Rewind 2010 – Das war der Mai

Im fünften Teil unseres Jahresrückblicks schauen wir, na klar, auf den Mai. Der Mai entzückte, erschreckte, überraschte uns mal mehr und mal weniger. Fußball spielte eine große Rolle im Monat mit dem kürzesten Namen – Horst Köhler legte sein Amt nieder.

Terroranschlag fehlgeschlagen

Auf dem New Yorker Times-Square schlug Anfang des Monats ein Terroranschlag fehl. Ein T-Shirt-Verkäufer bemerkte ein rauchendes Auto und rief natürlich in bester bürgerlicher Manier sofort die Polizei. Als die den Wagen dann näher betrachten, bestätigt sich der Verdacht eines zumindest versuchten Terroranschlags. Im Innern des Geländewagens finden sich Propangasflaschen, zwei Benzinkanister, batteriebetriebene Wecker sowie Feuerwerkskörper. New York ist damit einer Katastrophe entgangen, eine erfolgreiche Explosion der Apparatur hätte wohl einen immensen Schaden verursacht und mehrere Menschen getötet.

FC Bayern gewinnt Bundesliga und DFB-Pokal

Kommen wir zur Kategorie „Überraschungen des Jahres“. Bayern wird Meister der Fußball-Bundesliga Saison 2009/2010. Zur mittlerweile 22. Meisterfeier erklärte sich Cheftrainer Louis van Gaal kurzerhand selbst zum „Feierschwein“.

Selbstbewusst stellt der 58-jährige Niederländer auf dem Balkon des Münchner Rathauses die Frage: „Wer hat die beste Verteidigung“ – und beantwortet sie sich gleich selbst mit dem Namen des Rekordmeisters „FC Bayern!“. Worte, die nicht nur in die Vereinsgeschichte eingehen werden. Hier ein Mitschnitt des Bayerischen Rundfunks zur Feier.

So wunderbar feierten also die Lederhosen. Eine Woche später konnten sie sich – in einem die Bremer überrollenden Finale (4:0 Sieg) – den DFB-Pokal sichern. Im Berliner Olympiastadion haben sich die Bayern den 15. Pokal und das achte Double in ihrer Geschichte ergattert. Der VfB Stuttgart konnte sich übrigens in einer beachtenswerten Aufholjagd noch einen Platz in der Europa League sichern. Abgestiegen sind der VfL Bochum und die Hauptstadt-Kicker des Hertha BSC Berlin.

Frauenfußball? Frauenfußball!

Ein deutsches Team konnte die UEFA Women’s Champions League 2009/2010 gewinnen. Während der FC Bayern im Finale gegen Inter Mailand verlor, holte der 1. FFC Turbine Potsdam wenigstens eine Champions League-Trophäe nach Deutschland. Im Finale standen sich die „Turbinen“ und die Kickerinnen der französischen Frauen-Mannschaft Olympique Lyons entgegen. Nach einer torlosen Partie konnte sich auch in der Verlängerung keines der Teams durchsetzen. Schließlich hatten die deutschen Frauen im Elfmeterschießen mehr Glück und konnten sich mit 7:6 durchsetzen. Auch bei dieser Partie blieb ein Trikottausch aus, freuen dürfen wir uns über diesen sportlichen Erfolg trotzdem.

„Oh my God, this is so crazy“
(Lena Meyer-Landrut nach ihrem Gewinn)

Wer hat vor dem Finale wirklich daran geglaubt? An einen Sieg Deutschlands, an einen Sieg Stefan Raabs und seines Casting-Kückens Lena Meyer-Landrut. „Unser Star für Oslo“ darf zurecht als eine, wenn nicht sogar als die beste Castingshow überhaupt gelten. Dort schaffte es Deutschland innerhalb eines Monats aus 4.500 Kandidaten den besten Künstler für den Eurovision Song Contest (ESC) 2010 im norwegischen Oslo zu finden.
Unser Star für Oslo (USfO) ist eine Castingshow, die in einer hervorragenden Kooperation des öffentlich-rechtlichen Senders ARD und privaten Senders Pro Sieben produziert wurde. Raab vergleicht diese Zusammenarbeit mit dem „Fall des eisernen Vorhangs“ und glaubte schon vor Beginn an eine „vielversprechende Zusammenarbeit“. Dass der Titel „Satellite“, übrigens geschrieben von der US-Amerikanerin Julie Frost und komponiert von dem Australier John Gordon, einen solchen Erfolg haben würde, ahnte im Finale von USfO noch niemand. Dort setzte sich die damals noch 18-jährige Hannoveranerin gegen ihre Konkurrentin Jennifer Braun durch.

Und der Zauber beginnt

Nach dem USfO-Finale wurden die Singles „Bee“, „Satellite“ und das eigens für Lena von Stefan Raab komponierte und von ihr geschriebene „Love Me“ veröffentlicht. Sie platzierten sich auf Anhieb allesamt in den Top Fünf der deutschen Charts, was in der Geschichte der Beliebtheits-Liste bisher einmalig ist. Sechs Tage nach Lenas 19. Geburtstag, nämlich am 29. Mai 2010, fand dann das Finale des Eurovision Song Contests 2010 statt. Der verantwortliche Norddeutsche Rundfunk durfte aufgrund einer ausgelosten Wildcard den Startplatz Lenas selbst bestimmen. Sie wählten die Startnummer 22, bei 25 Finalisten. Insgesamt sahen dann rund 14,7 Millionen Menschen Lenas Auftritt, was einem Marktanteil von 49,1 Prozent entsprach. Dieser Auftritt löst bei vielen noch heute Gänsehaut aus, wurde auf diesen Tag doch, im Gegensatz zu den letzten Jahren, viel Wert gelegt, damit sich die Teilnahme Deutschlands am Contest auch lohnt. Lena startet mit „I went everywhere for you I even did my hair for you“ und der Zauber beginnt. Nun kommt es auf die Überzeugungskraft und die Stimme des Stefan Raab Schützlings an, ob Deutschland nach zwei unglaublich schlechten Jahren wieder einmal bei einem ESC erfolgreich Punkte sammeln kann.

Sie kann. Und wie. Deutschland sprach von einer „Lenamania“ nachdem das Ergebnis bekannt wurde: Der Satellit zog erfolgreich seine Bahnen und holte den Eurovision Song Contest 2010 zu uns nach Hause. Die charmante und zugleich kecke Art Lenas brachte Deutschland insgesamt 246 Punkte ein. Der zweitplatzierte türkische Beitrag holte lediglich 170 Punkte. Die volle Punktzahl, also zwölf Zähler, bekamen wir von Dänemark, Estland, Finnland, Lettland, Norwegen, Schweden, Schweiz, Slowakei und Spanien.
Nach 1982 können wir uns also endlich wieder über den Gewinn eines deutschen Beitrags freuen. Damals holte Nicole mit „Ein bisschen Frieden“ den Titel. Aus Norwegen zurück wurde Lena nicht nur von einer unglaublichen Sympathie-Welle Deutschlands begrüßt, sondern auch persönlich vom damaligen Ministerpräsident Niedersachsens: Christian Wulff. Dieser fängt später einen anderen Job an, er wird Bundespräsident. Die Stelle wird frei, weil ein anderer abtritt.

Horst Köhler verlässt Schloss Bellevue

„Es war mir eine Ehre, Deutschland als Bundespräsident zu dienen“, sagte der gerade überraschenderweise zurückgetretene Horst Köhler noch, setzte seine Brille ab und verließ zusammen mit seiner Frau Eva Luise Köhler den Raum. In seiner Rücktrittserklärung sprach er von der heftigen Kritik, die ihm entgegengebracht wurde, als er sich zu den Bundeswehr Einsätzen in Afghanistan äußerte. Er brachte wirtschaftliche Interessen ins Spiel und wurde deshalb heftigst von allen Seiten kritisiert. Zudem sei ihm unterstellt worden, er befürworte Einsätze der Bundeswehr, die so mit dem Grundgesetz nicht vereinbar waren. Da diese Aussage allerdings jeder „Rechtfertigung entbehrt“ und den „notwendigen Respekt vor seinem Amt vermissen lässt“, trat Horst Köhler mit sofortiger Wirkung zurück. Das Amt wurde frei und Schloss Bellevue wartete auf seinen neuen Bewohner.

Am 31. Mai dieses Jahres schloss also nicht nur das Kapitel des Mais, sondern auch die Geschichte eines Bundespräsidenten, der knapp sechs Jahre im Amt war, sich am Ende aber nicht mehr verstanden fühlte.

Quellen: Spiegel.de | Wikipedia.de [1] [2] | Faz.net

Bilder:

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