Arrowhead hat mit Magicka ein echt witziges Erstlingswerk geschaffen, das ein kreatives Kampfsystem mit Nerd-Humor überschüttet. Doch auch bei aller Begeisterung für das Spiel lassen sich die teils sehr derben Bugs und Multiplayer-Probleme nicht ignorieren.
In Magicka ist der Name Programm. In einer bewusst klischeehaft gehaltenen Fantasy-Welt steht Magie nämlich voll im Mittelpunkt. Als durchschnittlicher Held im Bademantel rettet ihr die Welt und werft dabei mit Elementen nur so um euch. Grobe Krieger und feige Diebe sind da fehl am Platz. Klar, neben dem stylischen Magierstab habt ihr natürlich ein Schwert dabei. Aber wer benutzt so was schon, wenn ihr auch mit elektrischen Todesstrahlen, explodierenden Felsbrocken und arkanen Eiswänden um euch werfen könnt? Eben, keiner – es sei denn vielleicht, ihr habt es in ein brennendes Lichtschwert verwandelt.
Acht Grundelemente dürft ihr nahezu frei zu mächtigen Zaubersprüchen kombinieren. Experimentieren, Ausprobieren und Explodieren sind dadurch ein wichtiger und witziger Teil von Magicka. Schon das bloße Herumspielen ist ein Fest und durch die besonderen Eigenschaften der Elemente wird es sogar knackig taktisch. Wasser und Blitz sind etwa gleichzeitig eure besten Freunde und ärgsten Feinde. Seid ihr nass und versucht Blitz aufzuladen, schockt ihr euch selbst. Ihr müsst euch also erst mit Feuer trocknen. Hat dagegen euer Gegner gerade eine Ladung Wasser kassiert, grillt ihn euer Elektrostrahl gleich doppelt so schnell. Gerade mit mehreren Spielern könnt ihr so fatale Kombinationen finden – die allerdings umgekehrt auch schnell mal euer ganzes Team auslöschen.
Während die Elemente alle schon von Anfang an zur Verfügung stehen und ihr entsprechend auch schon die ersten Goblins mit mehreren tausend Kombinationen wegblasen könnt, müsst ihr die sogenannten Magicka erst finden. Das sind dann mächtige Zaubersprüche, mit denen ihr dann Feuerwellen, Meteorstürme oder den Tod in Person beschwört. Da es kein Rollenspiel-typisches Level-System gibt, werdet ihr vor allem durch diese Sprüche und gezieltes Experimentieren stärker. Außerdem findet ihr ab und an mal einen neuen Stab oder eine Waffe. Deren Einfluss auf euren Erfolg ist aber verhältnismäßig gering. Magicka mag zwar zu Beginn ähnlich wirken, ist aber tatsächlich alles andere als ein Erfahrungs- und Item-Grinder wie etwa Diablo.
Eingebettet ist die Magie in eine Welt voller Humor und Anspielungen. Wer Videospiele und Filme liebt, ist hier zuhause. Diablo, Star Wars, Star Trek – ihr nennt es, Magicka hat es. Und die witzige Sprachausgabe, die Englisch, Schwedisch und sinnloses Gemurmel mischt, ist genauso unterhaltsam wie die eigentlichen Texte. Dazu kommt ein Comic-Look, der sicher keinen Preis gewinnt, aber gleichzeitig gut zum Flair beiträgt. Jedes Kapitel läuft zwar mit nur wenigen Geheimnissen und Abzweigungen sehr geradlinig, ist aber abwechslungsreich und schick gestaltet.
Dank Time Warp habt ihr genug Zeit für Combo-Zauber
Trotz seiner Stärken ist Magicka aber leider alles andere als perfekt. Der Mehrspieler-Modus ist der klare Fokus des Spiels und entsprechend frustrierend kann es sein, das Abenteuer allein in Angriff zu nehmen. Schnell wird man von Gegnerhorden überrannt und muss dazu übergehen, immer wieder denselben Spruch zu benutzen, statt kreativ herumprobieren zu können – wenn ihr nicht sowieso von einem Gegner direkt in einen Abgrund gestoßen oder zerstückelt werdet. Mit mehreren Spielern ist das kein Problem, denn direkt zu Beginn lernt ihr, Verbündete per Magicka wiederzubeleben. Seid ihr dagegen alleine, werdet ihr eben zum letzten Checkpunkt zurückgebracht und scheitert wahrscheinlich noch einige weitere Male, bevor ihr endlich weiterkommt.
Dagegen ist der Mehrspieler-Modus extrem witzig, da ständig irgendwo etwas explodiert, brennt oder stirbt – nicht selten auch ein Magier, der zum falschen Zeitpunkt am falschen Fleck gestanden hat. Außerdem könnt ihr im Team noch mächtigere Zauber wirken als alleine. Das motiviert alles extrem zur Vier-Personen-Party, läutet aber ganz eigene Probleme ein: Das Spiel läuft leider nicht sonderlich gut über das Internet. Die Verzögerungen sind unerträglich und machen es fast unspielbar. Da ein Spieler bei sich auf dem Rechner hostet, erlebt der zwar das Spiel halbwegs flüssig, die anderen dagegen sterben chronisch. Oder fliegen einfach raus. Oder kommen gar nicht erst ins Spiel. Eine leichte Besserung lässt sich bisher erreichen, indem per VPN (etwa per Hamachi) ein LAN-Spiel gestartet wird. Das Spiel läuft dann zwar noch immer nicht flüssig, aber immerhin halbwegs spielbar.
Thunderstorm ist mächtig, greift allerdings jeden an
Magicka hat aber nicht nur Verbindungsprobleme. Neben einigen schlicht ärgerlichen Bugs – etwa dem unerwarteten Tod in einer Zwischensequenz – gibt es auch immer wieder solche, die das Spiel komplett crashen – und das nicht einmalig, sondern immer wieder. Entsprechend geht es dann hier bis zum nächsten Patch nicht weiter. Boel Bermann, Marketing Manager von Magickas Publisher Paradox Interactive, entschuldigt sich hierfür mit der Aussage, dass trotz langer Testphasen viele dieser Fehler erst nach dem offiziellen Launch hätten festgestellt werden können. Sie betont aber auch, dass Arrowhead und Paradox das Spiel weiterhin unterstützen und patchen werden, bis es komplett sauber laufe. Und in den ersten Wochen haben sie das auch mit einer Zahl an Updates getan. Dabei tun sich zwar immer wieder neue Schwierigkeiten auf, aber langsam werden die Probleme weniger.
Schlussgedanken
Magicka ist grundsätzlich ein sehr cooles Spiel, das Humor mit einem kreativen Kampfsystem erfolgreich verschmilzt. Dieses System ist zwar nicht so kompliziert, dass schier unendlich verschiedene Zauber möglich sind, aber immerhin ein paar tausend stehen euch zur Verfügung. Kreativität und cleveres Kombinieren werden dabei mit schon fast unfair starken Angriffen belohnt, was auf Dauer leider aus Experimentieren Routine macht. Auf der anderen Seite kann das Spiel alleine stellenweise sehr frustrierend sein. Der Fokus liegt aber auch ganz klar auf dem Mehrspielermodus mit bis zu vier Magiern, die im Eifer des Gefechts nicht nur die Monster, sondern auch sich gegenseitig erledigen. Größtes Manko sind dabei leider die Spielabstürze und schlechte Online-Verbindung. Da daran aber gearbeitet wird, solltet ihr euch Magicka unbedingt besorgen. Als Erstling des kleinen Arrowhead-Studios ist es spottbillig, aber spätestens in ein paar Wochen wahrscheinlich der absolute Überflieger. Wer PC-Spiele liebt, schlägt zu und unterstützt damit den hoffentlich genauso kreativen und witzigen Nachfolger von Magicka.
Schlagworte: Action, Arrowhead Studios, Magic, Magicka, Paradox Interactive, RPG, Spells