Alkoholvergiftung schreckt Jugendliche nicht ab

Berlin (ddp). Jugendliche Komasäufer lassen sich auchnach einem Klinikaufenthalt wegen einer Vergiftung nicht so leicht von ihrem Verhalten abbringen. Wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Erhebung im Auftrag der Gmünder Ersatzkasse(GEK) hervorgeht, trinken 17 Prozent genauso viel oder sogar mehr als vorher. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), setzt bei der Bekämpfung desAlkeholmissbrauchs vor allem auf präventive Angebote in den Kommunen. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) fordert schärfere Kontrollen gegen Komasaufen.

Der Studie zufolge trinken 83 Prozent der 14- bis 20-Jährigen nach der Entlassung aus der Klinik zwar weniger, greifen jedoch immer noch öfter zur Flasche als Jugendliche ohneKomaerfahrung. Besonders Mädchen gelinge es, nach der Klinik ihren Alkoholkonsum zu reduzieren, unter anderem, wenn ihr Freundeskreis dieses Verhalten teile.

Bundesweit hat das Komasaufen bei Jugendlichen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Offiziellen Angaben zufolge wurden 2007 über 23 000 Kinder und Jugendliche mit Alkoholvergiftung inKrankenhäuser eingeliefert. 2000 waren es noch rund 9500 Fälle. Nach Angaben der GEK-Erhebung trinken immer öfter bereits Kinder unter zwölf Jahren.

Bätzing sagte, «wichtig ist, dass vor Ort gemeinsam an einer Lösung gearbeitet wird; das heißt, wenn Kommunen, Vereine, Schulen und Polizei zusammenarbeiten, dann ist dies derrichtige Weg». Dazu werde gerade eine neue Broschüre an die Kommunen verteilt. Darin seien die besten Praxisbeispiele zur Prävention zusammengefasst, damit sie in ganz Deutschlandübernommen werden könnten.

Raphael Gaßmann, DHS-Geschäftsführer, geht dies nicht weit genug. Im Kampf gegen den Alkoholmissbrauch plädiert er bundesweit für ein nächtliches Verkaufsverbot anTankstellen nach dem Vorbild Baden-Württembergs. «Es ist ein Problem, dass Alkohol rund um die Uhr verfügbar ist», sagte er. Nachts werde Hochprozentiges überwiegend vonJugendlichen gekauft, die bereits angetrunken oder betrunken seien und keine Vorräte mehr hätten. Zudem befürwortet Gaßmann jugendliche Testkäufer, um Betriebe, die gegendas Jugendschutzgesetz verstoßen, aufzuspüren.

Der Zuwachs der jugendlichen Komatrinker wirkt sich auch auf die Behandlungskosten für die Kassen aus. In den vergangenen sechs Jahren hätten sich die Kosten für Krankenhausaufenthaltevon Jugendlichen wegen einer Alkoholvergiftung verdoppelt, sagte Rolf-Ulrich Schlenker, GEK-Vorstandsvorsitzender.

Für die Erhebung wurden GEK-Versicherte zwischen 14 und 20 Jahren befragt, die in den vergangenen drei Jahren mindestens einmal wegen einer Alkoholvergiftung in eine Klinik eingeliefert wurdensowie Gleichaltrige ohne entsprechende Erfahrung.

(ddp)

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