Edeka übernimmt Plus – ein hart umkämpfter Markt

Der David des Discountgeschäfts tritt an gegen Goliath: Deutschlandsgrößter Lebensmittelhändler Edeka übernimmt die Plus-Kette vom Familienunternehmen Tengelmann und will damit zu einem ernstenKonkurrenten von Aldi und Lidl im Discountgeschäft aufsteigen.

Es war bis zu letzt ein heftiges Tauziehen: Edeka und Rewe stritten sich um die Übernahme der Discount-Kette Plus.Schließlich aber machte Edeka das bessere Angebot und erhielt den Zuschlag und 70 Prozent der Anteile der Tegelmann-Kette Plus. Das gaben die Geschäftsführungen der Unternehmen heute in Mülheim an der Ruhr bekannt.

Verlierer Rewe aber gibt sich gelassen. Das Zusammenführen zweier Konzerne sei ein „Kraftakt“ sagte Rewe-Konzernchef AlainCaparros. Man habe bei dem eigenen Kaufpreisangebot berücksichtigt, dass „Integration, Sanierung und die mögliche Schließung hunderter Standorte […] immenseKosten verursachen“ werden.
Die scheinen Edeka-Chef Alfons Frenk allerdings nicht abzuschrecken. Auch ist von keinen Schließungen die Rede. Im Gegenteil: Er spricht von der Eröffnung von 3.000neuen Märkten und erwähnt keinen Stellenabbau.

Frenk sieht optimistisch in eine Zukunft, in der sein Konzern den Marktführern Aldi und Lidl konkurrenzfähig gegenübersteht. Schließlich war Edeka bisher eher einschwaches Leuchten im grellen Discount-Licht. Mit einem Jahresumsatz von ca. fünf Milliarden Euro kamen die Edeka-Billiganbieter Netto undKodi nicht annähernd an die starken Umsätze von Aldi (23 Milliarden Euro) und Lidl (Vierzehn Milliarden Euro) heran.Doch mit der Übernahme von Plus, der drittgrößten Discount-Kette in Deutschland, könnte sich das Kräfteverhältnis nachhaltig verschieben. DiePlus-Kette betreibt derzeit etwa 2.900 Filialen in Deutschland, Netto ungefähr 1.300. Zusammen würden beide über rund 4.100 Lädenund mehr als 51.000 Mitarbeiter verfügen. Damit erwarten die Unternehmen zukünftig Umsätze von bis zu elf Milliarden Euro.

In der Tat also ein ernstzunehmender Rivale für die bisherigen Spitzenreiter Aldi und Lidl und das in einem Geschäft, das in Deutschland so hart umkämpft ist wie kein zweites. Hoher Konkurrenzdruck bei geringenGewinnspannen zwingen die Discountbetreiber zu ständiger Flexibilität in der Strukturierung ihrer Unternehmen. Das äußert sich für den Kunden vor allem durch häufigwechselnde Angebote und niedrige Preise. Leider aber auch oft in mangelndem Service und unattraktiver Aufmachung der Filialen. Überforderte Mitarbeiter, die gehetzt Waren durch die Lädenschieben, oder die Kunden an der Kasse wie am Fließband abfertigen, sind direkt sichtbare Konsequenzen aus dem wachsenden Druck im Discountgeschäft. Wobei das für den preisorientiertenKunden sicher ein Mangel ist, den er gerne in Kauf nimmt.

Für die Angestellten selber aber bedeutet es aber vor allem eines: Eine Knochenjob, über dem ständig ein Damoklesschwert schwebt. Denn Kündigungen sind schnell vollzogen bei denDiscountern, deren Angestellte oft keinen Gewerkschaften oder Betriebsräten angehören. Gerade die Marktführer Aldi und Lidl waren wegenihrer zweifelhaften und undurchsichtigen Geschäftspraktiken in der Vergangenheit negativ in die Schlagzeilen geraten. Universalentschuldigungen für eine Kündigungspolitik am Rande derLegalität und zweifelhafte interne Hierarchien waren stets der erwähnte schwierige Markt. Es bleibt daher abzuwarten, ob sich die Fusion von Tengelmann undEdeka also wirklich für alle Seiten auszahlt.

Zunächst aber warten beide Seiten noch auf das Kartellamt. Dieses hat durchscheinen lassen, dass es sich eine Partnerschaft zwar vorstellen könne, angemeldet ist das Geschäft aberbisher noch nicht. Doch scheinbar rechnen die Konzernvorstände von Tengelmann und Edeka fest mit einer Zusage. Denn während die einenüber eine mögliche Kartellbildung beraten, überlegen die anderen schon, ob sie nicht auch im Einkauf miteinander kooperieren können. Außerdem äußerte Edeka auch Interesse an der Übernahme der Metro-Tochter Extra. Viel Bewegung also, auf einem ohnehin schon bewegten Markt.

Quellen: Spiegel.de | Sueddeutsche.de

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