Wie wird das Erdloch in Thüringen gestopft?

Nachdem es in der Nacht zum Montag in Schmalkalden zu einem enormen Erdfall kam, bei dem sich ein riesiges Loch mitten in einem Wohngebiet auftat, stellt sich nun die Frage, wie dieses jetzt am Sichersten und Schnellsten wieder „gestopft“ werden kann.

„Zuerst hörte ich das Rauschen von Wasser“
(Wolfgang Peter, Anwohner)

In der Nacht zum Montag gegen 3.00 Uhr wurde Wolfgang Peter aus Schmalkalden unsanft geweckt; er beschreibt den Vorfall wie folgt: „Zuerst hörte ich das Rauschen von Wasser und dann klang es, als würden ein Dutzend Kieslaster abgekippt.“ Weil er nicht glauben konnte, dass nachts Straßenarbeiten ausgeführt würden, ging er aus dem Haus, um nachzusehen – dann der Schock: Unmittelbar neben seinem Haus klaffte ein ca. 20 Meter tiefer Krater mit einem Durchmesser von etwa 35 Metern. Der Unglücksort wurde umgehend weiträumig abgesperrt und neun Wohnhäuser wurden evakuiert. 25 Personen mussten Unterschlupf bei Bekannten und Freunden suchen – wie lange sie dort verweilen müssen ist zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig unklar.

Natürliche Unglücksursache

Experten des Landesbergamts und der Landesanstalt für Umwelt und Geologie gehen von einer natürliche Ursache für den Krater aus. Durch Auswaschungen von Steinsalzen, Kalziumsulfaten oder Kalksteinen hatte sich vermutlich ein Hohlraum gebildet und brach schließlich ein. Bergmännische Tätigkeiten schließen die Experten als Auslöser aus. In Thüringen und auch in Sachsen-Anhalt sind solche Erdfälle keine Seltenheit. Rund die Hälfte der Thüringer Landesfläche ist potentiell davon bedroht – jährlich werden dort etwa 20 solcher Vorfälle gezählt. In Sachsen-Anhalt ereignen sich im Schnitt sogar zwei solcher Phänomene pro Woche. Gründe dafür sind auch dort zahlreiche Salzlagerstätten und Karstgebiete sowie die vielen Relikte des Altbergbaus. Derzeit registriert das Bergamt einen starken Anstieg der Kraterbildungen, was auf die hohen Regenmengen der letzten Zeit zurückführen ist – normal werden jährlich etwa 50 registriert, 2010 sind es bereits 120.

Stadtkern Schmalkalden

Im Moment arbeiten Experten an einer Lösung, wie das Loch am Sichersten wieder gefüllt werden kann, damit die Evakuierten schnellstmöglichst in ihre Häuser zurückkehren können. Schätzungen zufolge sind 20.000 Kubikmeter Erde abgesackt, das ist eine enorme Menge, die nun mit Kies wieder aufgefüllt werden soll. Dafür benötigt man schweres Gerät und etwa 1.000 Ladungen Kies. Allerdings gestaltet sich die Stabilisierung des Erdlochs als schwierig, denn die Ränder des Kraters sind unstabil und brüchig. Die Hanglage und die engen Zufahrtsstraßen des Ortes machen das Befahren mit schweren Geräten zusätzlich kompliziert. Das ganze Ausmaß ist hier zu sehen.

Quelle: Spiegel.de [1] [2] | Heute.de

Bild:
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