Der Anschlag auf den Passauer Polizeichef lässt eine neue Qualität rechtsextremer Gewalterkennen. Gemeinsam mit der Polizei kämpfen die Passauer nun um den Ruf ihrer Stadt und wehren sich gegen die Rechten.
2008 fielen deutschlandweit 994 Menschen rechtsextrem motivierten Gewalttaten zum Opfer. Die traurige Statistik führen Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Brandenburg und der Freistaat Sachsenan. In diesen vier Ländern mussten die Behörden die meisten Fälle von rechtsextremer Gewalt verbuchen.
Polizisten im Visier
Der neueste Fall, der bundesweit Schlagzeilen machte, spielte sich nun aber in der beschaulichen Kleinstadt Passau im Osten Bayerns ab. Hier setzten die Nazis ihre Drohungen in die Tat um.„Seit Jahresbeginn ist es die neue Strategie, direkt gegen Polizisten vorzugehen“, so Konrad Freiberg, Vorsitzender der Polizeigewerkschaft.
Viele seiner Kollegen würden Opfer von Drohungen der Rechten und müssten auch inihrem Privatleben mit einschüchternden Aktionen gegen sich leben, erklärt Freiberg weiter. Telefonterror und die Verbreitung von gegen Polizeibeamte gerichtete Steckbriefen innerhalb derrechten Szene sind nur zwei Beispiele für das Verhalten der Rechtsextremen. Freibergs Forderung zur Verbesserung der Situation: Mehr Beamte, die sich ausschließlich um die rechte Szenekümmern und selbige im Auge behalten.
Treffpunkt der Nazis
Auch die Stadt Passau hat derzeit alle Mühe, sich gegen die Neonazis und ein Image zu wehren, das sie als eine Stadt zeigt, die zu einer braunen Hochburg herangereift ist.
Fakt ist, dass es zahlreiche Aufmärsche der Rechtsextremen mit Tausenden von Teilnehmern in Passau gab und sie immer wieder Austragungsort von Kundgebungen der NPD und der DVU ist. Alleinaufgrund ihrer geografischen Lage stieg die Stadt zu einem gern genutzten Treffpunkt der Rechten auf. Gesinnungsgenossen aus Österreich und Italien wurde so die Reise zu den Veranstaltungenvereinfacht.
Ebenso muss der dramatische Anstieg von rechten Gewalttaten aufgezeigt werden. Während in Passau und Umgebung im Jahr 2007 etwa 40 straffällige Taten verzeichnet wurden, ist die Anzahlselbiger im laufenden Jahr bereits mehr als doppelt so hoch.
Eine Stadt gegen Rechts
Fakt ist aber auch, dass die Bürger scheinbar wenig vom Treiben der Rechten in ihrer Stadt halten. So erhielten die NPD und die Republikaner bei den letzten Wahlen zusammen weniger als zweiProzent der Stimmen. Ebenso wie viele ihrer Bürger stellte sich auch die Stadtverwaltung immer wieder gegen die Treffen der Neonazis, musste vor den Gerichten allerdings den Kürzerenziehen.
Auch der Polizeichef von Passau kämpfte gezielt gegen den braunen Mob und versuchte, sein Ausbreiten zu unterbinden. Diesen Einsatz hätte er allerdings beinahe mit seinem Lebenbezahlt.
Quelle: Heute.de