Pompeji wurde im Jahre 79 nach Christus durch den Ausbruch des nahe gelegenen Vesuvs komplett eingeäschert. Weniger bekannt ist, dass sich die archäologische Stätte seit Anfang November mehr und mehr dem Erdboden anpasst.
Als die sogenannte „Scholae Armaturarum“, ein Trainingsgebäude für Gladiatoren, in den Morgenstunden des 6. November in sich zusammenstürzte, war dies nur der Anfang; seitdem sind vier weitere Mauern zu Staub zerfallen. Schuld daran ist laut „Soprintendenza archeologica di Pompei“, der Institution, die für die Instandhaltung der antiken Stadt verantwortlich zeichnet, der starke Regen der vergangenen Wochen. Andere sehen die Schuld klar bei der Regierung. Pietro Giovanni Guzzo, bis 2009 Chefarchäologe in Pompeji, beklagt die fehlenden Staatszuschüsse für Erhaltung und Pflege. Die Einnahmen aus Ticketverkäufen und staatlichen Geldern seien nicht einmal annähernd genug, um die für eine vollständige Restauration nötigen 260 Millionen Euro aufzubringen. Auch die Präsidentin von „Italia Nostra“, einer Organisation, die sich den Schutz der italienischen Landschaft und Kunstdenkmäler zum Ziel gesetzt hat, macht finanzielle Engpässe für die missliche Lage in Pompeji verantwortlich. Die Probleme resultieren laut Alessandra Mottola Molfino teils aus dem gekürzten Budget des Kultusministeriums, teils aus deren Budgetzuwendungen, die sich zu sehr auf protzige Veranstaltungen, Theatervorführungen und ähnliches konzentrieren.
Eine internationale Studie bescheinigte der alten Römerstadt schon im Jahr 2005 eine katastrophale Verfassung, mehr als 70 Prozent der Gebäude wären in schlechtem oder verheerendem Zustand. Diesem Ruf wurde jedoch bewusst nicht gefolgt, mit dem Hinweis auf fehlende Geldmittel. Kein Wunder, gibt Italien doch inzwischen prozentual gesehen weniger Geld für Kultur aus, als beispielsweise Dänemark. Die Forschungsorganisation „L’Associazione per l’Economia della Cultura“ fand heraus, dass das Kultusministerium die Zuwendungen für Restaurationen von 2000 bis 2008 um die Hälfte gekürzt hatte. Der amerikanische Fernsehsender CNN konfrontierte das zuständige italienische Ministerium mit diesen Anschuldigungen, bekam aber bis dato (10.12.2010) keine Antwort. Mittlerweile hat das Ministerium Notfallpläne realisiert, die Aufgebote an Archäologen, Sicherheitskräften und Arbeitern wurden erhöht. Außerdem wurde der Vorwurf verneint, man würde sich nicht ausreichend um die Stätte kümmern, der Verfall wurde ausschließlich dem Regen angelastet, was nach Meinung von Experten an Dreistheit grenzt. Der Tenor der Fachwelt ist eindeutig: Wenn Pompeji nicht schnellstmöglich finanzielle Hilfe in großem Maßstab erfährt, wird dieses UNESCO-Welterbe bald nicht mehr existieren.
Quelle: CNN.com | Reuters.com
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