Hat das Grauen einen Namen?

In dem Moment, als es so schien, dass die Gefahren aus ResidentEvil besiegt seien, kündigt sich schon die nächste Bedrohung an. Der bekannte Titelheld Chris Redfield ist auf der ganzen Welt dem Bösen auf den Fersen. Dieses Mal allerdingsohne Jill Valentine.

Nachdem Chris Redfield einer neuen Organisation beigetreten ist, macht er sich auf den Weg nach Afrika. Als Ergebnis von Bioterrorismus verwandeln sich Menschen und Tiere zu mörderischenBestien, die vor nichts zurückschrecken. Bei seinem aktuellen Abenteuer in Resident Evil 5 steht Chris die ortskundige Sheva Alomar mit Intelligenz, schlagkräftigenScharfschützen-Qualitäten und Stärke zur Seite.

Sheva Alomar: Die Partnerin von Chris Redfield spielt scheinbar gerne mit Waffen

Merkwürdiges geht da vor auf dem schwarzen Kontinent. Chris Redfield wird von seiner neuen Organisation – der BSAA – abkommandiert, um den Machenschaften in Afrika auf die Spur zu gehen. Gleichzu Spielbeginn schließt sich euch Sheva Alomar an. Wie man aus den Vorgängern bereits gewohnt ist, hat auch die Umbrella Corporation mal wieder ihre Finger im Spiel. Dieses Mal zusammen mitdem Pharmakonzern Tricell.

Resident Evil 5 setzt insgesamt den Weg fort, der sich mit Resident Evil 4 bereits angekündigt hat: Mehr Action, mehr Zombies, mehr Geballere und weniger Gruselmomente. Schnell füllt sichdas Inventar nicht nur mit einer Pistole, sondern auch mit Schrot- und Maschinengewehren. An Zombies, die eigentlich gar nicht mehr wie Zombies aussehen, sowie mutierten Tieren und großen,fantasievoll gestalteten Bossgegnern mangelt es ebenso wenig. Oftmals schmeißen sich sogar ganze Horden an Zombies und Tieren auf Chris und Sheva. Wer nicht zu dessen Mahlzeit verkommen will,hat neben übertriebenen Ballereinlagen auch mit der Zeit zu kämpfen, um den teils unbekämpfbaren Massen an Gegnern zu entkommen.

Eine willkommene Begleitung?

Ob Sheva nun eine willkommene Begleitung ist oder nicht, hängt in erster Linie davon ab, wie man Resident Evil 5 spielt. Ihr könnt euch dabei zwischen einem Online- und einemOffline-Koop-Modus sowie dem CPU-Modus entscheiden. Habt ihr gerade weder online noch offline jemanden zur Hand, der sich mit euch in die Schlacht stürzt, seid ihr zwangsläufig auf die“CPU-Sheva“ angewiesen. Diese erweist sich zwar zumeist als recht hilfreich, allerdings hat sie auch ihre Schwächen. Oftmals steht sie im Weg, teilweise braucht sie aber auch viel zu lange, bissie euch aus heiklen Situationen befreit. Auch ein bisschen merkwürdig: Sheva klaut Heilmittel und Munition – zumindest indirekt. Einerseits ist es zwar gut, sich nicht um jedes einzelne Itemselbst kümmern zu müssen, andererseits ist es ziemlich lästig, über das Inventarmenü ständig die benötigten Materialien bei Sheva anzufragen.


Per Knopfdruck könnt ihr allerdings wenigstens ihren Kampfstil beeinflussen. Sheva kann mit Chris zusammen in die Presche stürzen, aber sie kann sich auch defensiv verhalten und beiKomplikationen einschreiten, beispielsweise durch Heilung oder Befreiung.

Koop-Modus via Split-Screen und PlayStation Network

Resident Evil 5 bietet neben einem Split-Screen-Koop-Modus auch einen Online-Koop über das PlayStation Network an. Sheva erweist sich besonders dann als nützlich, wenn sie von einem echtenMenschen gesteuert wird. Vor Spielbeginn könnt ihr festlegen, ob nur Freunde aus eurer Freundesliste an eurer Session teilnehmen dürfen oder ob ihr generell eingehende Anfragen nach einemKoop-Modus zulassen wollt. Über ein Headset könnt ihr dann mit eurem Gegenüber kommunizieren.

Offline gibt der Koop-Modus eindeutig weniger her. Das liegt vor allem an einem Problem: Die Split-Screens sind viel zu klein. Trotz relativ großem Fernseher war es hier zu zweit nicht leicht,mit Hilfe des Lasers an den Waffen oder mittels Fadenkreuz die Gegner gezielt zu treffen. Auch der Spieleinstieg in den Offline-Koop ist mit unnötigen Steinen belegt. Während man beimOnline-Koop vorab festlegen kann, ob man ihn spielen will, kann der zweite Spieler im Split-Screen erst nach dem Einstieg und einem dadurch verbundenen Neueinstieg am Spiel teilnehmen.

Weniger Rätsel und ein gewöhnungsbedürftiges Szenario

Im Gegensatz zu den Vorgängern müssen sich die Spieler vor allem auf weniger Rätsel einstellen. Action kommt dagegen nicht zu kurz. Auch das Szenario – afrikanische Wüste,Fabrikgebäude und abgelegene Dörfer – lässt eher Tomb Raider vermuten und weniger ein Resident Evil. Auch die häufig bei Tag stattfindenden Szenarien hauchen dem Spiel nichtbesonders viel Grusel ein. Sogar der obligatorische Kettensägenmann sorgt, vielleicht auch aufgrund der Berechenbarkeit seines Erscheinens, nur noch bedingt fürGänsehaut-Feeling.

Aufgrund der hohen grafischen Qualität von Resident Evil 5 lässt sich das allerdings verschmerzen. Hoch aufgelöstes und detailiertes Level-Design sowie düster dreinblickendeZombies und fantastisch gestaltete Endgegner verleihen dem Spiel seinen ganz eigenen Charme – wenn auch nicht unbedingt gruselig. Auch die Lichteffekte und die Animationen können sich sehenlassen.

Neben der Ingame-Grafik geben natürlich auch die teils minutenlangen Zwischensequenzen wieder einiges her. Gerenderte Zwischensequenzen gibt es in Resident Evil 5 massig, eigentlich bei fastjedem Raum- und Kapitelwechsel. Diese treiben zumeist die Story spannend voran. Die wunderschön gestalteten Sequenzen trösten außerdem darüber hinweg, dass Resident Evil 5 viel zulinear daherkommt. So gut wie alle Events sind berechenbar. Das Erreichen bestimmter, wichtiger Artefakte etwa sorgt sehr zuverlässig dafür, dass neue Kontrahenten auf das Schlachtfeldeinbrechen. Während man bei den Vorgängern noch Gänsehaut bekam, sobald man einen neuen Raum betreten hat, bleiben bei Resident Evil 5 die Schockmomente jedoch beinahe gänzlichaus. Auch Panik und Stress entwickelt sich erst ab einer größeren Menge an Zombies.

Zu starre Steuerung

Das Problem mit der Steuerung ist schon seit Resident Evil 4 bekannt. Zwar kann man beim fünften Teil mittlerweile auf eine Art „Ego-Shooter“-Steuerung umstellen, allerdings bliebe damit dieFrage weiterhin unbeantwortet, wieso man bei einem Third-Person-Shooter wie Resident Evil 5 nicht während dem Laufen auf seine Gegnerhorden schießen kann.

Gut platzierte Schüsse sorgen für ein schnelles Ende der Gegner. Mittels Laserpointer hat man hier einen guten Mittelweg geschaffen, um einerseits das Spiel für Fortgeschrittene nichtzu langweilig wirken zu lassen und um andererseits Einsteiger nicht an den Rand der Verzweiflung zu treiben. Bei letzterem helfen auch die drei auswählbaren Schwierigkeitsgrade.

Auch die klassische Schreibmaschine, über die man in der Vergangenheit seinen Spielfortschritt festgehalten hat, hat sich mit Resident Evil 5 wohl nun endgültig verabschiedet. Dieautomatische Speicherung nach jedem Checkpoint und Kapitel nimmt dem Spieler diese Last ab.

Blut, Blut, Bluuuuut!

Blut kommt in Resident Evil 5 in großen Mengen vor. Aus diesem Grund erhielt das Spiel von der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) auch keine Jugendfreigabe. Erwachsene Spieler ab 18Jahren können sich das Spiel für 69,99 Euro (unverbindliche Preisempfehlung) für PlayStation 3 und Xbox 360 kaufen. Bei dem von uns getesteten Exemplar handelte es sich um diePlayStation 3-Version, die sich im Vergleich zur Xbox 360-Fassung nur geringfügig unterscheidet. Einzig das Kantenflimmern ist auf der Sony-Konsole deutlich ausgeprägter als auf derMicrosoft-Konsole.

Fazit, Lars Haise:

Serienliebhaber werden mit Resident Evil 5 leider nicht glücklich. Beinahe alle klassischen Elemente wurden aus dem Spiel entfernt und gegen ein Action-Adventure im Third-Person-Lookeingetauscht. Panische und schockierende Momente bleiben weitgehend aus. Wer allerdings unvoreingenommen an Resident Evil 5 herangeht, wird feststellen, dass es ein sehr gutes Action-Spiel ist, wasman auch nach erstmaligem Durchspielen gerne nochmal einlegen kann.

Bewertung:

Grafik: 9/10
Sound: 7/10
Steuerung: 8/10
Spielspaß: 8/10
Multiplayer: 9/10
Gesamt: 8/10

Vielen Dank an Capcom für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Bilder:
© Capcom

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