Nachricht aus dem Jenseits

Der klassische Abschiedsbrief, den Menschen verfassen, entweder wissentlich kurz vor ihrem Tod oder aus reiner Gewissheit bei einem plötzlichen Verunglücken noch die Chance zu haben Nahestehenden ein paar letzte Worte mitzuteilen, ist durch den „Last-Message-Club“ aus England abgelöst worden.

Manche Menschen sprechen sicherlich von der guten Absicht, welche Geoff Reiss und seine sieben Mitarbeiter verfolgen, wenn sie Personen anbieten, nach ihrem Tod E-Mails an die Hinterbliebenen zu senden, doch ist es wirklich eine gute Sache, bei einem solch sensiblen Thema, Dienstleistungen aus dem Internet anzubieten?

Reiss‘ Motive für das Angebot, dass Menschen dem „Club“ mitteilen können, an wen eine E-Mail nach dem eigenen Tod verschickt werden soll und welche Inhalte diese Mail erhalten könnte, sind simpel: Nach dem Tod müssen diverse Spuren verwischt werden, wie zum Beispiel das Löschen von Onlinekonten oder Mitgliedschaften in Communities und dafür könnte eine Person bestimmt werden, welche durch die E-Mail des Verstorbenen erfährt, um was sich gekümmert werden muss, neben der Intention, Verbliebenen noch private Dinge mitteilen zu können. Doch kann man dies nicht auch durch Vorkehrungen in schriftlicher und zudem noch persönlicherer Form regeln? Ist die Vorstellung, dass fremde Menschen in solche Dinge mit einbezogen werden nicht etwas geschmacklos?

Zwischen Abzocke und ernstgemeinter Hilfe

Ein weiterer fragwürdiger Aspekt beim „Last-Message-Club“ ist die Tatsache, dass es sich trotz dem Anlass um ein Gewerbe handelt und die Leistung somit vergütet werden muss. Geld für etwas so persönliches und sensibles zu bezahlen, damit Angehörige oder Freunde die letzten Worte elektronisch lesen können, statt zum Beispiel per Brief, ist in Anbetracht der Situation, in welcher sich die Hinterbliebenen befinden, eher negativ auszulegen. Denn auch wenn der Inhalt der E-Mails vom „Club“ nicht eingesehen wird, ist es vielleicht für manchen Empfänger unangenehm, die E-Mail von Fremden zu erhalten, auch wenn der Kunde des „Last-Message-Clubs“ den Empfängern oftmals vorher mitteilt, dass er diese Institution kontaktiert hat.

Positive Resonanz nicht selten

Trotz der Einwände, die man gegen diese Art von „letzten Worten“ haben kann, scheint dieses Prinzip Erfolg zu haben beziehungsweise dankend von Hinterbliebenen angenommen zu werden. Laut Reiss erreichen ihn viele Danksagungen aus aller Welt und somit ist vielleicht reflektierend zu erwähnen, dass es immer im Auge des Betrachters oder auch in der Person des Empfängers liegt, ob solch eine durchaus schon abstrakte Art und Weise seinen letzten Willen zu vermitteln, positiv aufgenommen wird.

Quelle: Welt.de


Bild:
© RainerSturm / pixelio.de


Kommentieren