Andry Rajoelina putscht in Madagaskar

Ganz so lustig, wie man nach den beiden nach ihr benannten Filmen annehmen sollte, geht eszur Zeit auf der süd-ostafrikanischen Insel Madagaskar gar nicht zu.

Denn am Abend des 16. März hat das Militär Madagaskars unter Flagge von Andry Rajoelina, dem ehemaligen Bürgermeister der Hauptstadt, den Präsidentenpalast in Antananarivoeingenommen. Dabei wurden Anhänger von Präsident Marc Ravalomanana übermannt, die von diesem zur Verteidigung des Gebäudes aufgerufen wurden, obwohl er sich anderenorts aufhielt.Ravalomanana befindet sich in seiner zweiten Amtszeit, doch ob er sie bis 2011 zu Ende führen können wird, ist derzeit sehr fraglich.

Präsident Marc RavalomananaZwar wurde seine erste Wahl 2001 von manchem nicht ohne Skepsis betrachtet, da der Prozess wohl nicht ganz sauber war, 2006 schaffte er dann aber dennoch unter den kritischen Augen von unabhängigen Überwachern eine unangefochtene Wiederwahl. Rajoelina warf ihm jedoch vor, ein Diktator zu sein, Vermögen anzuhäufen, während die Bevölkerung verarmte – eine der jüngsten Anschaffungen ist ein Privatjet -, und Ressourcen an ausländische Firmen zu verschleudern.

Der Konflikt eskalierte, als zuerst die Regierung eine TV Station von Rajoelina abschalten lies und dessen Anhänger im Gegenzug eine staatliche Sendestation niederbrannten. Bei einer friedlichenDemonstration, bei der Anfang Februar 25.000 Anhänger Rajoelina als Präsidenten feierten und schließlich zum Stadtpalast zogen, wurden sie von Soldaten erst nur aufgehalten undspäter wahllos beschossen.

Rajoelina wendet ohne militärische Unterstützung das Blatt

Ursprünglich zogen Rajoelina und seine Anhänger ohne militärische Unterstützung los, als sich die Einheiten allerdings entscheiden mussten, wessen Amt sie sicherten, wähltensie scheinbar den Bürgermeister, nicht den Präsidenten, da zu Beginn erst einzelne Einheiten, später größere Truppen die Meinung vertraten, selbst für ihrenPräsidenten nicht auf ihr Volk schießen zu wollen.

Andry RajoelinaVor knapp einer Woche drohte das Militär noch mit Putsch, falls sichdie Parteien nicht einigen können sollten. Dies war nicht der Fall, doch es hat den Anschein, dass sich das Gros der militärischen Einheiten Rajoelinas Seite angeschlossen hat. Selbst diePräsidenten-Garde hat sich mittlerweile aufgelöst, in Polizei und Militär eingeordnet und damit gegen Ravalomanana gestellt, was Madagaskar zu großen Teilen unter diemilitärische Kontrolle der Opposition bringt. Gekostet hat dieser Erfolg bisher knapp 140 Menschenleben.

Einmischung von außen gibt es kaum. Zwar wurden Vermittlungsgespräche angeboten und von AU (Afrikanische Union) und EU der kritische Ton angeschlagen, dass eine widerrechtlich eingesetzteRegierung von ihnen nicht anerkannt würde, doch bisher hat es nicht dazu geführt, dass die umgeschichtete Machtverteilung sich normalisieren und Ravalomanana sein Amt wieder aufnehmenkonnte. Dieser musste sich aus der Stadt zurückziehen, währen Rajoelina, der die vergangenen Wochen aus Angst vor Gefangenschaft im Untergrund verbracht hatte, wieder ans Licht trat und denRücktritt des Präsidenten verlangte.

Opposition übergeht den Versuch einer demokratischen Lösung

Die Opposition lehnte auch eine vorgeschlagene Volksumfrage, ob der Präsident noch im Amt gewünscht sei, und eine Neuwahl ab, da Ravalomanana als Hochverräter festgenommen werdensolle. Christine Razanamahasoa, Justizministerin der von Rajoelina eingesetzten Übergangsregierung, hat den Befehl dazu bereits gegeben, doch Ravalomanana ignorierte das Ultimatum, das ihmvergangenen Samstag gestellt wurde. Derzeit sitzt er mit seinen Getreuen noch unerreicht im Ivolah-Palast. Vielmehr noch wehrt Ravalomanana sich vehement gegen die Aufgabe seiner Macht und versuchtebisher mit Reden an die Loyalität der Bürger und des Militärs zu appellieren.

Nachdem seine Vorschläge, die ihn aus seiner brenzligen Situation hinaus manövrieren sollten, gescheitert waren, lies Ravalomanana verlauten, dass er bis zum Tod kämpfen wolle.
Ob das tatsächlich eintritt, wird sich zeigen. Denn auch, wenn im Moment keine Truppenbewegung stattfindet, ist es dennoch nur ein Frage der Zeit.

Quellen: WallstreetJournal.com | BBC.co.uk | CNN.com 1,2 | Spiegel.de 1, 2

Bilder:
Wikipedia.org 1, 2, 3

Kommentieren