Die dreisten Maschen chinesischer Produktpiraten

Produktpiraterie und China – kein Thema wird so oft heiß aufgekocht und genausoheiß gegessen wie eben dieses, wenn es um die Wahrung von Urheberrechten geht. Und den Chinesen ist dabei keine Masche zu Schade, wie ein aktuelles Beispiel aus der Videospiel-Industriezeigt.

Die Wii von Nintendo dient dem Traditionsunternehmen aus Japan seit dem Erscheinen im Jahr 2006 sprichwörtlich als Gelddruckmaschine. In den aktuellen Verkaufscharts der sogenanntenNext-Generation-Konsolen belegt die Nintendo-Konsole weltweit den Spitzenplatz. Alleine zum amerikanischen Feiertag Thanksgiving verkaufte sich die Wii rund 800.000 mal.

Da wundert es natürlich keinen, dass bei so einem Erfolg auch Produktpiraten auf den Plan gerufen werden. Passend zur Jahreszeit wollten gerade viele Eltern ihre Kinder zu Weihnachten mit einerSpielekonsole unter dem Weihnachtsbaum überraschen. Da sich viele Eltern allerdings auch nicht so wirklich mit den auf dem Markt befindlichen Produkten auskennen, konnte es sehr gut passieren,dass die Kleinen statt einer Nintendo Wii ein billiges Plagiat namens Chintendo Vii am Abend der Bescherung in ihren Händen hielten. Über eine PolyStation 3 an Stelle einer PlayStation 3wird sich der Nachwuchs ebenso wenig erfreut haben wie über ersteres Beispiel.

Viele Tränen waren da die zwangsläufige Folge der falschen Geschenke. Viele dieser billigen Kopien aus dem fernen China können meist nicht viel mehr als alte Telespiele aus denNeunzigern. Dabei dürften sich die Eltern höchstens über den spottbilligen Preis gefreut haben.

Viele Plagiate sehen ähnlich aus wie das Original

Die PolyStation 3 sieht beispielsweise ähnlich aus wie das Original von Sony. Der Unterschied liegt dabei aber klar auf der Hand: Während die PlayStation 3 mit High-End-Technik randvollgefüllt zu sein scheint, befindet sich in dem Plastikgehäuse der Kopie zu einem Großteil nur Luft. Die Spiele werden auf dem streichholzschachtelgroßen Bildschirm berechnet.

Aufpassen sollte man ebenfalls bei Handhelds wie dem Nintendo DS. Auch hier treiben sich ähnliche Produkte auf dem Markt herum, die zumeist nur eine leere Hülle sind. Sie weisen aber starkeÄhnlichkeiten mit dem Original-Produkt auf, um die Kunden hereinzulegen. Bei dem Plagiat des Nintendo DS, dem „Neo Double Game“, sind die Spiele – ähnlich wie bei der PolyStation 3 – auchim Bildschirm verbaut. Dieser muss, sofern man ein anderes Spiel zocken möchte, ausgetauscht werden. Der für den Nintendo DS typische zweite Bildschirm bleibt dagegen immer aus, da stetsnur ein Spiel gespielt werden kann.

Noch dreister zeigt sich dagegen der chinesische Hersteller KenSingTon (Vorsicht: nicht zu verwechseln mit dem seriösen US-Unternehmen Kensington). Dieser vertreibt ein Plagiat vom Plagiat,nämlich die KenSingTon Vii, welche einen Abklatsch der oben genannten Chintendo Vii darstellt.

Keine Stellungnahmen der Rechteinhaber

Von den Rechteinhabern selbst – in diesem Fall Nintendo und Sony – war kein offizielles Statement zu den Plagiaten zu gewinnen. Dass jedoch beide Hersteller über die Produktfälschungennicht sonderlich erfreut sind, scheint auf der Hand zu liegen. Die Gefahr von billigen Kopien liegt nicht nur im schädigenden Geschäft. Auch Rufschädigung kann eine Folge vonProduktpiraterie sein.

In Deutschland sickern solche Produktpiraten nur äußerst selten durch. Der Markt wird hierzulande in vielen Fällen nicht erreicht. In Amerika, England und dem Ursprungsland China sinddiese billigen Plagiate jedoch weit verbreitet und zumeist in Internet-Shops oder großen Supermarktketten zu finden.

Die Zollbehörde in Großbritannien hat bereits hunderte dieser gefälschten Geräte beschlagnahmt und warnt vor potentiell gefährlichen Netzteilen, welche unter Umständensogar Feuer fangen können.

Beim Konsolenkauf bleibt also nur zu sagen: Augen auf!

Quelle: Spiegel.de

Bild:
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