Seit nunmehr sieben Monaten dauert der Tarifkonflikt der Bahn mit der GDL nun schon an. Begonnen hat alles am 30. März, als die Tarifgemeinschaftaus Transnet und GDBA ihren bestehenden Tarifvertrag mit der Bahn aufkündigte und sieben Prozent mehr Geld forderte. Die GDL will einen eigenen Tarifvertrag für das Fahrpersonal und bis zu31 Prozent mehr Lohn.
Am 19. Juni wies Bahnchef Mehdorn die Forderungen der Gewerkschaften als extrem hoch zurück. Die Verhandlungen wurden ergebnislos vertagt. Auch drei weitere Treffenblieben ohne Ergebnis. Die Arbeitgeber haben zu diesem Zeitpunkt noch kein einziges Angebot vorgelegt.
3. Juli – Die GDL, Transnet und GDBA ließen ihre Arbeit ruhen. In weiten Teilen Deutschlands kam der Personen und Güterverkehr zum Erliegen. Der Streik zeigteWirkung. Bereits am 9. Juli einigten sich Transnet und GDBA mit der Bahn. Die 134.000 Beschäftigten erhielten viereinhalb Prozent mehr Lohn und eine Einmalzahlung von 600 Euro. Der GDL reichtediese Einigung aber nicht aus.
Nur einen Tag später, am 10. Juli, begann die GDL, trotz einstweiliger Verfügung des Amtsgerichts Düsseldorf, mit Warnstreiks im Regionalverkehr. Nach derförmlichen Zustellung des Urteils wurde der Ausstand beendet. In anderen Bundesländern wurde der Ausstand solange fortgesetzt, bis das Amtsgericht Mainz auch diese untersagte. Am 19 Julischeiterte ein weiterer Einigungsversuch. Zur Hauptferienzeit drohten der Bahn nun massive Streiks im Personenverkehr.
Um einen Streik abzuwenden, kündigte Bahnchef Mehdorn am 3.August ein neues Angebot an. Die GDL lehnte ab und stellte der Bahn ein Ultimatum, bis zum 7. August ein tragfähiges Angebot vorzulegen, ansonsten wolle man bundesweit den Zugverkehrbestreiken. Per Eilverfahren untersagte das Nürnberger Arbeitsgericht am 8. August der GDL, bis zum 30 September im Güter und Fernverkehr zu streiken.
Einen Tag später einigten sich beide Seiten im Tarifstreit. Die GDL übergab der Bahn am 29. August einen Katalog mit Forderungen, die im Wesentlichen auch schon imMärz gestellt wurden.
Am 5. Oktober erklärte GDL-Chef Manfred Schell die Vermittlung als gescheitert. Ein darauffolgender dreistündiger Ausstand der Lokführer führte bundesweitzu massiven Behinderungen.
Zehn Tage später, am 15. Oktober, legte die Bahn derGDL ein neues Angebot vor, das – unter Anrechnung bereits geleisteter Überstunden – eine Einmalzahlung von 2.000 Euro vorsieht. Dazu bot der Konzern bis zu zehn Prozent mehr Lohn,Sonderregelungen für bessere Ruhetagspläne und verbesserte Aufstiegs- und Einkommensmöglichkeiten.
Im Gegenzug soll die Arbeitszeit verlängert werden. Die GDL war mit der „Mogelpackung“ der Bahn unzufrieden und legte am 25./26. Oktober mit ihrem bis dato längstenStreik den Nahverkehr bundesweit lahm. Über die Hälfte aller Züge fiel aus – in Ostdeutschland fuhr so gut wie kein Zug mehr. Ein neues Ultimatum für den 29.Oktober wies die Bahn zurück.
Am 4. November forderte die GDL ein neues Angebot der Bahn bis Anfang der Woche. Die Bahn ließ auch dieses Ultimatum am 6. November verstreichen.Daraufhin legten die Lokführer am 8. November den Zugverkehr für fast 42 Stunden lahm. Politik und Wirtschaft erhöhten ihren Druck auf GDL und Bahn. Nachdem die Bahn trotz der Streiksim Güterverkehr weiterhin auf stur schaltete, kündigte die GDL massive Streiks im Güter-, Nah- und Fernverkehr an.
Am 14. November, um zwölf Uhr mittags, beginnen die Lokführer mit einem 62-stündigen Ausstand im Güterverkehr. Am 15. November umzwei Uhr morgens sollen dann auch der Nah- und Fernverkehr folgen. Vor einem unbefristeten Streik hält die GDL noch ab, kündigt aber an, man werde den Arbeitskampf fortsetzen. GDL ChefShell denkt bereits über die Folgen eines Streiks über Weihnachten nach.