Wie Premiere sich falsche Abo-Zahlen herbeizauberte

Jetzt gibt es Antworten auf die Frage, wie Premiere mehr als eine Million Abonnentenzusätzlich angeben konnte, die es niemals gegeben hat.

Die „Süddeutsche Zeitung“ und „Focus“ haben nun Informationen aus einem internen Vertriebsbericht von Premiere veröffentlicht. Der Bericht liefert die Erklärung dafür, wie dasPay-TV-Unternehmen bereits vor dem Börsengang (März 2005) mit falschen Abonnentenzahlen hantieren konnte.

Etliche Tricks kommen ans Licht

So sollen mehr als 15.000 Abonnenten zweifach gezählt worden sein, nachdem ihnen der Smartcard-Kinderschutz zugesandt worden war. Außerdem geriet an die Öffentlichkeit,dass Neckermann 10.000 Abonnements für Mitarbeiter und Freunde geliefert bekam. Diese Abos sollen ebenfalls als vollwertig genutzte Accounts gezählt worden sein – ganz gleich, ob sieüberhaupt aktiviert wurden oder nicht. Weitere 10.000 Abos wurden dem Bericht zufolge für die Accounts in Hotelzimmern berechnet, obwohl nur 60 Prozent davon in Rechnung gestellt wordensein sollen. Nochmals 10.000 Stück kamen dadurch zusammen, dass Premiere seinen „Sportsbars“ Musikpakete geschenkt hatte, so „Focus“.

Auch die HypoVereinsbank bekam 15.000 Abo-Pakete geliefert, die daraufhin in die Statistik eingehen durften. Schenkt man dem von „Focus“ zitierten Vertriebsbericht Glauben, ließe sich die Listeder Abo-Tricks noch lange weiterführen.

Falsche Statistik für ein besseres Image

Der mögliche Beweggrund für die stark verfälschte Abo-Statistik ist schnell gefunden: Kurze Zeit später, im Frühjahr 2005, stand für Premiere derBörsengang an. Jeder weiß, dass vielversprechende Abo-Zahlen für einen erfolgreichen Start an der Börse hilfreich wären. Auch könnte eine hohe Anzahl an Abonnentenfür potenzielle Neukunden einen Grund für einen Vertragsabschluss darstellen. Doch die benötigte, beeindruckende Zahl blieb zunächst aus. Viele der neuen Abonnements waren als“kapitalvernichtende“ Geschenke des Unternehmens im angeblichen Vetriebsbericht vermerkt.

Ex-Vorstandschef streitet die Verfälschung ab

Georg Kofler, damaliger Vorstandschef von Premiere, streitet den Vorwurf ab, dass unter seiner Führung verfälschte Statistiken veröffentlicht wurden. Mehr noch:„Jeder Euro, den wir ausgewiesen haben, ist auch erwirtschaftet worden.“ Verschenkte Abos habe es demnach also auch nicht gegeben – genau das Gegenteil ist aberFakt.

Quelle: DWDL.de

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