Birmas Militärregime lehnt weiterhin Hilfe ab

Internationale Hilfsorganisationen laufen Sturm gegen die Zustände im Katastrophengebietvon Birma. Auch über eine Woche nach dem schweren Zyklon lässt das Militärregime keine ausländischen Helfer ins Land. Inzwischen fordern immer mehr Staaten eine Intervention, umden Opfern der Naturkatastrophe zu helfen.

Während das eigene Folk hungert und ums nackte Überleben kämpft, lässt Birmas Militärregierung über die Verfassung abstimmen und jubelt zynisch über die hoheWahlbeteiligung. Wie Birmas Staatszeitung am heutigen Sonntag berichtet, habe es eine „massive Wahlbeteiligung“ gegeben. Die Öffnungszeiten der Wahllokale seien aneinigen Orten sogar verlängert worden, damit alle Bürger ihre Stimme abgegeben konnten. „Das Referendum war von Erfolg gekrönt.“

Zynischer könnten die Nachrichten kaum ausfallen. Über eine Woche nachdem heftigen Zyklon „Nargis“ sind noch immer hunderttausende Menschen von Hunger, Durst und Seuchen gefährdet. Das Land, welches eines der ärmsten der Welt ist, ist in weiten Teilen fastkomplett zerstört worden. Doch die Hilfe für die betroffenen Menschen läuft immer noch mehr als schleppend an. „Wenn nicht sofort und massiv Experten sowieVersorgungsgüter in die am schwersten betroffenen Gebiete gelangen, wird es eine Tragödie unvorstellbaren Ausmaßes geben“, sagte Greg Beck vom International Rescue Committee.Hilfsorganisationen schätzen, dass das Leben von über 1.5 Millionen Menschen akut gefährdet ist. In weiten Teilen geben die Behörden als Hilfe gerade mal eine Tasse Reis pro Tagund Familie aus.

Inzwischen wächst der internationale Zorn auf das Militärregime. Weltweithatten Regierungen und Organisationen die Junta des verarmten Landes dazu aufgefordert, das umstrittene Referendum um die neue Verfassung ganz abzusagen und sich lieber auf die Hilfe für dieKatastrophenopfer zu konzentrieren. Die Machthaber weigern sich nun seit über einer Woche internationale Hilfe ins Land zu lassen. Hilfsgüter werden zwar angenommen, die Logistik wird aberweiterhin abgelehnt. Um eine rasche Verteilung der Güter zu ermöglichen wäre es aber zwingend notwendig, dass auch logistische Hilfe im Land selber ankommt. Amerika hat bereitsHubschrauber in die Region verlegt, um bei der Verteilung der Güter zu helfen. Auch die Thailändische Luftwaffe steht in den Startlöchern, um bei grünem Licht sofort diebereitstehenden Hilfsgüter verteilen zu können. Alle Hoffnung für die Hilfsbedürftigen ruht auf dem kommenden Montag. Man hofft, dass die Militär Junta nach Ende desVerfassungsreferendums ausländische Hilfe zulassen könnte.

Inzwischen erwägen immer mehr Regierungen, unter anderem Deutschland undFrankreich, die dringend benötigte Hilfe auch gegen den Willen des Militärregimes durchzusetzen. „Die internationale Gemeinschaft hat die Verantwortung und das Recht,Menschen in Not zur Seite zu stehen, auch wenn die eigene Regierung sich dagegen sträubt“, sagte Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD). Sie unterstütze dieInitiative des französischen Außenministers Bernard Kouchner, durch Einschaltung des Uno-Sicherheitsrats „Druck auf die Regierung in Myanmar auszuüben“.Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) sagte: „Wenn normale Spendenorganisationen wie die Welthungerhilfe es nicht schaffen, muss gegebenenfalls auch über einenBeschluss der Vereinten Nationen nachgedacht werden.“
Wie ein solcher Beschluss aussehen könnte, ist noch Unklar. Im äußersten Fall wäre aber auch eine militärische Intervention in Birma denkbar. Noch aber müssen diebetroffenen Menschen weiterhin darauf hoffen, dass die Militärdiktatur in ihrem Land endlich die Internationale Hilfe zulässt, die so dringend benötigt wird.

Das Verfassungsreferendum am gestrigen Samstag war im Übrigen eine Farce. Nach Informationen aus der Bevölkerung und der Opposition wurde mit Gefängnisstrafen von bis zu drei Jahrengedroht, wenn man mit nein abstimmen sollte. Auch wurden die Menschen teilweise mit Hilfsgütern bestochen oder vor den Augen der Wahlleiter dazu gezwungen mit Ja zu stimmen. Ob unter diesenUmständen die Hilfsgüter ohne Internationale Hilfe überhaupt alle Betroffenen erreichen können, ist fraglich. Hilfsorganisationen haben inzwischen versichert, dass Geldspendenfür die Betroffenen auch wirklich die Betroffenen erreichen werden. Das Regime in Birma habe keinen Zugriff, und auch keine Möglichkeit zu Beeinflussen, wer das Geld bekommt. Die Abwicklunglaufe nur über die eigenen Mitarbeiter im Land, und auch nur, wenn dementsprechende Anträge zur Verwendung der Spenden vorliegen.

Quelle: Spiegel.de

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