Vorsicht auf dem Berg

Nach dem Skiunfall von Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus wirdgroß und öffentlichkeitswirksam über die Sicherheit auf Skipisten diskutiert. Zu Recht. Mit einem Helm ist das Problem aber nicht gelöst. Viel wichtiger ist: Egal mit welcherGeschwindigkeit – vorsichtig fahren.

Verfolgt man seit Saisonbeginn die entsprechenden Meldungen, könnte man meinen, Skipisten hätten sich zum Hauptlieferanten für die Notfallaufnahmen der Krankenhäuser gemausert.Ständig kracht es irgendwo in den Alpen. Oft kommen die Betroffenen noch mit einem blauen Auge davon. Doch auch Todesfälle auf den Pisten sind nicht selten.

So geschehen erst am Samstag in Bad Kleinkirchheim (Kärnten, Österreich). Ein 13-jähriger Schüler starb bei einem Zusammenstoß mit einem Gleichaltrigen, vermutlich an einemGenickbruch. Der andere Junge erlitt schwere Schulter- und Fußverletzungen.

Dabei ist klar erkennbar: Ein Helm hätte an dem tragischen Unfall vermutlich nichts geändert. So auch bei einem Großteil der Skiverletzungen, die Winter für Winter geschehen. Nurzehn Prozent davon gehen auf Kopfverletzungen zurück. Im Gegenzug heißt dies, der größte Teil der Verunfallten zieht sich Schäden an Armen und Beinen zu.

Die meisten Unfälle sind Arm- und Beinbrüche

Das soll jetzt nicht heißen, dass ein Helm nichts bringt. Ganz im Gegenteil. So lassen sich bei Stürzen oft Verletzungen verhindern oder zumindest abmindern. Im Zweifelsfall lebt es sichmit nur einem Armbruch und Gehirnerschütterung besser als mit einem zusätzlichen Schädelbasisbruch.

Beim genauen Hinsehen zeigt sich, dass die häufige Unfallursache der Zusammenstoß zweier Personen ist. Sei es der Unfall von Dieter Althaus und Beata C. auf der Riesneralm, bei obengenanntem Unglück oder dem Crash eines Jugendlichen, der rückwärts in eine Gruppe raste. Ironischerweise handelte es sich dabei um einen anderen Skifahrer, der gerade von einemvorbeikommenden Notarzt behandelt wurde, weil er selbst kurz zuvor verunfallte.

Dies alles sind Paradebeispiele, die demonstrieren, welche Rolle die Aufmerksamkeit auf den Pisten spielt. Wenn auf dem Berg die Leute mit Geschwindigkeiten unterwegs sind, für die man auf derStraße schon Punkte kassieren würde, ist klar, wie anspruchsvoll der Schneesport doch ist. Dabei heißt es nicht nur, seine eigenen Bretter zu kontrollieren, sondern gleichzeitig auchdie anderen Leute auf der Piste genau zu beobachten.

Ein Tag auf Brettern zehrt stark an der eigenen Kraft

Der Trend auf den Pisten geht zu immer weitläufigeren Kurven mit immer größerer Geschwindigkeit. Das gilt für Ski gleichermaßen wie für Boards. Dazu kommen meistwunderbar glatt gebügelte Pisten, die dank der zunehmenden Kunstbeschneiung auch noch zusehends härter werden.

Diese Bedingungen schlagen ordentlich auf die Kondition. Es braucht eine ganze Menge Kraft, um sauber Carven zu können. Und die nimmt mit härteren Pisten ebenfalls zu. Wer dann den ganzenTag auf Teufel komm raus den Berg runterheizt, kommt besonders am Nachmittag schnell ans Ende seiner Kraft, auch als guter Fahrer. Irgendwann wollen die Beine nicht mehr richtig, sie sind einfach vomvielen Drücken auf den Ski oder das Board vollkommen ermüdet.

In einer Notsituation – es muss nur ein anderer Skifahrer plötzlich losfahren, kann man nicht mehr richtig reagieren. Ein Crash ist nur noch eine Frage der Zeit.

Es sei denn – das ist der Knackpunkt – man drosselt die Geschwindigkeit und erhöht die Aufmerksamkeit. Wer bewusst mit Fehlern anderer rechnet und sich selbst seinem Zustand anpasst, verringertsein Unfallrisiko drastisch.

Beinahe unter den Tisch gefallen, aber mindestens genauso wichtig: Alkohol und MP3-Player sollte man auf jeden Fall erst nach dem Skitag benutzen. Beides lenkt gewaltig ab. Zugedröhnt bekommtman von anderen Leuten auf der Piste nicht mehr viel mit – egal ob die Musik gerade absolut klasse ist oder es auf der Hütte nur zu flüssig lief.

Das mag soweit alles furchtbar trocken und langweilig klingen. Aber wenn’s kracht, ist der Ärger groß – und die Saison vorbei. Ganz ehrlich: Das wäre doch bescheuert.

Die FIS-Regeln

Als kleine Lektüre zum Schluss noch die 10 FIS-Verhaltensregeln. Auf der Piste sollte man sich danach richten. Denn sollte etwas passieren, kann man schnell das Nachsehen haben – Gerichtestellen diese inzwischen auf eine ähnliche Stufe wie die Straßenverkehrsordnung.

1. Rücksichtnahme auf die anderen Skifahrer und Snowboarder
Jeder Skifahrer und Snowboarder muss sich so verhalten, dass er keinen anderen gefährdet oder schädigt.

2. Beherrschung der Geschwindigkeit und der Fahrweise
Jeder Skifahrer und Snowboarder muss auf Sicht fahren. Er muss seine Geschwindigkeit und seine Fahrweise seinem Können und den Gelände-, Schnee- und Witterungsverhältnissen sowie derVerkehrsdichte anpassen.

3. Wahl der Fahrspur
Der von hinten kommende Skifahrer und Snowboarder muss seine Fahrspur so wählen, dass er vor ihm fahrende Skifahrer und Snowboarder nicht gefährdet.

4. Überholen
Überholt werden darf von oben oder unten, von rechts oder von links, aber immer nur mit einem Abstand, der dem überholten Skifahrer oder Snowboarder für alle seine Bewegungengenügend Raum lässt.

5. Einfahren, Anfahren und hangaufwärts Fahren
Jeder Skifahrer und Snowboarder, der in eine Abfahrt einfahren, nach einem Halt wieder anfahren oder hangaufwärts schwingen oder fahren will, muss sich nach oben und unten vergewissern, dass erdies ohne Gefahr für sich und andere tun kann.

6. Anhalten
Jeder Skifahrer und Snowboarder muss es vermeiden, sich ohne Not an engen oder unübersichtlichen Stellen einer Abfahrt aufzuhalten. Ein gestürzter Skifahrer oder Snowboarder muss einesolche Stelle so schnell wie möglich freimachen.

7. Aufstieg und Abstieg
Ein Skifahrer oder Snowboarder, der aufsteigt oder zu Fuss absteigt, muss den Rand der Abfahrt benutzen.

8. Beachten der Zeichen
Jeder Skifahrer und Snowboarder muss die Markierung und die Signalisation beachten.

9. Hilfeleistung
Bei Unfällen ist jeder Skifahrer und Snowboarder zur Hilfeleistung verpflichtet.

10. Ausweispflicht
Jeder Skifahrer und Snowboarder, ob Zeuge oder Beteiligter, ob verantwortlich oder nicht, muss im Falle eines Unfalles seine Personalien angeben.

Quellen: FAZ.net | tagesschau.sf.tv | ORF.at 1 & 2 | Zeit.de | FIS-Ski.com

Bild:
© Sarah Stark / pixelio.de

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