Deutsche Nationalbibliothek will Internet archivieren

Archivierungsauftrag paradox: Seit Donnerstag sollen in der DeutschenNationalbibliothek auch sämtliche Webseiten des deutschen Internets archiviert werden. Wie das funktionieren soll, weiß niemand.

Eigentlich ist der Auftrag der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) schnell erklärt: Sie archiviert sämtliche in Deutschland erscheinenden Bücher sowie Musikwerke und besorgtzusätzlich aus dem Ausland Publikationen über Deutschland. Zudem sammelt sie Übersetzungen deutscher Werke in andere Sprachen und solche, die auf Deutsch im Ausland erscheinen.

Seit heute hat sich dieser Sammelauftrag aber drastisch vergrößert. Mit der Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt müssen per Verordnung alle Webseitenbetreiber ihr Angebot an dieDNB schicken. „Zum Sammelgebiet Netzpublikationen gehören alle Darstellungen in Schrift, Bild und Ton, die in öffentlichen Netzen zugänglich gemacht werden.“,also alles, was im Web kreucht und fleucht. „Zeitlich begrenzte Vorabveröffentlichungen, reine Software- oder Anwendungstools und auch Fernseh- undHörfunkproduktionen“ entgehen der Archivierung also. Demnach wird das Programm von RauteMusik bei der DNB nicht zu finden sein.

Massive Schwierigkeiten bei der Realisierung

Betreiber von „lediglich privaten Zwecken dienende[n] Websites“ können aber aufatmen. Sie müssen dieser Anweisung nicht nachkommen. Allerdings wird die Abgrenzungschnell sehr schwammig. Fällt denn ein Blog auch unter diese Festlegung, wenn er aktuelles Geschehen kommentiert? Was passiert, wenn ein anderer ausschließlich persönlicheGeschichtchen erzählt, aber Werbung schaltet?

„Die Entwicklung geeigneter Verfahren für den Massenbetrieb der Sammlung, Erschließung und Archivierung von Netzpublikationen erfolgt stufenweise.“, so heißt esauf der Homepage der DNB. Das ließe sich auch folgendermaßen lesen: „Solange wir nicht wissen, wie die Archivierung am besten umgesetzt wird, muss keiner etwas tun. Wirsind nämlich selbst damit überfordert.“ Angesichts einer Strafgebühr von bis zu 10.000 Euro, die droht, sollte man der Archivierung nicht nachkommen, kann man doch vorerstgetrost aufatmen.

Wo sollen die großen Datenmengen landen?

Die Luft bleibt aber schon wieder im Halse stecken, wenn man über den Umfang des deutschen Internets nachdenkt. Millionen über Millionen von Websites gibt es im Netz. Allein deren reinenText zu speichern, würde massenweise Speicherplatz benötigen. Da sind Bilder, Videos und Audiomaterial noch nicht mitgerechnet.

So heißt es also erst einmal abwarten, wie die DNB all die Probleme lösen wird. Wenn es dann soweit ist und wir alle fleißig unsere Webseiten abliefern müssen, werden wir diesbestimmt rechtzeitig zu hören bekommen.

Quellen: Spiegel.de | Wikipedia.de

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