Nonsense TV

Heute geht es in die letzte Runde vom Thema der Woche. Nachdem ihr allerhand zu Themen wie„Communities“ und „Manipulation durch Medien“ gelesen habt, wollen wir euch zu guter Letzt das Thema „Nonsense TV“ näherbringen.

„Du kommst mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9 Prozent als Vater in Frage …“, ist nur eines von vielen Zitaten aus dem frühnachmittäglichen Fernsehprogramm,das uns Tag für Tag verfolgt. Das Umschalten auf andere Sender führt hierbei leider auch zu keiner großen Veränderung: Talkshows, Gerichtssendungen und nackte, meist weiblicheOberkörper begleiten den Zuschauer 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Gehaltvolles Fernsehen ist hier eher selten.

Warum ist das so?

Viel Grips steckt nicht hinter diesen Showformaten. Wer sie sieht, muss sein Hirn nicht sonderlich strapazieren. Der Inhalt variiert gerade mal von beendeten Beziehungen bis zum Vaterschaftstest, vomnervigsten Hit der Neunziger bis zum vergifteten Ehemann. Die Strukturen der Sendungen sind leicht zu verstehen und können auch nebenher verfolgt werden; ob man nun gerade Chips aus dem Schrankholt oder die Wäsche bügelt. Nonsense-TV geht ohne großen geistigen Aufwand nebenher.

Gerade zur Mittagszeit wird man mit intellektuell wenig anspruchsvollen TV-Formaten bombardiert. Warum gerade zu dieser Zeit? Stell dir vor, du kommst von einem stressigen Schultag nach Hause undmöchtest dich entspannen. Was passiert als erstes? Klar – die Glotze geht an. Weil man sich geistig nicht anstrengen muss, kann man sich schön dem Konsum hingeben, ohne sich viele Gedankenmachen zu müssen. Ein Format wie „Dr. House“ würde um diese Uhrzeit nicht funktionieren.

Das Argument der Sender ist die Quote. Hat ein Sender viele Zuschauer bei einem gewissen Format, will er diese natürlich mit ähnlichen Shows halten. Deswegen hatten wir vor einigen Jahreneine Flut von Talkshows, dann kamen Gerichtsshows, worauf Reality-TV und Castingshows folgten. Einmal etwas neues gefunden, zieht es sich durch alle Kanäle, von ARD bis RTL 2. Und je späterauf den Zug aufgesprungen wird, desto schlechter ist das kopierte Format meist; man erinnere sich nur mal an eine gewisse Arztberatungsserie auf Pro7.

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Wie kann man es besser machen?

Um die Situation in Deutschland zu verbessern, brauchen Produzenten mehr Mut für neue Ideen und Innovationen. Während die Lage im Moment eher zu schlechten Kopien von ausländischenFormaten neigt, sinkt die Abwechslung im deutschen Programm. Gleichzeitig kommen Serien wie „Dr. House“ im Original sehr gut an, wohingegen deutsche Kopien mehr als nurschlechten Anklang beim Publikum finden.

Dennoch gibt es auch sehr gute Umsetzungen wie „Stromberg“. Mit „Schlag den Raab“ haben wir sogar ein Beispiel einer Idee, die funktioniert und sogarins Ausland verkauft wurde – mit Erfolg.

Die deutschen Produzenten müssen sich endlich wieder trauen, ihre eigene Kreativität in ihrem Beruf einzusetzen. Wozu sind sie schließlich das geworden, was sie sind?

geschrieben von: Jessica Becker | Jonas Mog | Benedikt Wenck | Mandy Ehrentraut
gesprochen von: Pascal Motzkus

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