StudiVZ – Datendealer oder nicht?

Dezember 2007: Ein Aufschrei der Empörung geht durch die Presse. StudiVZ hat soebenangekündigt zum Jahreswechsel die Allgemeinen Geschäftsbedingungen zu ändern. Von Werbe-SMS, ICQ-Nachrichten und E-Mails ist die Rede, persönliche Daten wie Name, Geburtsdatum undKontaktdaten sollen verkauft werden.

An allen Ecken klagen Datenschützer über das große Übel Internet und im StudiVZ werden die Namen nach und nach durch Balken und die Bilder durch „SchnüffelVZ“ Grafikenersetzt. StudiVZ reagiert prompt und lässt die neuen AGB von einer anderen Kanzlei neu formulieren und entschärfen. Das Ergebnis wurde den über sechs Millionen Nutzern dann alsWeihnachtsgeschenk präsentiert.

Akzeptieren oder raus aus dem VZ, derartig barsch vor die Wahl gestellt, fühlten sich viele Nutzer bedrängt – dabei kann man bei den neuen Geschäftsbedingungen keinesfalls vonDatenverkauf sprechen. Von Werbe-SMS ist keine Rede mehr und die Weitergabe von personenbezogenen Daten wird eindeutig ausgeschlossen. Wozu also die Aufregung? An dieser Stelle melden sich wieder dieDatenschützer zu Wort: E-Mails und personalisierte Werbung sind jetzt die Aufhänger für den Medienrummel.

Was viele nicht wissen: Beides ist zwar tatsächlich Teil der neuen AGB, kannjedoch nach der Zustimmung widerrufen werden. (Kurzanleitung: Privatsphäre -> Werbe-Einstellungen) Ob StudiVZ E-Mail-Benachrichtigungen versendet, entscheidet einzig und allein der Benutzer,ebenso hat er die Macht über personalisierte Werbung – oder eben nicht. Dass Werbung personalisiert angezeigt wird, ist auf den meisten Plattformen sogar längst gang und gäbe, dennsonst könnten sich die vielen kostenlosen Portale wohl kaum halten.

Um die Einnahmen zu steigern versucht StudiVZ möglichst hohe Klickraten zu erreichen – dabei ist es völlig nachvollziehbar dass weibliche Benutzer sich häufiger die beworbeneWimperntusche ansehen werden als Männer. Allerdings versichert StudiVZ, dass die Daten zur Personalisierung NIE, nicht mal in anonymisierter Form, an Dritte weitergegeben werden, die Einteilungerfolgt komplett intern. Wenn sich der Benutzer eines Tages „exmatrikuliert“ werden seine Daten dauerhaft gelöscht – nicht nur von der Seite entfernt wie es ehemals zur Diskussion stand.

Das Fazit ist simpel: StudiVZ geht seit der AGB-Änderung bei entsprechender Einstellung keineswegs anders mit den persönlichen Daten um, und auch „personalisierte Werbung“ ist nichtgleichbedeutend mit Werbeflut im Briefkasten. Was trotz aller Bestimmungen jedem im Hinterkopf bleiben sollte: Egal ob StudiVZ, Facebook oder Wer-kennt-Wen: Die entscheidende Datenschutzlückeliegt nicht beim Betreiber, sondern beim Nutzer und dessen enormen Freizügigkeit mit Telefonnummern, Bildern, Adressen und Interessen. Egal was in den AGB steht, jeder sollte kritischprüfen wie viel er von im Netz von sich freigibt.

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