Bildungsstreik 2009 – Sinn oder Unsinn?

Kommentar – Der einwöchige Bildungsstreik hat am Mittwochseinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Zehntausende Menschen demonstrierten deutschlandweit in mehr als 70 Städten. Doch wie sinnvoll ist der Streik?

Schüler, Studenten, Eltern, Lehrer, Gewerkschaften. Die Liste derer die dem Aufruf des Bündnisses Bildungsstreik 2009 folgten und sich am Mittwoch an Demonstrationen beteiligten ist lang.Die Veranstalter sprechen von über 240.000 Teilnehmern, die Polizei geht etwa von der Hälfte aus. Auch wenn die Zahlen wohl nicht eindeutig zu erfassen sind: Es wird deutlich, wiegroß das Bedürfnis der betroffenen Gesellschaftsgruppen ist ihren Sorgen Gehör zu verschaffen.

Die Demonstrationen werden nicht nur von einigen wenigen Schultern getragen, die sich aufgrund ihrer Ideologie in der Pflicht sehen dem Aufruf zu folgen. Vielmehr erklärt sich eine breite Masseund ein bunt gemischter Haufen von Studenten und Schülern nicht mehr dazu bereit die momentanen Zustände an ihren Hoch- /Schulen zu akzeptieren.

Viele Forderungen

Zwar sind die umfassenden, vielzähligen und grundlegenden Forderungen der Schüler und Studenten möglicherweise streitbar und ein grundlegender Konsens des Forderungskatalogs wirdschwer zu finden sein, doch wohl alle Betroffenen verbindet der Wunsch, dass ihre Interessen von der Politik mehr Beachtung erfahren.

Auch besteht große Einigkeit unter den Demonstrierenden, dass mehr Lehrpersonalerforderlich ist, mehr Geld in die Hand genommen werden muss um eine gute Ausbildung realisieren zu können und Studiengebühren der falsche Weg sind. Und auch die breite Kritik gegen denuniversitären Bachelor- und Masterabschluss wurde bei den Demonstrationen deutlich.

Demos verlaufen friedlich

Die Breite der Forderungen und die enorme Teilnehmerbereitschaft unter Schülern und Studenten zeigt nur allzu gut wie groß die Missstände im deutschen Bildungssystem sind. Es darf undmuss von den in der Verantwortung stehenden Parteien bei einem so zukunftsträchtigem Thema mehr erwartet werden, als wohlklingende Versprechen und die Erkenntnis, dass die Bildung die einzigeGrundlage ist, die der Wirtschaftsstandort Deutschland aufzubieten hat.

Demonstrationen und bundesweite Aktionen sind der richtige Weg, um auf die Misereaufmerksam zu machen, doch nur wenn sie in einem friedlichen Rahmen verlaufen. Gezielte Provokationen der Polizei oder Vandalismus versehen die richtigen Ansätze der Demoteilnehmer mit einemschalen Beigeschmack, der nicht dazu führt, dass sich auch nicht direkt betroffene Teile der Gesellschaft mit den Demonstrierenden solidarisieren könnten. Sie lenken in deröffentlichen Wahrnehmung viel zu sehr von den eigentlichen Forderungen ab.

Weitreichende Ausbesserungen in der Bildung und mehr Rücksichtnahme von Seiten der politisch Verantwortlichen auf die Forderungen der Demonstrierenden sind nun unerlässlich.Schließlich sind es Schüler und Studenten, die unter den Missständen in ihren Universitäten und Schulen zu leiden haben. Schüler die mit ihren Schulen zufrieden sind,sollten auch für Politiker ein selbstverständliches Ziel sein. Sie sind schließlich auch auf ihre künftigen Stimmen angewiesen.

Quellen: Spiegel.de | Tagesschau.de | Süddeutsche.de

Bilder:
© Gerd Altmann / pixelio.de
© Henry Klingberg / pixelio.de
© Pelztierchen / aboutpixel.de

Kommentieren