Mauer-Videospiel doch nicht veröffentlicht

Serious Games nennt man Spiele, die an ernste Themen heranführen und gleichzeitig Wissen vermitteln. Ein Student an der Hochschule für Gestaltung hat sich, passend zum Tag der Deutschen Einheit und dem 20-jährigem Jubiläum, den 3. Oktober als Präsentationstag vorgestellt.

Er möchte eine junge Zielgruppe ansprechen und diese mit Hilfe ihres „Leitmediums“ über das schwere Thema Brutalität an der Grenze aufklären. Das wie ein Ego-Shooter aufgebaute Spiel „1378(km)“ ist eine kostenlose Mod (Erweiterung) für Half-Life 2. Als Spieler schlüpft man dabei entweder in die Rolle des Flüchtlings, der versucht aus der DDR zu entkommen oder man ist Grenzsoldat, mit der Fähigkeit eben gerade solche Republikflüchtlinge zu erschießen. Dies ist allerdings nur ein Mittel um sie aufzuhalten.

Kunst zwischen Empörung und Aufklärung

Wie immer gibt es nun bei solch einem Spiel heftige Diskussionen um Gewalt und Moral. Als „geschmacklos“ bezeichnete Stiftung Berliner Mauer den virtuellen Kampf zwischen Flüchtling und Soldat. Die Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) geht harscher vor; die Half-Life Mod sei „ein Beitrag zur Enthemmung und Brutalisierung der Gesellschaft“. Die Landesmedienanstalt Baden-Württemberg will das Spiel nun prüfen.

Das der 23 Jahre alte Student aber weder ein gewaltverherrlichendes noch ein geschichtsverzerrendes Spiel entwickelt hat, geht aus seiner Stellungnahmen hervor. Beispielsweise ist es so, dass man nicht mehr gewinnen kann, wenn ein Schuss aus der Waffe fällt. Die zahlreich in das Spiel eingebauten Infotexte klären den Spieler über die Situation auf und helfen Geschichte zu verarbeiten. Man lernt, dass den Menschen Unrecht an der Grenze zugefügt wurde.

Brutalität Ja, Verharmlosung Nein

Die Brutalität wird vermittelt, „es verharmlost diese aber in keiner Weise“, heißt es in der Stellungnahme des Rektorats der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Der Student und die Leitung bedauern es, Gefühle von Angehörigen verletzt zu haben. „Es war keineswegs meine Absicht“, so der Student.

Veröffentlicht wird das Spiel nun erst im Dezember, mit einer großen öffentlichen Diskussion mit hochkarätigen Gästen an der Hochschule Karlsruhe. Die Professoren des Studenten jedenfalls, werden ihm „jede notwendige Unterstützung zuteil werden lassen“.

Quellen: 1378km.de | Heise.de | Gameone.de | hfg-karlsruhe.de

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