Sitzstreik bei Ryanair

Schlagzeilen über Ryanair gab es bisher meist nur aufgrund unorthodoxer Sparvorschläge. Nun aber wegen eines Sitzstreiks von über 100 Passagieren, die sich nach mehrstündiger Verspätung und Umleitung auf einen anderen Flughafen weigerten, auszusteigen.


Demonstriert wird überall

Streiks und Demonstrationen haben im Moment absolute Hochkonjunktur. Nach den Demos in Stuttgart und Gorleben, gab es heute eine Protestaktion der etwas anderen Sorte. Sitzstreiks sind ein altbekanntes Mittel der Protestäußerung, in einem Flugzeug gab es eine solche aber wohl bisher noch nie, zumindest bis jetzt.

Im belgischen Lüttich gab es am frühen Mittwochmorgen den vermutlich ersten Sitzstreik der Luftfahrtgeschichte. Nachdem ihr Flieger nach etwa dreistündiger Verspätung nicht auf dem Zielflughafen Beauvais bei Paris landete, sondern im rund 300 Kilometer entfernten Lüttich, weigerten sich über 100 Fluggäste über mehrere Stunden das Flugzeug zu verlassen.

„Das ist nicht hinnehmbar“

Das Flugzeug der irischen Billigfluglinie Ryanair hob um 19:15 Uhr Ortszeit im marokkanischen Fès mit etwa drei Stunden Verspätung ab. Als dann gegen Mitternacht die Landung im belgischen Lüttich erfolgte, weigerten sich die Passagiere, zum Großteil französische Touristen, das Flugzeug zu verlassen. „Das ist nicht hinnehmbar“, sagte Mylène Netange, ein Fluggast. „Ohne uns zu warnen, ist das Flugzeug nicht in Beauvais, sondern in Lüttich gelandet.“

Reine Routine

Der Ryanair-Sprecher Stephen McNamara bezeichnete die Vorgehensweise hingegen als „reine Routinemaßnahme“. Seinen Angaben zufolge konnte nicht in Beauvais gelandet werden, da der Flughafen aufgrund von Nebel geschlossen war. Anderen Quellen nach sei der Flughafen jedoch wegen der späten Uhrzeit, also in direkter Folge der Verspätung, schon geschlossen gewesen.

Schwere Verhandlungen

Fakt hingegen ist, dass die Protestaktion erst nach vierstündigen Verhandlungen durch Polizei und Feuerwehr beendet werden konnte. „Die Verhandlungen waren so schwierig, dass wir nicht sicher waren, ob sie überhaupt rauskommen würden“, sagte ein Feuerwehrmann. Letztlich konnten die meuternden Passagiere, die schon Stunden zuvor von der Crew ohne Getränke und mit verschlossenen Toiletten in der Maschine zurückgelassen worden waren, dann aber doch davon überzeugt werden, sich ins Flughafengebäude zu begeben und dort auf Busse zu warten, die sie dann nach Beauvais bringen sollten.

Ryanair und die Kundenfreundlichkeit

Auf Seiten von Ryanair hatte man wenig Verständnis für die unzufriedenen Passagiere. So äußerte man auch, dass die Passagiere schon wesentlich früher hätten Zuhause sein können, wenn sie den Anweisungen der Besatzung Folge geleistet hätten und gleich mit Bussen zum Flughafen Beauvais gefahren wären.

Ryanair war schon des Öfteren in die Schlagzeilen geraten, bisher aber meist durch die unorthodoxen Sparvorschläge des Ryanair-Chefs Michael O’Leary. Unter seinen Ideen war auch schon die Einführung einer Toiletten-Gebühr oder ein Zuschlag für übergewichtige Personen. Auch hatte er die Idee der Einführung einer weiteren Klasse, in der die Passagiere nur auf Sitzhockern hätten Platz finden sollen.

Quellen: N24.de | N-TV.de

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