Dioxin in aller Munde

Seit Dienstag hört man überall von Dioxin. Anfangs war es nur in einzelnen Betrieben in Eiern zu finden, mittlerweile weitet sich der Skandal aber auf immer mehr Bundesländer und landwirtschaftliche Erzeugnisse aus – Verursacher scheint die Firma Harles und Jentzsch zu sein.

Seit dem vergangenen Montag ist das Wort Dioxin in aller Munde. Überall hört man davon und viele fürchten sich vor den Auswirkungen. Den Anfang genommen hat der Skandal eigentlich schon vor Weihnachten. So fand die Auslieferung von verseuchtem Futterfett bereits vom 12. November bis 23. Dezember statt, über Weihnachten geschah dann aber erst einmal wenig. Am 27. und 30. Dezember gab es dann erste Meldungen über erhöhte Dioxin-Werte, die teils um das Vierfache über dem Grenzwert lagen. Zu ersten Sperrungen von Legehennen-Betrieben kam es in Niedersachsen aber erst am 3. Januar im neuen Jahr.

Skandal weitet sich aus

Inzwischen haben sich die Sperrungen noch deutlich ausgeweitet, so waren es anfangs etwa 1.000 Höfe nur in Niedersachsen, die geschlossen wurden, mittlerweile sind aber auch acht weitere Bundesländer von der Dioxin-Belastung im Futtermittel betroffen. In Nordrhein-Westfalen wurden bereits 8.000 Legehennen getötet, die mit Dioxin belastetes Futtermittel gefressen haben. Auch sollen etwa 120.000 verseuchte Eier in den Handel gelangt sein, so Kreisveterinär Wilfried Hopp aus dem Kreis Soest. Er rechne weiterhin damit, dass noch einige Tausend Eier aus dem Handel an die Höfe zurückgehen werden.

Auch Bio-Eier und Schlachtvieh belastet

Die Belastung beschränkt sich mittlerweile aber nicht mehr nur auf Eier und Geflügel. Es sollen 320 Ferkel, die mit dem vergifteten Futter gefüttert wurden, an einen Betrieb in Osthessen geliefert worden sein. Neben Hessen hat man aber auch in Baden-Württemberg erste Hinweise darauf, dass verunreinigte Erzeugnisse ins Land gelangt sind. Hier handle es sich um Schlachttiere und pasteurisiertes Flüssig-Ei. Weiterhin wurden auch erste Dioxin-Funde in Bio-Eiern gemacht.

Futterfett aus Schleswig-Holstein

Die Quelle des verunreinigten Futters steht inzwischen fest. Der Futtermittelkomponenten-Hersteller Harles und Jentzsch aus dem schleswig-holsteinischen Uetersen soll technische Mischfettsäure aus den Niederlanden, trotz klarer Kennzeichnung, für die Futterfettproduktion verwendet haben. Dieses Futterfett wurde anschließend an verschiedene Futtermittelhersteller und Betriebe in mehreren Bundesländern geliefert. Mit diesem Fett sollen dann 30.000 bis 150.000 Tonnen Futtermittel produziert und an Tausende landwirtschaftliche Betriebe geliefert worden sein.

Ermittlungen laufen

Gegen Harles und Jentzsch laufen inzwischen Ermittlungen, da der Verdacht auf eine Straftat vorliegt. Bei mehreren Razzien im Firmensitz in Uetersen und einer Tochterfirma in Niedersachsen wurden inzwischen große Mengen an Beweisen und Dokumenten gesichert. Bei den Razzien wurde auch ein Mischbetrieb entdeckt, der verseuchte Futterfette auf illegalem Weg und somit ohne Kontrollen vertrieben haben soll, so der Präsident des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES). Siegfried Sievert, Geschäftsführer von Harles und Jentzsch, dementierte derweil Gerüchte, dass das Unternehmen kurz vor der Insolvenz stünde. Futtermittel würde zwar momentan nicht verkauft, aber das Geschäft mit technischen Fettsäuren sichere weiterhin die Existenz.

Was ist Dioxin überhaupt?

Bei Dioxinen handelt es sich um eine organische Stoffgruppe, die überall in unserer Umwelt in geringen Mengen auftaucht. Dioxin ist die Abkürzung für polychlorierte Dibenzodioxine und Dibenzofurane, welche farb- und geruchlos, langlebig und fettlöslich sind und zu den sogenannten Ultragiften gehören. Aktuell sind etwa 210 verschiedene Dioxine bekannt. Diese werden keineswegs bewusst in der Industrie hergestellt, vielmehr tauchen sie als Abfallprodukt bei chemischen Prozessen mit hohen Temperaturen und Beteiligung von Chlor auf. Durch ihre chemische Struktur lagern sich Dioxine bei Lebewesen vor allem im Fettgewebe ein und tauchen somit zum Großteil in fettreichen Lebensmitteln, wie Eiern, auf.

Wiktor Juschtschenko vor und nach dem Anschlag

Genaue Einschätzungen darüber, wie giftig Dioxine wirklich sind, können selbst Fachleute bis heute nicht abgeben, 17 von ihnen gelten aber als besonders giftig. Das hochgiftige TCDD (2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin) wirkte in Tierversuchen schon bei geringer Dosierung tödlich. Ein Beispiel für die Wirkung von Dioxinen ist der Giftanschlag auf den ehemaligen Präsidenten der Ukraine Wiktor Juschtschenko. Dieser nahm im September 2004 eine sehr hohe Dosis TCDD über die Nahrung zu sich und überlebte den Anschlag nur, weil er sich kurz danach übergeben hatte. Zahlreiche Operationen waren die Folge.

Quellen: N24.de [1] [2] | N-TV.de [1] [2] [3] | KN-Online [1] [2]

Bilder:
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(cc-by-sa) Klaus Höpfner / Wikimedia.org
(cc-by-sa) Muumi, Unbekannt / Wikipedia.org 1, 2

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