„Medal of Honor“ ist ein „Antikriegsspiel“. Dies sieht der Publisher des Ego-Shooters, Electronic Arts (EA), so. Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) verweigerte der Uncut-Version des Spiels jedoch die Altersfreigabe. Rechtliche Schritte sollen folgen.
EA hatte vor, auch in Deutschland eine ungeschnittene Version des neu aufgelegten „Medal of Honor“, das am 20. Oktober 2010 für alle aktuellen Plattformen erschien, zu veröffentlichen. Zu diesem Zweck legte der amerikanische Spieleriese der deutschen USK eine Uncut-Fassung des Ego-Shooters – angeblich zeitgleich mit der geschnittenen Version – zur Prüfung vor. Das Ergebnis: keine Altersfreigabe. Das juckt EA natürlich tierisch unter den Nägeln, da man sich schon in der Vergangenheit oft über das „besondere“ deutsche Jugendschutzsystem beklagt hat.
Eine Kennzeichnung hat auch die Uncut-Fassung von „Medal of Honor“ bereits erhalten – jedoch nicht von der USK. Lediglich die Pan European Game Information (PEGI) verpasste dem Shooter schon einen 18er-Stempel. Das ist zwar, grob betrachtet, immer noch kein Hindernis für EA, das Spiel dennoch ungeschnitten nach Deutschland zu bringen, allerdings ist das – dem deutschen Jugendschutzrecht sei Dank – mit unangenehmen Hürden im Vertrieb verbunden. Unter anderem wäre in dem Fall, dass EA das Spiel ohne USK-Rating in deutsche Läden bringt, untersagt, das Spiel aktiv zu bewerben. Wertlos also, wenn die Software nur unter der Ladentheke und ohne Werbekampagne den Besitzer wechseln darf. Ein weiteres Handicap: Sollte eine besorgte Mutter irgendwann den Gedanken hegen, dass „Medal of Honor“ doch zu brutal für Deutschland ist, läuft die Uncut-Fassung Gefahr von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) einkassiert und indexiert zu werden.
EA prüft rechtliche Schritte
„Der Kanal ist voll“, könnte man meinen. In einer Mitteilung betont der Unternehmenssprecher von EA, Martin Lorber, dass die „filmähnliche Grafik“ des Spiels den Kriegsalltag in keiner Weise beschönige: „Die Hintergrundgeschichte, in die der Spieler in besonderer Weise eingebettet ist, problematisiert vielmehr das Kriegsgeschehen. Zunehmend zweifeln die Soldaten am Sinn der Befehle, die sie auszuführen haben. Das Spiel folgt der Tradition filmischer Umsetzungen der Kriegsthematik wie beispielsweise „Soldat James Ryan“ oder „Inglourious Basterds“, die mit teilweise sehr drastischen Gewaltdarstellungen arbeiten.“
In „Medal of Honor“ nennt EA – im Gegensatz zu anderen Kriegsspielen – das Kind beim Namen. Der Spieler ist in diesem modernen Szenario nicht in einem Fantasiestaat unterwegs, sondern kämpft sich als amerikanischer Elitesoldat durch verschiedene Kriegsstätten in Afghanistan. Gegenüber der unzensierten Originalfassung wurde die deutsche Version um einige visuelle Elemente erleichtert. Beispielsweise können in der hiesigen Variante des Spiels keine Gliedmaßen durch einzelne Schüsse abgetrennt werden. Auch die sogenannten „Ragdoll-Physikeffekte“ wurden entfernt.
EA kämpft für das PEGI-System
Electronic Arts ist schon seit geraumer Zeit unzufrieden mit dem deutschen Jugendschutzsystem. Mehrfach forderte das Unternehmen, auch in Deutschland, das großflächig in Europa geltende PEGI-System einzuführen. Der große Unterschied zur deutschen USK ist folgender: Publisher geben ihre Alterseinstufung selbständig über ein Online-Formular ab und klassifizieren die Spiele nach eigenen Gesichtspunkten. Sofern keine groben Fehler vorliegen, erhält das Spiel dann die gewünschte Altersfreigabe – ganz ohne Zensur. In Deutschland müssen sämtliche Videospiele jedoch an die USK zur Prüfung eingebracht werden. Dies verursacht hohe Kosten, da die Spiele – neben den Prüfkosten selbst – oft mehrfach überarbeitet werden müssen, ehe sie eine Altersfreigabe erhalten.
Quelle: Golem.de
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