Freie Fahrt zum Fest

Zum ersten Mal seit Monaten gelingt es der Bahn, positive Schlagzeilen zuschreiben: Eine Einigung mit der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) und damit das Ende der ständigen Streiks scheint endlich in greifbare Nähe zu rücken.

Ein 16-stündiger Verhandlungsmarathon in Berlin nahm einen positiven Abschluss. Sichtlich erleichtert traten Bahnchef Hartmut Mehdorn und der GDL-Vorsitzende Manfred Schell am Montag vor diePresse. Sie erklärten, man habe ein „solides Fundament“ für eine Tarifvereinbarung gelegt.

Dabei ist die Bahn der GDL einen großen Schritt entgegengekommen. Der künftige Tarifvertrag sei kompatibel mit der Einigung, die letzte Woche mit Transnet und der Verkehrsgewerkschaft GDBAgetroffen wurde. Die Übereinkunft sieht ein Basis-Tarifwerk für alle Beteiligten vor. Darauf gründen sechs berufsgruppenspezifische Tarifverträge, von denen einer die Arbeitszeitund Bezahlung der Lokführer regelt. Außerdem erhalten GDL-Mitglieder noch diesen Monat eine Abschlagszahlung von 800 Euro. Die wird auf den noch abzuschließenden, rückwirkendgeltenden Tarifvertrag angerechnet.

Durch die Einigung mit den anderen Gewerkschaften erhalten die Bahnangestellten jetzt bis Ende 2010 zehn Prozent mehr Lohn. In einzelnen Berufsfeldern sogar bis zu vierzehn Prozent und mehr. Wichtigdabei ist, dass die GDL den von den anderen Gewerkschaften ausgehandelten Ergebnissen zustimmt und sich umgekehrt Transnet und die GDBA mit dem berufsspezifischen Tarifvertrag der GDL einverstandenerklären. Die stets geforderte Konfliktfreiheit bestünde nun darin, dass die von der GDL verhandelten Tarife ausschließlich für Lokführer gelten werden.

Im nächsten Schritt werden jetzt Gespräche mit den anderen Gewerkschaften und der Bahn fokussiert. In diesen sollen Absprachen über die Zuordnung der Tarifthemen zuManteltarifbestimmungen, dem sogenannten 80-Prozent-Block, getroffen werden. Auf deren Basis lassen sich dann die Elemente des Basisvertrages aushandeln.

Es liege noch viel Arbeit vor allen Partein, sagt GDL-Chef Schell. Das gesamte und abgestimmte Tarifwerk wird wohl erst zum Dezember des kommenden Jahres fertig werden. Die Fixpunkte für dieArbeitszeit- und Entgeltreglung der Lokführer sollen aber schon Mitte Januar stehen. Bis dahin würde dann auch nicht mehr gestreikt. „Solange wir verhandeln, streiken wirnicht„, sagte Schell in Berlin. „Das ist die frohe Botschaft an Deutschland.“

Die Bahnkunden können sich also darüber freuen, dass sie während der ohnehin schon traditionell chaotischen „Heimfahrtage“ vor dem Fest wenigstens keine streikbedingten Ausfälleerwarten müssen. Für die Bahn dürfte die frohe Botschaft sein, dass die Lokführer von ihrer ursprünglichen Forderung nach bis zu 31 Prozent mehr Lohn abgekommen sind.

Quelle: Stern.de

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