Kommentar – durch die Medien geistert schon seit Monaten die These, dass Deutschland und der Wirtschaft eine schwierige Zeit bevor stehe, da es an potentiellen Fachkräften für offene Vakanzen in Unternehmen fehle und so ein Mangel an Arbeitnehmern in Fachbereichen aufkomme.
Da fragt sich jetzt ein erheblicher Teil der Bevölkerung, wieso seine hochgradige Ausbildung wohl trotzdem zu schlecht für einen dieser Jobs sei. Ein berechtigter Einwand? Dass es in einem Land eine hohe Zahl an Arbeitslosen gibt, ist nicht sonderlich komisch. Die Anforderungen sind hoch, nicht jeder kann diese erfüllen und da die Wirtschaft in der Vergangenheit schwere Rückschläge erlitten hat, ist nicht mehr allzu viel Liquidität gegeben, welche man für zusätzliche Arbeitskräfte verwenden könnte. Aber gerade die höher positionierten Arbeitnehmerstellen müssen in Firmen besetzt werden, da sonst das ganze Geflecht einer Unternehmung nicht funktioniert. Diese treibenden Kräfte – Fachkräfte -, welche die Kompetenz besitzen, ihren Aufgaben nachzukommen und dies mit Bravur werden also dennoch gesucht.
Der Sinn eines Studiums?
Während früher also immer gepredigt wurde, die Kinder und Jugendlichen sollten ihren Akademikergrad anstreben und bloß an der Universität oder Fachhochschule studieren, um bestmöglichst ausgebildet zu werden, entwickelte sich den Medien zufolge parallel eine Chance, gut qualifiziert einen Job zu ergattern. So dachten es sich dann wohl auch die potentiellen Studenten, welche ihre Fachhochschulreife meisterten, um studieren zu können, damit sie dann am Ende ein Stück von dem Kuchen des Fachkräftemangels abbekommen und sofort einen Job nach dem Studium ergattern. Besser kann es ja nicht laufen – stimmts?
Der Staat freute sich über die hohe Bewerberanzahl für die angebotenen Studiengänge; der Fachkräftemangel in Zukunft wurde immer weiter aufgebauscht und so kam es dann, dass immer mehr Schulabgänger ihr Glück mit dem Studium erreichen wollten. Die Wartelisten wurden entwickelt, Studienplätze erweitert und trotzdem ist die Anzahl der Studenten viel zu hoch, als dass sie von den vorhandenen Universitäten bewältigt werden könnte. Die Glückspilze in spe, welche dann die Lizenz zum Studieren bekamen, stürzten sich in ihr persönliches Glück und machten einen hervorragenden Abschluss als Akademiker mit einer Kompetenz und einem Fachwissen, welches angeblich äußerst wertvoll für den Arbeitsmarkt sei und einem alle Türen öffne.
Der entstandene Konflikt
So viel dazu. Vielleicht liegt es an meiner persönlichen Engstirnigkeit, dass ich da gerade einen Konflikt sehe oder einen Widerspruch, vielleicht ist dies aber auch das Ergebnis des Bildungschaos in Deutschland. Denn wieso gibt es diesen Mangel, wenn es doch diese zahlreichen Studenten gibt, welche mit ihrem Titel trotzdem arbeitslos sind? Liegt es an der Lüge, ein Fachkräftemangel bestehe oder liegt es daran, dass die Arbeitgeber von heute zu ignorant sind, um die Qualitäten der Bewerber zu sehen und wertzuschätzen oder an der Ignoranz der Quantität, denn es gibt ja eigentlich zahlreiche Hochqualifizierte? Oder ist dies einfach nur mal wieder eine Ablenkung von den ganzen anderen Problemen, welche diese Thematik mit sich trägt?
Die amüsante Debatte
Deutsche Politiker diskutieren über den Import von Wissen und ausländischen Fachkräften. Diese handelsüblichen Begriffe auf Menschen bezogen lasse ich an dieser Stelle einmal unkommentiert. Jetzt fragt man sich als frisch gebackener Absolvent 2010 doch, wieso man selbst denn nicht genommen wird? Die Anzahl der geschriebenen Bewerbungen liegt jenseits von Gut und Böse und dennoch steht man da, arbeitslos, obwohl einem doch jeder gepredigt hat, welche Chance und welche Aussichten man mit dieser Karriere doch hätte?
Die Kernproblematik
Die Antwort darauf ist dann wohl die Berufserfahrung. Absagen, Tag für Tag der selbe große Umschlag im Briefkasten, doch warum? Weil man durch sein Studium zu wenig Berufserfahrung für einen dieser fachkraftbezogenen Arbeitsstellen hat? Doch wie soll man diese sammeln, wenn einem keiner die Chance dazu ermöglicht? Wie soll man eine drei- bis fünfjährige Erfahrung in der Praxis vorweisen, um einen Job als Fachkraft annehmen zu können, wenn einem der Arbeitsmarkt den Stempel unbrauchbar oder inkompetent aufsetzt? Wie soll man dies schaffen, wenn der Eintritt in den Markt der Berufstätigen mit einem Tor verschlossen ist, für das man den Schlüssel nicht besitzen kann und wird?
Studieren ist somit rein reflektierend ein trostloses Dahinvegetieren, nach der doch so aufregenden und positiven Zeit des Lernens. Vielleicht denkt man sich im Nachhinein, eine Ausbildung mit Einarbeitung und Lernen am Arbeitsplatz wäre doch sinnvoller gewesen. Die Übernahmechancen stehen relativ gut, denn wer investiert Zeit und die Geldsumme für die Zeit in jemanden, den er danach auf die Straße setzt? Nur wenige. Was bringt einem also die große Bandbreite an theoretischem Wissen, wenn dies niemand haben will? Vermutlich ist das so, weil man sich nicht beweisen kann. Wie denn auch, wenn einen keiner lässt. Aber dann immer weiter über den Mangel an Fachkräften und die drohende Gefahr davon debattieren.
Gute Nacht, Wirtschaft, ist das, was ich noch dazu zu sagen habe. Wenn euch auch etwas auf dem Herzen liegt, was diese Thematik betrifft oder ihr meine Darstellung und mein Fazit kritisieren wollt, ob nun positiv oder negativ, dann vermerkt euer Gedankengut einfach unter den Kommentaren!
Quelle: Welt.de | Spiegel.de
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