Integration in Deutschland

Mitten im Streit um die künftige Zuwanderungspolitik hat sich jetzt der türkische Europaminister Egemen Bagis mit einem konstruktiven Aufruf eingeschaltet und fordert seine Landsleute und die Deutschen türkischer Herkunft auf, sich in Deutschland besser zu integrieren.

„Lernt Deutsch! Passt euch den Sitten an!“
(Egemen Bagis)

Die türkische Regierung steht voll und ganz hinter der Idee der Integration in Deutschland und unterstützt sie jetzt sogar von der Türkei aus. Der türkische Europaminister spricht klare Worte: „Ihr müsst das Geschenk eurer Identität und eurer Kultur nicht aufgeben, sondern euch als Botschafter der Türkei verstehen. Lernt Deutsch! Passt euch den Sitten und Gebräuchen eures Gastlandes an. Schickt eure Kinder auf die besten Schulen, damit sie eine Zukunft haben.“ Auch fordert der Minister, der für die Verhandlungen eines baldmöglichen EU-Beitritts der Türkei zuständig ist, auf, die Gesetze zu achten: „Denn wenn Ali oder Achmed Schlimmes tun, werden die Menschen nicht nach Namen suchen. Sie werden sagen: Der Türke wars!“

Seehofer im Kreuzfeuer

Erst gestern erntete CSU-Chef Horst Seehofer nach seiner Aussage, Deutschland brauche keine weiteren türkischen oder arabischen Fachkräfte, starke Kritik. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, widerspricht Seehofers Aussage vehement und ist sich sicher, dass die arbeitsmarktpolitische Zusammenarbeit mit der Türkei auf lange Sicht ein gutes Partnerland für einen flexiblen Arbeitsmarkt wäre. Für ihn seien Araber und Türken keineswegs schlechter für den Arbeitsmarkt, als Deutsche. Auch für Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) ist es nicht ausschlaggebend, woher die Fachkräfte kommen. „Das ist Populismus. Man darf es eben nicht an der Herkunft festmachen.“ Er plädiert sogar dafür, hoch qualifizierte Fachkräfte mit guten Angeboten aus dem Ausland zu locken. „Wir brauchen die Zuwanderung von Qualifizierten und Hochqualifizierten – es ist unerheblich, aus welchem Kulturkreis sie kommen.“ Der einzige, der hinter Seehofer steht, ist der Integrationsbeauftragte der Unionsfraktion im Bundestag, Stefan Müller: “ In der Tat sind relativ gesehen Muslime, vor allem türkische Muslime, schlechter integriert als andere. Unkontrollierte und massenhafte Zuwanderung hilft niemandem.“


Große Distanz zwischen Deutschen und Zuwanderern

Trotz allem Für und Wider der Politiker ist die Distanz deutscher Bürger gegenüber den Zuwanderern sehr groß. So lieferte eine erst kürzlich durchgeführte Studie, an der knapp 1.600 türkischstämmige und etwa 20.000 deutsche Jugendliche teilnahmen, ein bitteres Ergebnis. Junge Türken sind nicht abgeneigt, Kontakt zu deutschen Jugendlichen zu pflegen, nein, sie wünschen ihn sich sogar. 40,9 Prozent der Türken haben nichts gegen deutsche Nachbarn einzuwenden, allerdings möchten lediglich 9,2 Prozent der deutschen Jugendlichen Türken als Nachbarn, mehr als 38 Prozent lehnen sogar ab, mit ihnen Tür an Tür zu wohnen. Bleibt abzuwarten, wie sich die Lage politisch sowie auch zwischenmenschlich weiterentwickelt.

Quelle: Spiegel.de | Süddeutsche.de

Bild:
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