mit dem Rucksack bereiste und seine Leidenschaft für fremde Länder, Kulturen und Sitten zum Beruf machte. Zunächst als Tourguide für einen großen australischen Abenteuerveranstalter und seit 2008 mit seiner eigenen Firma Babel Travel, die hauptsächlich auf Abenteuer- und Kulturreisen im asiatischen Raum spezialisiert ist. Im Dezember 2010 ergänzte er das Portfolio mit Reisezielen, die aufgrund des Sicherheitsrisikos nicht in normalen Katalogen zu finden sind.

Reiseroute durchs gefährliche Bamiyan-Tal in Afghanistan

Fachkundige Unterstützung erhielt er von dem Journalisten Robert Young Pelton, der sich in den letzten 30 Jahren vorwiegend in Krisen- und Kriegsgebieten aufhielt. „Ich war ein großer Fan von Robert Young Pelton, und so habe ich ihn im August letzten Jahres kontaktiert und ihn gefragt, ob er dabei helfen würde, Reisen in Risikoländer zu organisieren“, so Pollard – Pelton sagte zu. Das Duo erklärt, dass ihre Reisen nichts mit Voyeurismus und Nervenkitzel zu tun hätten, nein, sie wollen den Urlaubern ermöglichen, sich ein eigenes Bild über die Krisenregionen zu machen – sogar Interviews mit Mudschahedin-Kämpfern in Afghanistan, über Blauhelme im Irak bis hin zu Stammeshäuptlingen in Somalia sind möglich. Pollard und Pelton wollen nicht nur Sehenswürdigkeiten ansteuern, sondern auch Hilfsorganisationen, wie Krankenhäuser, Waisenhäuser, Schulen und Flüchtlingslager. Fünf Prozent des Reisepreises leitet Babel Travel direkt an diese humanitären Einrichtungen weiter, weil sie nicht nur passive Beobachter sein möchten.

So schön kann Afghanistan sein – Band-e Panir See

Um den Sicherheitsstandard dieser Reisen so hoch wie möglich zu halten, werden die Gruppen von bis zu fünf bewaffneten Sicherheitskräften begleitet. Zudem arbeitet der Reiseveranstalter mit den örtlichen Sicherheitsbehörden zusammen. Sie helfen dabei, die Reiseroute täglich zu evaluieren und gegebenenfalls zu ändern. Trotz aller Vorsicht bleibt ein gewisses Restrisiko, daher müssen alle Teilnehmer eine umfassende Versicherung abschließen, diese deckt nicht nur medizinische Notfälle ab, sondern auch Dinge wie Entführungen oder Evakuierungen.

„Dieser Teil der Welt ist nichts für Sensible“
(Robert Young Pelton)

„Unsere Teilnehmer müssen hochflexibel sein, denn dieser Teil der Welt ist nichts für Sensible“, so Pelton. Daher werden alle Teilnehmer vorher geprüft, ob sie den Strapazen dieser risikoreichen Reise gewachsen sind. Den Urlaubern muss klar sein, dass dies keine „Kaffeefahrt“ wird und die Reise nicht viel mit Erholung zu tun hat. Trotz einer Übernachtung im irakischen Rawanduz – einem Fünf-Sterne-Hotel, oder einem Aufenthalt im Golf Club in Kabul, stehen eher frühes Aufstehen, anstrengende Autofahrten auf teilweise nicht asphaltierten Straßen, einfaches Essen, Übernachtungen in Hilfs-Camps, US-Kasernen oder bei Einheimischen in kleinen Dörfern auf dem Programm.

Seit dem Verkaufsstart im Dezember gingen bei Babel Travel 16 Buchungen ein – diese Reisegruppe startet im März. Kein schlechtes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass man für so eine Reise mit 5.000 bis 10.000 Euro rechnen muss. Für das Duo steht fest, dass sie ihre Reiseziele bald mit Kolumbien, Burma, Jemen und Liberia erweitern möchten.

Quelle: Focus.de

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