Taliban in Nigeria?

Im NordenNigerias, dem bevölkerungsreichsten Staat Afrikas, sind seit zwei Tagen Regierungstruppen und Anhänger eines radikal islamistischen Führers namens Mohammed Yusuf in bewaffnetenAuseinandersetzungen verwickelt. Die Regierung beschloss sich zu einem energischen Vorgehen gegen Yusuf, nachdem seine Anhänger koordinierte Angriffe auf Polizeistationen, Regierungsgebäudeund Zivilisten in vier nigerianischen Bundestaaten starteten.

Über diese islamistische Gruppe, die 2004 erstmals in Erscheinung trat, ist wenig bekannt. In Nigeria wird sie „Taliban“ genannt, wobei einige Analysten glauben, dass sie sich von radikalenAfghanen inspirieren ließ und sich deswegen diese Bezeichnung gab, während andere wiederum behaupten, dass der Name eher eine spöttische Charakterisierung der örtlichenBevölkerung ist. Bekannt ist diese Gruppe auch unter dem Namen „Boko Haram“, was so viel bedeutet wie „westliche Bildung ist eine Sünde“ – auch dies eine Fremdbezeichnung. Wie die Gruppesich selbst nennt, bleibt im Dunkeln.

Wenn der Name unklar bleibt, scheint es keine Zweifel über die
Zielsetzungen von Yusufs Anhänger zu geben: Sie streben den gewaltsamen Umsturz des nigerianischen Staates, die Einführung einer extremen Version des islamischen Rechtes sowie dieAbschaffung der von ihnen so Genannten „westlichen Bildung“ an.
In einem interview mit der BBC sagte der Anführer, Mohammed Yusuf, dass eine solche Ausbildung „den Glauben an einem einzigen Gott zerstört“. Yusuf nannte als Beispiele, dass er dieErkenntnis ablehne, dass der Regen eine durch Hitze verursachte Verdunstung sei, dass nach Kondensierung wieder als Regen zur Erde falle; vielmehr sei das Regen „eine Schöpfung Gottes“. Ebensolehnt er die Erkenntnis ab, dass die Erde rund sei, wie auch die Evolutionstheorie Darwins.
Von Yusuf selbst ist wenig bekannt, außer, dass er ca. Mitte 30 und sehr wohlhabend ist. Der nigerianische Akademiker Hussain Zakaria sagt, dass Yusuf postgraduierte Studien im Westen absolvierthat und einen Mercedes-Benz fährt. Die Anhänger seiner bewaffneten Gruppe scheinen sich vor allem aus Universitätsstudenten und arbeitslosen Graduierten zu rekrutieren.
Kritik haben die Sicherheitskräfte des Landes für ihr zögerliches Eingreifen geerntet. Viel zu lange habe die Regierung nichts unternommen, so Amenu Abu Bakka, ein Journalist, derfür die Nachrichtenagentur AFP aus dem Norden Nigerias berichtet. Nach ihm habe die Regierung nicht intervenieren wollen, weil die Gruppe Verbindungen zu einflussreichen Familien hat. „Die Leuteglauben, dass die Regierung gegen diese Leute nicht eingreifen wollte, weil deren Eltern erböst wären“, sagte er. „Aber jetzt, wo sie ein Monster geworden sind, erkennt die Regierung ihrenFehler an.“
Unklar bleibt, die mächtig diese nigerianischen „Taliban“ wirklich sind und wieviel Rückhalt sie in der Bevölkerung haben. Keiner weiss, wieviele Anhänger sie haben, noch was ihrnächsten Schachzug sein könnte.

Quelle: bbc.co.uk

Bilder:
Wikipedia [1], [2]

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