Briten sind vornehm, höflich, zurückhaltend und streng gekleidet? DiesesKlischee ist scheinbar veraltet, denn Londons neuer Bürgermeister Boris Johnson, ein ehemaliger Zeitschriftenredakteur und Satiriker, präsentiert sich mit Strubbelfrisur und zerknittertenAnzügen und nimmt kein Blatt vor den Mund.
Johnson ist bereits jetzt bekannt für unverblümte Äußerungen, für die er sich im Nachhinein entschuldigen musste, so nannte er die Bewohner Papua-Neuguineas „Mörder und Kannibalen“, verglich die „Homo-Ehe“ in Großbritannien mit der Hochzeit zwischen Männern und Hunden und zog über verschiedene englische Städte undRegionen her. Er weigerte sich, an einer Aktion seiner Partei für gesündere Schulspeisungen teilzunehmen und erklärte, er sympathisiere mit Eltern, die ihren Kindern mittags Fastfoodans Schultor brächten.
Johnson ist Mitglied der Konservativen Partei und damit das erste Parteimitglied seit über zehn Jahren, das einen landesweit wichtigen Posten bekleidet. Kritiker Johnsons warnen allerdingsdavor, dass er sich als „trojanisches Pferd“ erweisen und durch seine direkten Äußerungen den Einfluss der Konservativen Partei schwächen könne.
Seine erste diplomatische Feuerprobe wird Johnson bald bestehen müssen, denn als Bürgermeister der Stadt, in der die übernächsten Olympischen Spiele stattfinden sollen, wird vonihm erwartet, die Spiele in Peking zu besuchen, wobei seine Partei Zurückhaltung erwartet und hofft, dass Johnson seine Gastgeber nicht beleidigt. In einem seiner zahlreichen Bücherschreibt Johnson über China: „Der kulturelle Einfluss Chinas ist praktisch null und wird wahrscheinlich auch nicht anwachsen.“
Quelle: spiegel.de