Lara Croft and the Guardian of Light

Lara Corft und TotecLara Croft springt, klettert und ballert wieder, was das Zeug hält. „Guardian of Light“ revolutioniert die Tomb-Raider-Serie, durchbricht die selbst gesetzten Grenzen und überzeugt mit seinen Neuerungen. Perfekt ist das Spiel allerdings nicht. Neben manchem Bug ärgert vor allem der noch fehlende Online-Modus für PC und PS3 – bisher ist nur die Xbox-Version grenzenlos.

Drastisch, auffällig, funktional: Ihr schaut Lara nicht länger über die Schulter und auf den Arsch, sondern seht das Geschehen aus der isometrischen Perspektive – also von oben. Und damit ändert sich direkt eine ganze Menge mehr. Ihr macht zwar noch das Gleiche wie in den vergangenen anderthalb Dekaden (springen und schießen), aber die Wahrnehmung der Spielwelt ist anders und es fällt schwerer, sich in die Story einsaugen zu lassen. Entsprechend ist das Gameplay auch der stärkste Teil des Spiels.

Klassisch arcadig: Wenig Story, intensives Gameplay

„Guardian of Light“ erscheint eben nicht einfach nur ausschließlich als Download, sondern ist auch ein echtes Download-Spiel: Arcade-mäßig schließt ihr die einzelnen Kapitel ab und versucht dabei, eine möglichst gute Zeit und viele Punkte zu erreichen. Dass der böse Gott Xolotl aus einem Artefakt entkommen ist und nun die Menschheit vernichten will, erscheint dabei nur als Nebensache. Ganz nebenbei ist das auch der Grund dafür, dass Laras Verbündeter selbst ein alter Azteke ist und die beiden Dämonen und Untote bekämpfen. Die Präsentation im – immerhin vertonten – Comic-Stil und mit inhaltslosen Zwischensequenzen trägt dabei auch nicht gerade zur Dramatik und Spannung bei.

Lara Corft und TotecSo nah seid ihr Totec und Lara nur in den Zwischensequenzen

Während die Videos zwischen den Leveln nicht beeindrucken können, sind die einzelnen Szenarien dafür umso ansehnlicher. Gerade durch den neuen Blickwinkel fällt ins Auge, wie vielschichtig gestaltet die Welt ist und wie sie sich zum Finale hin verändert. Zu Beginn befreit ihr euch noch aus einem alten Gewölbe, um dann unter anderem durch Dschungel, Sümpfe und Lavahöhlen zu sprinten. Da ist nicht nur Liebe zum Detail dabei, sondern auch viel Weitsicht. Ihr springt auf zahllosen Ebenen durch die einzelnen Gebiete und erkennt dank des cleveren Level-Designs häufig im Hinter- oder Untergrund, wo ihr schon gewesen seid, wo ihr Schätze übersehen habt oder wo ihr hin wollt.

WeitsichtDank des Leveldesigns seht ihr direkt, wo es weiter geht

In diesem Spiel ist eindeutig der Weg das Ziel. Die Einzelspielerkampagne ist nicht übermäßig lang und die meisten Rätsel und Sprungpassagen sind für Fortgeschrittene kein Problem, aber die werden durch die zusätzlichen Herausforderungen extra unter Druck gesetzt. Sehr knackige Zeitlimits, Punktvorgaben und besonders gewitzte Rätsel fressen einige Stunden mehr. Immerhin warten hier nicht nur sinnlose Achievements, sondern nützliche Belohnungen wie neue Waffen oder Artefakte, mit denen ihr Lara und Totec (besagter Azteke) ausrüsten könnt. So habt ihr auch mit einem sehr einfachen Inventarsystem die Möglichkeit, euren Charakter ein wenig an euren Spielstil und bestimmte Situationen anzupassen.

Zu zweit ist alles lustiger – aber leider nur offline

Noch mehr Spaß als alleine macht „Guardian of Light“ kooperativ. Die Story bleibt mies, aber die Rätsel sind leicht verändert und an die kombinierten Fähigkeiten des Duos angepasst. Durch den Zwang zu ordentlicher Koordination und Timing werden viele Passagen knackiger, aber auch unterhaltsamer. Hauptvorteil des lokalen Multiplayer-Modus ist da, dass ihr euch direkt anschreien und herumkommandieren könnt, aber besonders PC-Spielern stößt der fehlende Online-Support sauer auf – oder wann habt ihr zuletzt Civ im Hot-Seat-Modus gespielt? Die Xbox-Version hat erst kürzlich den entsprechenden Patch kassiert, PC- und PS3-Nutzer schauen aber weiter in die Röhre. Da das Spiel erst sechs Wochen nach dem Xbox-Launch auf den anderen Plattformen veröffentlicht wurde, könnte es sein, dass erst Mitte Dezember auch dort online gespielt wird – und bis dahin kräht kein Hahn mehr nach Lara Croft.

TeamworkHäufig müsst ihr zusammenarbeiten, um weiterzukommen

Nervig sind auch die Bugs, die euch zwingen, neu zu laden oder gar eine ganze Mission von vorne zu spielen. Neben kleineren Fehlern passiert das ein paar Mal zu oft. Wenn Gegner nur kurz wie hirntot stehenbleiben oder ein Teil der Karte nicht richtig geladen wurde, ist das blöd, aber verkraftbar. Wenn allerdings ein Savegame kaputt geht und nun im Sekundentakt Laras Tod lädt oder ein Bug verhindert, dass ihr im Spiel weiterkommt, weil ihr einen Schalter nicht aktivieren könnt, verliert ihr im Wiederholungsfall definitiv die Lust.

Flammen-Bug in Lara Croft and the Guardian of LightHebel draußen und Flamme an? Muss wohl ein Bug sein…

Die negative Härte ist die Synchronisation von Einzel- und Mehrspieler-Modus: Euer Fortschritt alleine schaltet zwar keine Missionen für den Ko-Op frei, aber was ihr umgekehrt gemeinsam erreicht, bekommt ihr auch für den Einzelspieler-Modus. Das klingt positiv, bringt aber einen derben Nebeneffekt mit sich: Sobald ihr den Mehrspieler-Modus startet, wird auch für den Einzelspieler alles gelöscht, was ihr erreicht habt. Da muss dringend ein Patch her, denn dass das Absicht ist, ist unwahrscheinlich – und es ist in jedem Fall extrem nervig.

Fazit

Lara Croft and the Guardian of Light macht Spaß und überzeugt durch seine Reduzierung auf den Kern der Tomb-Raider-Serie sowie manche Neuerung. Besonders der Mehrspieler-Modus überzeugt mit seinen Kooperativ-Rätseln und der Action in den Kämpfen. Und wenn ihr das Spiel beendet habt, halten euch zahlreiche Herausforderungen und dazugehörende Belohnungen in jeder Mission noch mal so lang bei Laune. Nervig fallen allerdings der fehlende Online-Modus, einige fiese Bugs und das grausame Speichersystem auf, aber das wird hoffentlich in naher Zukunft gepatcht.

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