Berlin (ddp). In der Krise ist für viele Deutsche derwichtigste Rückhalt die eigene Familie. Einer aktuellen Umfrage zufolge arbeiten 34 Prozent der Befragten in Jobs, die von der Krise direkt betroffen sind. 60 Prozent der Deutschen gehen jedochdavon aus, dass sie auf Unterstützung von Verwandten vertrauen können, sollten sie in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Dies ergab die am Dienstag in Berlin veröffentlichte Studieim Auftrag des Bundesfamilienministeriums.
Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) wertete dies als Beleg für die gestiegene Bedeutung der Familie: Gerade in schlechten Zeiten zeige sich, «dass die Familie dasentscheidend soziale Netz ist, auf das man bauen kann», sagte von der Leyen. Auch die Chefin des Instituts für Demoskopie Allensbach, Renate Köcher, ging auf den familiärenZusammenhalt ein: «Ich glaube, dass das oft übersehen wird, welche Bedeutung neben den staatlichen sozialen Netzen die privaten sozialen Netze haben», sagte Köcher.
Viele Eltern klagten in der Umfrage darüber, dass sie nicht genug Zeit für die Familie hätten. Vor allem die Väter leiden darunter. Die wichtigsten Maßnahmen zurVerbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in den Augen von knapp Dreiviertel der Bevölkerung bedarfsgerechte Betreuung für Klein- sowie für Schulkinder. Neben deröffentlichen Betreuung halten 60 Prozent betriebliche Kinderbetreuung für hilfreich sowie flexible Möglichkeiten der Arbeitszeitgestaltung.
Von der Leyen versprach weitere staatliche Leistungen für Familien. In der nächsten Legislaturperiode solle ein Teilelterngeld eingeführt werden, kündigte die CDU-Politikerin anund wies auf den Erfolg der Maßnahme hin: 77 Prozent der Befragten hielten das Elterngeld für eine gute Regelung. «Mit dem Elterngeld und dem Ausbau der Kinderbetreuung haben wirMeilensteine geschaffen, damit Deutschland wieder familien- und damit kinderfreundlicher wird», sagte von der Leyen und fügte hinzu: «Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sindgute Rahmenbedingungen im Berufs- und Alltagsleben wichtiger denn je.»
Nach Ansicht Köchers ist es Politik und Wirtschaft gelungen, die Bürger weitgehend von den Auswirkungen der Krise «abzuschotten». Die Frage sei jedoch, wie sich das entwickelnwerde. Sie gehe davon aus, dass sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt im Frühjahr 2010 verschärfen werde, betonte Köcher. Mit überwiegender Mehrheit sprachen sich die Befragtendafür aus, dass der Staat insbesondere Familien mit Kindern mit niedrigen Einkommen helfen solle. Auch Alleinerziehende und kinderreiche Familien sollten unterstützt werden, forderten dieBefragten.
Zum zweiten Mal nach 2008 untersuchte das Institut für Demoskopie Allensbach die Entwicklung des Familienlebens in Deutschland. Dafür wurden 1800 Bürger ab 16 Jahren befragt.
(ddp)