Strahlende Gegner, strahlende Fracht

Kommentar – Die Castor-Gegner feiern ihren Protest als großen Erfolg. Der jüngste Transport von verstrahltem Material nach Gorleben dauerte über 90 Stunden. 90 Stunden in denen sich die Gegner ein Katz und Maus Spiel mit der Polizei lieferten, nur um das Unausweichliche hinauszuzögern.

Der Widerstand gegen die Atomkraft ist so groß wie nie. Die Demonstrationen der vergangenen Tage gegen den Transport von verbrauchten Brennstäben ins Endlager nach Gorleben zeigen auf eindrucksvolle Art und Weise, dass die momentane Energiepolitik der Regierung nach Meinung vieler Menschen nicht der richtige Weg für die Zukunft ist. Dachte man zu Beginn noch, Atomkraft sei eine saubere Art der Energieerzeugung, hat man inzwischen erkennen müssen, dass es auf lange Sicht immer mehr Probleme gibt. Weltweit gibt es bis heute noch keinen Ort, an dem man die verbrauchten Brennstäbe wirklich zu 100 Prozent sicher über mehrere tausend Jahre lagern könnte.

Klar, keiner von uns möchte ein solches Endlager unbedingt direkt vor seiner Haustüre haben. Dennoch ist es eine Tatsache, dass wir bereits tonnenweise strahlendes Material aus Forschung, Medizin und Energieerzeugung produziert haben. Daran können wir auch nichts mehr ändern. Wir müssen aber dafür Sorge tragen, dass wir diesen Müll so sicher wie möglich zum Schutz unserer Nachkommen in den nächsten Jahrtausenden einlagern.

Ja zum Atomausstieg, aber nicht überhastet

Der rot-grüne Atomausstieg vor einigen Jahren war ein erstes Signal in die richtige Richtung. Doch auch die neuerliche Verlängerung der Laufzeiten durch die schwarz-gelbe Regierung ist, wenn man mal ein paar Minuten darüber nachdenkt, nicht ganz so abwegig. Deutschland kann in den kommenden Jahren und Jahrzehnten seinen Energiebedarf noch nicht zu 100 Prozent aus regenerativen Energien decken. Das wäre utopisch. Dennoch müssen wir festhalten, dass wir den Atomausstieg brauchen. Je früher desto besser. Allerdings darf es nicht so laufen, dass Deutschland ein AKW nach dem anderen abschaltet und sich die anderen Länder um uns herum freudig die Hände reiben und neue in Betrieb nehmen. Daher muss ein Atomausstieg europaweit erfolgen, um wirklich effektiv und nachhaltig zu sein.

Wenn wir nun einmal vom Müll absehen und uns die Gefahren eines möglichen Unfalls wie in Tschernobyl vor Augen führen, dann sehen wir, dass es keinen Unterschied macht, ob hier in Deutschland ein AKW hochgeht oder in einem unserer Nachbarländer. In beiden Fällen wären wir ziemlich am Ende. In Anbetracht der Tatsache, dass die deutschen AKWs mit die sichersten der Welt sind, akzeptiere ich lieber hierzulande verlängerte Laufzeiten, als einen überstürzten Atomausstieg, durch den wir von billiger und gegebenenfalls unsicherer (Kern-)Energie aus anderen Ländern abhängig werden.

Proteste ja, aber nicht auf Kosten der Allgemeinheit

Die horrenden Kosten für die Sicherung des Transportes von inzwischen weit über 50 Millionen Euro, alleine für die Polizeikräfte, zeigen, dass der eigentliche Sinn des Protestes verfehlt wurde. Mehr oder weniger sinnlose Blockaden und Beschädigungen des Gleisbettes führen genauso wenig zum Ziel, wie die Hände in den Schoss zu legen. Im Endeffekt kann man den Transport, der leider Gottes notwendig ist, nicht verhindern. Mit jeder Stunde, die der Transport länger unterwegs ist, steigt auch das Sicherheitsrisiko. Der Teufel ist bekanntlich ein Eichhörnchen und Terroristen können leider auch sehr erfinderisch sein. Sicherlich war die Blockade des Konvois ein Erfolg für die Gegner, aber man kann dieses Ziel mit Sicherheit auch anders erreichen, ohne seine Mitmenschen einem erhöhten Risiko aussetzen zu müssen oder solch horrende Kosten zu produzieren.

Ob nun Stuttgart 21 oder Castor Transporte. Dieselben Personen, Parteien und Gruppierungen reisen scheinbar von einem Happening zum anderen und versuchen so viel politisches Kapital wie nur möglich daraus zu schlagen. Das sie sich dabei oftmals selber mit ihren Handlungen widersprechen und dabei immer weiter unglaubwürdig werden, scheinen sie gar nicht mehr zu merken. Atomausstieg ja, aber doch bitte kein Endlager und am besten nicht in Deutschland und auch keine Verbesserung der Bahninfrastruktur, um die deutschen Straßen zu entlasten. Wie in der sicherlich allen bekannten Werbung kann ich da nur noch kopfschüttelnd fragen: „Was wollt ihr denn?“

Bilder:
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