Nachterstedt (ddp). Bei einem gewaltigen Erdrutsch sind amSamstag in der sachsen-anhaltinischen Gemeinde Nachterstedt im Harzvorland zwei Häuser in einen See gestürzt. Nach Angaben einer Sprecherin des Salzlandkreises werden drei Menschenvermisst. Ihre Überlebenschancen sind gering.
«Das Ausmaß der Katastrophe ist unvorstellbar», sagte die Sprecherin. Ihr zufolge verschwand ein riesiges Uferareal von 350 mal 150 Meter im Concordia See, einem gefluteten Tagebau.Die Unglücksursache ist noch unklar.
Ein Doppelhaus, in dem zwei Ehepaare leben, sei komplett versunken, sagte die Sprecherin. Zwei Männer und eine Frau im Alter von 48, 50 und 51 Jahren werden vermisst. Ein weiteresMehrfamilienhaus sei zur Hälfte weggerissen worden. Die betroffenen Bewohner seien im Urlaub in Spanien.
Womöglich befindet sich auch noch ein 20-Jähriger unter den Opfern. Der junge Mann war nach Angaben von Landrat Ulrich Gerstner in dem abgestürzten Haus gemeldet. Die Behördenhätten ihn noch nicht erreichen können. Insgesamt wurden 64 Menschen im Umkreis in Sicherheit gebracht, 40 konnten unterdessen wieder in ihre Häuser zurückkehren.
Offenbar wurden die Menschen von dem Unglück im Schlaf überrascht. Der Notruf war nach jüngsten Angaben um 4.40 Uhr eingegangen. Eine entsetzte Anwohnerin berichtete, dass ihrNachbarhaus verschwunden sei. Etwa 200 Feuerwehrleute und Rettungskräfte waren im Einsatz.
Wegen des morastigen Geländes und der Gefahr weiterer Abbrüche konnten die Helfer nicht zu den Trümmern vordringen. Eine Hubschrauber-Suche mit Wärmebildkameras bliebzunächst erfolglos. Für den Abend wurde eine Hundestaffel geordert.
Die Suche nach der Unglücksursache könnte Monate dauern. In der Nacht hatte es zwar kräftige Regenfälle gegeben. Ein Zusammenhang sei aber eher unwahrscheinlich. Die Suche nachder Unglücksursache könne vorerst nicht beginnen, hieß es.
Die gigantischen Erdmassen hatten den Angaben zufolge eine Flutwelle ausgelöst. Darauf deuteten Schäden an der anderen Uferseite hin. Die Behörden erließen ein striktes Bade- undSchifffahrtsverbot. Der See wurde weiträumig abgesperrt.
Das ehemalige Tagebaugebiet rund um den Concordia See ist eine beliebte Urlaubsregion mit vielen Ferienhäusern. Von 1865 bis 1990 wurde dort Braunkohle abgebaut. Seit etwa Mitte der 90er-Jahrewird der Schacht geflutet.
(ddp)