Der LHC zerstört die Welt

Da liegt er, tief unter der Erde. 27 Kilometer lang und das modernsteStück Technik, das von Menschen je gebaut wurde. Der Teilchenbeschleuniger in Genf wird bald in Betrieb genommen und lässt damit vielleicht die Welt untergehen. Ein Kommentar über Technik und Morddrohungen.

Wissenschaftler erhoffen sich von dem Teilchenbeschleuniger „Large Hadron Collider“ eine Menge. In dem 27 Kilometer langen, etwa drei Milliarden Euro teuren Gerät sollen Teilchen im Vakuum aufFast-Lichtgeschwindigkeit gebracht werden und dann kollidieren, wodurch eine ähnliche Situation wie beim Urknall entstehen soll. Nur viel, viel kleiner.

Weltuntergang durch Schwarze Löcher

Doch es gibt Menschen, die sehen das nicht als eine sehr gute Chance, etwas über unser Dasein und das Funktionieren des Universums herauszufinden. Sie meinen, dass bei den Experimentenunkontrollierbare Dinge geschehen können, beispielsweise kleine Schwarze Löcher, so genannte „seltsame Materie“ oder magnetische Monopole entstehen. Schließlich weiß keiner, wasdamals beim Urknall wirklich exakt passiert ist. Und deswegen klagen diese Menschen gegen den Teilchenbeschleuniger vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte oder schicken denWissenschaftlern des Cern, die den LHC gebaut haben, Morddrohungen.

Tatsächlich ist es das Ziel der Experimente mit dem LHC, bisher unbekannte Zustände zu erzeugen und diese näher zu erforschen. Die Kritiker befürchten, dass das bis zumWeltuntergang führen könnte, schließlich weiß jeder, der mal einen Science-Fiction-Film gesehen hat, wie gefährlich diese Schwarzen Löcher sein können.

Wie Kollision zweier Mücken

Blöd nur, dass verschiedene Wissenschaftler bereits dargelegt haben, dass die Experimente im LHC völlig ungefährlich sind und eine Chance für die Menschheit darstellen, endlichden Sinn des Lebens herauszufinden. Oder zumindest etwas, das uns der Lösung der Frage aller Fragen etwas näher bringt. Die Forscher des Cern in Genf behaupten: „JedeKollision eines Protonenpaars im LHC wird so viel Energie freisetzen, wie beim Zusammenstoß von zwei Mücken entsteht.“ Und die Sorge, dass Schwarze Löcher, magnetische Monopoleoder seltsame Materie entstehen würde, sei ebenso unbegründet. Schließlich finden Protonenzusammenstöße auf der Welt ständig statt, während sie so durchs All undkosmische Strahlung rast.

Bis die ersten Tests erfolgt sind, wird es um das LHC wohl auch weiterhin kontroverse Diskussionen geben. Dann wird sich herausstellen, ob die Welt davon wirklich untergeht oder ob es doch nurBefürchtungen waren.

Im Endeffekt wird die Apokalypse durch den Teilchenbeschleuniger etwa gleichermaßen wahrscheinlich eingeleitet wie durch den Jahrtausendwechsel. Damals sollten alle Computer auf der Weltgleichzeitig abstürzen, Atomkraftwerke explodieren, Mikrowellenherde verrückt spielen. Nichts von alledem ist passiert, nur wie bei jedem Silvester haben sich ein paar Menschen die Handverkokelt. Ähnlich wie beim LHC: Der Physiker Karsten Büßer hat sich in dem Apparat einmal den Kopf angeschlagen – seitdem herrscht Helmpflicht.

Quellen: Spiegel.de 1 | 2

Bilder:
Gerdt / wikipedia.de
Julian herzog / wikipedia.de

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