Kommentar: Die britischen Bürger als Stars

In britischen Kinos ist man mittlerweile mittendrin statt nur dabei. Ja,tatsächlich. Denn fortan gibt es auch in Kinosälen des Empires die Videoüberwachung. Und bitte immer schön Lächeln!

Mit jedem Gesetz, das die britische Regierung in Sachen Videoüberwachung aufden Weg schickt, stellt sich dem Außenstehenden berechtigterweise immer mehr die Frage: Wann kommt denn endlich die sprichwörtlich „flächendeckende“ Videoüberwachung auch insSchlafzimmer oder in die Wohnstube? Natürlich sollte dieser Vorschlag nicht ohne den Vorwand der Terror- bzw. Verbrechensbekämpfung ins britische Parlament eingebracht werden.Schließlich könnte gerade die liebe Omi von nebenan zusammen mit dem kleinen Enkel an einem Plan sitzen, der die Übernahme der Weltherrschaft vorsieht.

Aber dieses Mal kann man nicht einmal dem Staat einen Vorwurf machen. Denn den entscheidenden Schritt in Richtung des „Orwellschen Überwachungsszenarios“, was seit geraumer Zeit in denKöpfen der britischen Bürger herrscht, beging nicht der Staat selbst, sondern zwei große Kinobetreiber. In vielen Kinosälen von „Vue Entertainment“ und„Odeon Cinemas“ wurden CCTV-Kameras installiert.

Und wozu das Ganze?

Die einzige Aufgabe, die diese Überwachungsgeräte haben, ist die Zuschauer während der Vorführungen zu filmen und das permanent. Beide Unternehmen gaben in einer Begründungan, dass so das Kinopersonal einen besseren Überblick über das Besucherverhalten habe. So sollen Verbrechen verhindert werden.

Wie beide Kinoketten darüber hinaus außerdem angeben, sollen die Aufnahmender 38.000 Euro teuren Überwachungsgeräte nach 31 Tagen automatisch gelöscht werden. Mitarbeiter der jeweiligen Filialen können in einer Kommandozentrale im Kino-Foyer jeweils dieAktivitäten der Zuschauer innerhalb der Kinosäle verfolgen. Laut Angaben beider großer Kinoketten sollen seit der Installation dieser „Closed-Circuit-Television-Systeme“ die „Beeinträchtigungen des Besuchererlebnisses“ beträchtlich zurückgegangen sein. Ob das vielleicht daranliegt, dass die Besucherzahlen einfach nur gesunken sind, ist bislang nicht bekannt.

Wozu das Überwachungssystem allerdings im Endeffekt dient, darüber lässt sich nur spekulieren. Vielleicht wollen die Kinobetreiber damit nur verhindern, dass die Besucher mit eigenenSpeisen und Getränke die Räume betreten, was bekanntlich ohnehin verboten ist. Oder man möchte damit illegale Filmmitschnitte in den Kinosälen verhindern.

Jedenfalls scheint nicht nur Großbritannien als Weltmacht den Überwachungsstaat zu leben, sondern mittlerweile auch die Bürger, wenngleich auch in Form von Menschen mit kommerziellemHintergrund …

Quelle: heise.de

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