Eine Entschärfung der Lage in Ägypten ist wieder in weite Ferne gerückt, nachdem jetzt bekannt wurde, dass eine systematische Öffnung mehrerer Gefängnisse durchgeführt wurde. Die entflohenen Schwerverbrecher sollen jetzt die Anti-Mubarak-Bewegung sabotieren und für Chaos sorgen.
Al-Quaida-Mitglieder mischen mit!
Dutzende Haftanstalten und Wüstengefängnisse sollen geöffnet worden sein, Tausende Mörder und Schwerverbrecher wurden so mit einem Schlag in die Freiheit entlassen mit dem Auftrag für Chaos zu sorgen – dafür versprach man ihnen Haftverschonung. In Ägypten sind einige der bekanntesten Mitglieder des Terrornetzwerks al-Quaida zuhause, auch Mohammed Atta, der Anführer der Attentäter vom 11. September 2001. Unter den Freigelassenen befindet sich höchstwahrscheinlich ein Mitglied der radikalschiitischen Hisbollah-Bewegung aus dem Libanon – er soll über die Sinai-Halbinsel Waffen in den palästinensischen Gaza-Streifen geschmuggelt und Anschläge auf Ägypten geplant haben. Auch Mitglieder der radikalislamischen al-Qaida sind unter den Freigängern, Menschen, die nach wie vor denken, dass gottlose Staaten mit Gewalt bekämpft werden müssten. „Das ist eine große Bedrohung. Wir müssen uns sehr anstrengen, sie wieder ins Gefängnis zurückzubekommen“, so Omar Suleiman, Vizepräsident von Ägypten.
Aufruf aus den USA
Die USA ruft Ägypten auf, die nahezu zwei Wochen anhaltende Krise schnell zu beenden, damit es zu einem schnellen und geordneten Übergang komme. Um aus den Vereinigten Staaten Hilfe zu erwarten, gab US-Vize-Präsident Joe Biden am Dienstag in einem Gespräch mit Suleiman vier Bedingungen an – darunter das sofortige Ende des Kriegsrechts. In einer Erklärung hieß es, die USA unterstütze einen „geordneten Übergang in Ägypten, der ohne Verzug, grundlegend, friedlich und auf legitime Weise gestaltet wird“. Weiterhin drängte Biden auf einen “ sofortigen und nicht mehr rückgängig zu machenden Fortschritt, der auf die Wünsche des ägyptischen Volkes eingeht“. Eine weitere Richtlinie sei ein sofortiges Ende von Verhaftungen und Misshandlungen von Journalisten sowie Aktivisten aus Politik und Zivilgesellschaft. Zudem solle es zu einer breiteren Beteiligung der Opposition am nationalen Dialog sowie an der Entwicklung eines Zeit- und Fahrplans für den Übergang kommen.
Demonstrationen in Kairo
Seit Beginn der Unruhen sind mittlerweile bereits 300 Tote zu beklagen. Die vorwiegend jungen Demonstranten werfen der Regierung ein Spiel auf Zeit vor und reagieren mit Ungeduld auf Suleimans Ankündigung einer Machtübergabe – sie wollen es nicht bei einer „halben Revolution“ belassen. Am Dienstag versammelten sich erneut mehr als 100.000 Demonstranten auf dem Tahrir-Platz im Zentrum von Kairo, um den Rücktritt des seit 30 Jahren regierenden Präsidenten Husni Mubarak zu erzwingen.
Quelle: Spiegel.de
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