Lage in Birma spitzt sich weiter zu

Auch zwei Wochen nach dem verheerenden Zyklon behindert die Militärregierung in Birma dieinternationale Hilfe mit allen Mitteln. Die Opfer bekommen immer noch zu wenig oder gar keine Hilfe. Tausenden Kindern droht deshalb der Hungertod.

In Birma wird die Situation der Menschen nach dem Zyklon vor rund zwei Wochen nicht besser. Die Militärjunta schottet das Krisengebiet weiterhin ab, Hilfsorganisationen werden so gut wie nichtin das Land gelassen. Unter der Situation leiden vor allem die Kinder. Die Hilfsorganisation Save The Children warnte jetzt erneut, das in den kommenden Wochen tausende Jungen und Mädchen an denFolgen von Unterernährung sterben könnten, wenn sie nicht schnellstmöglich Hilfe erhalten. Im Irrawaddy-Delta waren bereits vor dem verheerenden Wirbelsturm 30.000 Kinderunterernährt. Die Uno schätzt, dass rund 30 Prozent aller Kinder im Land chronisch unter Mangelernährung litten, und über eine Million Kinder im Krisengebiet auf Hilfe angewiesensind.

Telefone für 1500 Dollar

In einem Lagebericht erklärte die UNO, dass die Generäle in Birma sogar den Import von Kommunikationstechnologie in das Land verbieten. Das erschwere die Koordination mit den Helfern vorOrt zusätzlich. Weiterhin müssten die Hilfsorganisationen ihre benötigten Telefone vom Ministerium für Post und Kommunikation beziehen. Jede Hilfsorganisation erhalte maximal zehnTelefone – zum Preis von 1500 Dollar (960 Euro) pro Stück. Der britische Premierminister Gordon Brown warf dem Militärregime vor, mehr am eigenen Machterhalt als am Schicksal derBevölkerung interessiert zu sein. „Das ist unmenschlich“, sagte Brown.

Hilfe wird nicht ins Land gelassen

Vor der Küste von Birma liegt zur Zeit ein französisches Kriegsschiff mit 1500 Tonnen Lebensmitteln an Bord vor Anker und wartet vergeblich auf die Erlaubnis zum Anlegen. Die Lebensmittelreichen, nach Angaben der französischen Regierung aus, um 100.000 Menschen rund 15 Tage lang zu ernähren. Weiterhin hat das Schiff Notunterkünfte für 15.000 Menschen an Bord.Hilfe, die aber anscheinend nicht benötigt wird. So berichtete das Staatliche Radio in Birma, das alle Opfer medizinisch versorgt würden. Die von der Regierung in großen Mengenbereitgestellte Hilfe gelange schnell und zuverlässig in die betroffenen Gebiete.

Den Hilfsorganisationen vor Ort bietet sich dagegen ein ganz anderes Bild: „Je weiter man geht, desto schlimmer wird die Lage“, sagte eine überlastete Ärztin inTwante, südwestlich von Rangun. „In der Nähe von Rangun bekommen die Menschen viel Hilfe und es ist immer noch schlimm. In den entlegenen Dörfern im Delta – das wollenwir uns gar nicht vorstellen.“

Mehr als 100.000 Opfer

Auch zwei Wochen nach der Katastrophe ist die genaue Anzahl der Opfer noch völlig unklar. Die Regierung schottet das Gebiet weiterhin nach außen ab. Die Vereinten Nationen gehenmittlerweile von über 100.000 Toten aus,während die britische Regierung unter Berufung auf inoffizielle Quellen sogar von bis zu 217.000 Toten oder Vermissten spricht. Mit jedem Tag derverstreicht, ohne das die internationale Hilfe in das schwer gebeutelte Land kommt, steigt das Risiko von Seuchen und Epidemien weiter an.

Quelle: Spiegel.de

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