Dass es nicht mehr allzulange dauern würde, bis die USA als größteKlimasünder abgelöst werden, war vielen Experten bereits klar. Wer den unliebsamen ersten Platz in Zukunft belegen wird auch: China gilt als größter Klimasünder vor denVereinigten Staaten. Peking will jetzt Klimaschutzmaßnahmen einleiten, allerdings ohne die Wirtschaft zu schwächen.
Ungewohnte Worte aus China erreichen die weltweite Presse. Xie Zhenhua, Vize-Chef der National Development and Reform Commission, gab bei einer Pressekonferenz anlässlich der Vorstellung einesWeißbuches in Peking bekannt, dass die Gesamtemissionen des 1,3-Milliarden-Einwohner-Staates etwa so hoch sind wie die der USA. Damit stellen sich die Chinesen zumindest auf gleiche Ebene mitden USA. Doch wie viele Experten mittlerweile vermuten, könnten die Chinesen mittlerweile auch die Vereinigten Staaten in Sachen Treibhausgasemissionen eingeholt haben.
Zwar finden sich in dem Weißbuch lediglich Daten aus dem Jahr 2004, jedoch soll demzufolge der CO2-Ausstoß rund 5,07 Milliarden Tonnen betragen haben. Errechnet wurden dieseDaten aus dem Energieverbrauch der Chinesen aus dem Jahr 2004.
„Ob wir die USA überholt haben oder nicht, ist an sich nicht wichtig“, so Xie gegenüber der Presse. Nahezu alle vom Menschen verursachten Treibhausgase, die in derAtmosphäre vorhanden sind, sollen bereits vor dem großen Wirtschaftsboom in China produziert worden sein, etwa in der Entwicklungsphase der anderen großen Industrienationen.
Problem erkannt?
Die chinesische Regierung ist sich bewusst, welchen Problemen sie sich in Zukunft zu stellen hat. Schon heute kann man, wie das Weißbuch angibt, die Erderwärmung in China sehr deutlichspüren: „Extreme Klima-Phänomene wie hohe Temperaturen, heftige Niederschläge und langanhaltende Dürren kommen häufiger und intensiver vor“.
Wenn man den Zustand nicht verändere, werde es in Zukunft immer schlimmere – durch das Klima verursachte – Naturkatastrophen geben, ganz abgesehen von den steigenden Ernteausfällen, dielange Dürreperioden mit sich bringen. Durch längere Dürreperioden resultieren auch Probleme bei der Viehzucht.
Auf lange Sicht gesehen können dabei auch Versorgungsprobleme bei der 1,3 Milliarden Menschen umfassenden Bevölkerung Chinas nicht ausgeschlossen werden. Wie man dem Weißbuchentnehmen kann, sollen in China seit Mitte der 1980er 21 warme Winter gezählt worden sein. Der Winter des Jahres 2007 war demnach sogar der wärmste Winter seit Beginn detaillierterWetteraufzeichnungen in China.
Wenig Einsicht
Zwar ist man sich in China bewusst, welche Probleme in Zukunft auf die Menschen zukommen werden, Grund zur Einsicht scheint sich allerdings – zumindest auf langer Bank – nicht breit zu machen.Großartige Änderungen in Sachen Klimapolitik ist aus Peking nicht zu erwarten. Zu sehr hängt man an den wirtschaftlichen Erfolgen und dem großen Boom. Die Chinesen bemühensich zwar um eine bessere Umweltpolitik, die allerdings nicht zulasten der Wirtschaft gehen soll.
Xie gab jedoch zu, dass China große Probleme damit hätte, den Klimagas-Ausstoß unter Kontrolle zu bringen. Das liege allerdings auch daran, dass die Volksrepublik noch zu sehr vonKohle abhängig sei. Er forderte die großen Industriestaaten auf, Schwellen- und Entwicklungsländer wie China dabei zu helfen, umweltfreundliche Technologien einzusetzen. Dazuzähle auch die Bereitstellung solcher Technologien.
Quelle: Spiegel.de