Neues im Inzestfall von Amstetten

Laut Aussage des Inzestopfers Elisabeth F. wurde sie von ihrem Vaterteilweise sogar vor den Augen ihrer Kinder vergewaltigt, dies teilte die Polizei nun der Presse mit. Außerdem hat sie ihre Mutter, Rosemarie F., von jeglicher Beteiligung freigesprochen.Unterdessen schwebt die älteste Tochter Kerstin weiterhin in Lebensgefahr.

Die Opfer werden im Moment im Landesklinikum Amtstetten therapeutisch betreut und hermetisch von der Außenwelt abgeschirmt. Die Presse giert immer noch nach Bildern oder der Aussage einesOpfers: Fotografen kletterten auf Bäume und ein Kamerateam brach sogar in die Klinik ein. „Der Schutz der Familie hat oberste Priorität. Eine Sekundärtraumatisierungdurch solch einen Vorfall muss dringend verhindert werden“, so ein Sprecher der Klinik.

Die Untersuchungsarbeiten der Polizei dauern unterdessen an, in einer erneuten Befragung gab Elisabeth F. weitere Details zu Protokoll. So soll sie zuerst fünf Jahre lang in einem winzigen Raumzugebracht haben, erst nach der Geburt von zwei Kindern baute Josef F. die Räumlichkeiten weiter aus. Unklar ist im Moment noch, wie die Luftversorgung in dem Kellergefängnis funktionierthaben soll. Klar ist jedoch, dass bisher keine Anzeichen für eine mögliche Vorrichtung zur Vergasung der Opfer existierten.

Quellen: Stern.de | Spiegel.de

Update geschrieben von Florens


Inzestfall erschüttert Österreich

24 Jahre lang hielt der heute 73-jährige Josef F. seine inzwischen 42-jährige Tochter Elisabeth in einem Kellerverlies gefangen. Seiner Umwelt erzählte F., seine Tochter seiweggelaufen und befinde sich in den Fängen einer Sekte.

Wien – Als „freundlich und ganz nett“, als „sympathisch und unauffällig“ beschreiben die Anwohner von Amstetten ihren Nachbarn Josef F.Umso erschreckender ist das Verbrechen, was nun ans Licht gekommen ist: Im August 1984 lockte F. seine damals 18-jährige Tochter in den Keller des elterlichen Hauses, betäubte sie dort undsperrte sie in einem Kellerverlies ein. Einen Tag später meldete der Vater seine Tochter als vermisst. Etwa einen Monat später tauchte dann ein Brief auf, in dem die Tochter darum bat, inRuhe gelassen zu werden.

Angeblich habe sich seine Tochter einer Sekte angeschlossen. So erzählte Josef F. es zumindest seiner Umwelt. Nur ab und zu soll sie zu Hause eines ihrer ungewollten Kinder vor die Türgelegt haben, damit sich die Großeltern darum kümmern. Über 24 Jahre konnte Josef F. seiner Umwelt etwas vorgaukeln. Es war ein perfides Konstrukt aus Lügen,Täuschungsmanövern und Manipulationen.

Die inzwischen 42-jährige Tochter lebte während all der Jahre zusammen mit drei ihrer Kinder in dem rund 80 Quadratmeter großen, verliesartigen und fensterlosen Raum, der bereits beimBau des Hauses mit eingeplant worden sein soll. Als den Ermittlern am späten Samstagnachmittag der Durchbruch in das Verließ gelang, entdeckten sie dort eine voll ausgestattete Küche,Schlafräume mit Postern an den Wänden, einen Fernseher sowie eine Dusche. An die Wohnräume angeschlossen war eine Gummizelle.

Ihre Befreiung verdankt Elisabeth wohl eher einem Zufall. Vergangene Woche wurde ihre 19-jährige Tochter Kerstin schwer krank. Die 42-Jährige konnte ihren Vater und Peiniger davonüberzeugen, sie ins Krankenhaus zu bringen. Möglicherweise handele es sich um eine schwere Erbkrankheit infolge des Inzestes. Dies wäre ein Grund, warum die Behörden die vermissteMutter immer wieder aufriefen, sich umgehend zu melden – sie bräuchten Informationen, so die Begründung.

Dann unterlief dem sonst so kühl agierenden Täter ein weiterer Fehler. Sein Opfer konnte ihn dazu überreden, sie ins Krankenhaus zu fahren, um nach ihrer Tochter sehen zu können.Auf der Fahrt wurde F. dann von einer Polizeistreife angehalten und festgenommen. Ein anonymer Hinweis war eingegangen. Offenbar gab es also doch mindestens eine Person die von dem Martyrium derElisabeth F. wusste und geschwiegen hatte. War das Lügenkonstrukt am Ende doch nicht so ausgereift wie nun behauptet wird?

Erste Warnzeichen, dass etwas nicht in Ordnung ist, gab es offenbar bereits Jahre vor dem Verschwinden von Elisabeth. Bereits als sie elf Jahre alt war, soll Josef F. sie das erste Mal sexuellmissbraucht haben. Zweimal versuchte das Mädchen, sich ihrem Peiniger daraufhin zu entziehen. Sie lief weg. Das erste Mal mit 16, dann noch einmal mit 18 Jahre. Als sie das zweite Malzurückkehrte, wurde sie von ihrem Vater in den Keller gelockt, betäubt und in dem Verlies eingesperrt. Das Ganze offenbar aus Furcht, sie könne seine Übergriffe verraten.

Je mehr man über den Fall liest, umso absurder kommt es einem vor. Der Täter Josef F. hält seine eigene Tochter 24 Jahre lang im Keller gefangen und zeugt mit ihr sieben Kinder. Alles,ohne dass seine Ehefrau oder seine ersten sechs erwachsenen Kinder etwas von den grausamen Umtrieben mitbekommen haben, als sie zu Besuch waren? Oder haben sie alle Warnzeichen ignoriert undweggeschaut?

Noch absurder ist, dass drei der mit seiner Tochter gezeugten Kinder ganz normal bei F. und seiner Frau lebten. Angeblich von der Tochter vor der Türe abgelegt, weil sie sich nicht um siekümmern konnte. Eines davon hatte das Ehepaar sogar adoptiert. Die beiden anderen lebten als Pflegekinder bei ihnen. In allen drei Fällen führten die österreichischenBehörden entsprechende Prüfungen durch. Entdeckt haben sie nichts.

Experten bescheinigen dem 73-Jährigen ein hohes Maß an Intelligenz. Immer wieder wurde er bei der Polizei vorstellig und beschwerte sich, das man seine flüchtige Tochter nichtausfindig machen konnte. Er konstruierte ein nahezu perfektes Lügengerüst. Darin sehen auch Kriminalexperten den Unterschied zum Fall von Natascha Kampusch. Dort waren, wie sich inzwischenzusehends rausstellt, zahlreiche Ermittlungspannen gemacht worden. Im aktuellen Fall Amstetten gab es nach bisherigen Informationen der Polizei keine Chance in die richtige Richtung zuermitteln.

Elisabeth F., die fünf Kinder und die Ehefrau des Verdächtigen befinden sich in psychiatrischer Behandlung. Die 19-jährige Kerstin liegt noch auf der Intensivstation des Krankenhauses- ihr Zustand ist nach wie vor lebensbedrohlich. Während der 24 Jahre gab es für die Mutter und ihre drei Kinder keinerlei medizinische Versorgung – lediglich Kleidung und Essen. Diewichtigsten Fragen, welche die Ermittler nun klären wollen, sind wie er die Versorgung seiner Opfer unternommen hat und wie er es mit der Geburt, Versorgung und Betreuung der Säuglingeangestellt hat. Und natürlich warum in all den Jahren niemand etwas bemerkt hat (oder haben wollte?).

Eure Meinung zu diesem entsetzlichen Geschehen interessiert uns. Diskutiert in den Kommentaren darüber!

Quellen: Spiegel.de | N24.de

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